Die Gründe dafür kommentierten Politikerinnen und Politiker 2017 laut „Salzburger Nachrichten“ auf folgende Weise: L Für den Chef des SPÖ-Pensionistenverbandes ist die Pensionsreform unter Schwarz-Blau schuld an der klaffenden Pensionslücke. Die Grünen sehen es ähnlich. Die ÖVP-Seniorenbundchefin ortet das Problem – wie viele andere – im hohen Anteil von Teilzeitarbeit unter Frauen. Für die FPÖ sind die Benachteiligungen von Müttern auf dem Arbeitsmarkt hauptverantwortlich für die niederen Pensionen, für die Neos sind es die „rückständige“ Frauenpolitik der letzten und noch amtierenden Regierung und – wie für viele andere – fehlende Kinderbetreuungsplätze. (Salzburger Nachrichten, 28. 7. 2017, S. 2) Vergleiche die Begründungen für die einkommensmäßige Benachteiligung der Frauen, die im Jahr 2010 gegeben wurden, mit jenen aus dem Jahr 2017. Halte Ähnlichkeiten und Unterschiede fest. Diskutiert diese. Frauen holen in der Bildung auf Noch in den 1970er Jahren lag der Anteil der Mädchen in den höheren Schulen weit unter jenem der Burschen. Seither hat sich hier aber Entscheidendes verändert: Die Grafik der Statistik Austria von 2018 zeigt die Reifeprüfungsquoten der Burschen und Mädchen (jeweiliger Anteil am Altersjahrgang) zwischen 1986/87 und 2016/17. Insgesamt Männlich Weiblich 1986/87 1988/89 1990/91 1992/93 1994/95 1996/97 1998/99 2000/01 2002/03 2004/05 2006/07 2008/09 2010/11 2012/13 2014/15 2016/17 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 in Prozent Reifeprüfungsquoten nach Geschlecht Quelle: Statistik Austria, Schulstatistik. Erstellt am 1. 2. 2018. Interpretiere die Grafik „Reifeprüfungsquoten nach Geschlecht“. Halte die Ergebnisse schriftlich fest. Diskutiert mögliche Gründe für die unterschiedlichen Entwicklungen bei Maturantinnen und Maturanten. Bei der Wahl von Lehrberufen lassen sich heute Mädchen seltener von traditionellen geschlechtstypischen Berufsvorstellungen leiten als Burschen. Frauenstaatssekretärin Johanna Dohnal (1939–2010) vor einem Plakat mit dem Slogan „Jeder zweite Abgeordnete ist eine Frau“. Foto, 1979. Bei der Wahl von Lehrberufen zeigt sich bei den Mädchen stärker als bei den Burschen ein Umdenken: 2018 haben sich laut WKO-Statistik immerhin 3 Prozent der Mädchen für den für sie geschlechtsuntypischen Lehrberuf Metalltechnik entscheiden; somit befindet sich erstmals ein technischer Lehrberuf unter den TopTen-Berufen der Mädchen. Im Sinne des Gender Mainstreaming sollten aber in den Schulen und in der Jugendarbeit Themen wie „Gewalt und Aggressivität von jungen Männern“ vermehrt Beachtung erfahren. Die Forderung nach der Einstellung von mehr männlichen Lehrkräften hat zum Ziel, den Burschen verstärkt positive Rollenvorbilder beim Bildungserwerb anzubieten. Frauen- und Gleichstellungspolitik seit den 1980er Jahren 1979 wurde ein Staatssekretariat für allgemeine Frauenfragen im Bundeskanzleramt eingerichtet. 1990 folgte ein Frauenministerium mit Einspruchsrecht bei allen Ministerratsbeschlüssen und einem eigenen Budget zur Frauenförderung. Das ermöglichte eine selbstständige Unterstützung von Frauenforderungen. Bei den letzten Regierungsbildungen wurden die Frauenagenden allerdings häufig mit anderen Agenden, z.B. mit dem Öffentlichen Dienst oder der Gesundheit, in einem Ministerium zusammengefasst. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Nenne wesentliche Errungenschaften der Gleichstellungspolitik. Überprüfe anhand von aktuellen Medienberichten, wo sich noch Defizite erkennen lassen. 2. Informiere dich auf https://frauenvolksbegehren.at/ über die Forderungen des Frauenvolksbegehrens 2018. Wähle eine Forderung aus, die dir besonders wichtig und unterstützenswert oder aber nicht sinnvoll erscheint. Erläutere deine Haltung dazu. Politische und soziale Welten nach 1945 131 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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