Finanzierung erfolgte nun zu einem überwiegenden Teil aus den nationalen Budgets der Geberländer; Spendengelder (z. B. der Kirchen und der NGOs) ergänzten diese. Vielfach schufen aber diese Hilfsmaßnahmen neue Abhängigkeiten. Im Vordergrund der entwicklungspolitischen Aktivitäten der Geberländer standen nämlich sehr oft deren Interessen um politische Einflusssphären und wirtschaftliche Absatzmärkte. Darüber hinaus lieferte man nicht selten Produkte, ohne auf die Bedürfnisse der Bevölkerung in diesen Ländern zu achten. Und schließlich hat man es lange Zeit verabsäumt, Voraussetzungen für deren eigenständige Entwicklung zu schaffen. Dazu zählen besonders eine entsprechende Ausbildung und Gesundheitsförderung der Bevölkerung, die Sicherung der Menschenrechte und der Ausbau einer leistungsfähigen Infrastruktur für die Verwaltung und den (Güter-)Verkehr. Darauf haben Tausende Expertinnen und Experten, die in entwicklungspolitischen Projekten gearbeitet haben, immer wieder hingewiesen. Diese Erkenntnisse bewirkten, dass die traditionelle Entwicklungspolitik der 1960er und 1970er Jahre, welche vornehmlich aus finanziellen Zuwendungen bestand, allmählich verändert wurde. Es begann sich das Verständnis einer nachhaltigen „Entwicklungszusammenarbeit“ durchzusetzen. Im Jahr 2005 formulierte man dazu in der „Pariser Erklärung“ fünf Prinzipien für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit: 1. Stärkung der Eigenverantwortung der Partnerländer (Ownership); 2. Ausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit auf die nationalen Entwicklungsstrategien, -institutionen und -verfahren (Alignment); 3. Harmonisierung der Geberaktivitäten (Harmonisation); 4. Einführung ergebnisorientierten Managements (Managing for Results); 5. gegenseitige Rechenschaftspflicht (Mutual Accountability). (Nach: Informationen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Weltnachrichten Nr. 3/2011, S. 6). Spiegel Online: Mehr Hilfe zur Selbsthilfe, 2009: Die G-8-Staaten planen eine Kehrtwende in der Entwicklungspolitik. Eine Initiative sieht vor, weniger Nahrungsmittel in Hungergebiete zu schicken und stattdessen die regionale Landwirtschaft zu unterstützen. ( …) Statt Nahrungsmittel in Hungergebiete zu liefern und so lokale Märkte kaputtzumachen, soll den Landwirten dort geholfen werden, die Produktion anzukurbeln. (…) Vertreter der Vereinten Nationen begrüßten den Vorstoß der Industrienationen. Die Abkehr von Nahrungsmittelhilfen zu mehr Selbsthilfe sei ein längst überfälliger Schritt. Jacques Diouf, Chef der FAO, der UNO-Ernährungsorganisation, sagte: „Nahrungsmittelhilfe ist aber nötig, weil Menschen unter Dürre, Überschwemmungen und Konflikten leiden, und was sie sofort brauchen, sind Lebensmittel. Aber wenn wir es mit einer Milliarde hungernder Menschen zu tun haben, müssen wir ihnen dabei helfen, M3 Die Arbeitsaufträge 1 bis 4 erweitern deine Kompetenz, differenzierte politische Diskussionen zu führen. Arbeitsauftrag 5 leitet dazu an, deine Kompetenz zu trainieren, demokratische Mittel zur Durchsetzung deiner Anliegen zu nützen. Du wirst Kontakte zu Institutionen und Personen herstellen, die mit nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit befasst sind. Diese bieten auch entsprechende Informationen an, die für konkrete Projekte genutzt werden können. Damit politische Diskussionen fundiert und differenziert geführt werden können, braucht es entsprechende Grundlagen. Die Bezeichnung „Entwicklungsländer“ ist erst nach 1945 gebräuchlich geworden. Mit der Entwicklungsproblematik haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nationale Regierungen, internationale Organisationen wie die UNO und die OECD, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Kirchen, aber auch die Wissenschaften beschäftigt. Der Politikwissenschafter Dieter Senghaas: Entwicklungspolitik. Alte und neue Herausforderungen, 2010: Wenn zwischen Gesellschaften und insbesondere ihren Ökonomien, die miteinander regen Austausch pflegen, eine Kluft an Wissen (z. B. im technologischen Bereich) und organisatorischen Fähigkeiten entsteht, dann steht im Laufe der Zeit einer weniger produktiven Wirtschaft eine produktivere gegenüber. Zwischen ihnen bildet sich ein Gefälle an Fähigkeiten heraus. In weiterer Folge werden die mit veralteter Technologie und geringerer Produktivität erzeugten Waren einfach niederkonkurriert. In einer liberalen Wirtschaftsordnung werden solche Gesellschaften an den Rand gedrängt (marginalisiert). Die wirtschaftlich und technologisch moderner entwickelten Gesellschaften in Europa, Amerika (z. B. USA, Kanada, Brasilien) und teilweise in Asien (z. B. Japan, Süd-Korea, VR-China) benutzen sie als Lieferanten von Rohstoffen. Dazu zählen unverarbeitete Erze, Diamanten, Erdöl und besonders auch landwirtschaftliche Produkte von Plantagenwirtschaften, wie Kaffee, Tee, Zucker und Früchte. Von dieser Situation ist gegenwärtig in besonderem Maße Schwarz-Afrika betroffen. (Senghaas: Entwicklungspolitik. Alte und neue Herausforderungen. In: Praxis Politik. Februar 1, 2010, S. 4 f.) Austrian Development Agency (ADA): Entwicklungshilfe – Entwicklungspolitik – Entwicklungszusammenarbeit, 2011: Am Anfang stand die „Entwicklungshilfe“. Sie wurde im Wesentlichen von privaten Einrichtungen und Kirchen getragen. Die Finanzierung erfolgte hauptsächlich über Spenden. Dann kam von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Aufforderung an ihre Mitgliedsländer, Entwicklungshilfe von Staat zu Staat zu leisten. Auf diese Weise entwickelte sich die bisherige Entwicklungshilfe zur „Entwicklungspolitik“ weiter. Die M1 M2 3. Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel Afrika 118 Kompetenztraining Politische Handlungskompetenz Differenzierte politische Diskussionen führen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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