sind nach wie vor gesellschaftlich benachteiligt und schlecht integriert, bleiben häufig ohne Ausbildung und Arbeit. Ideen, Widerstand, Reformversuche Auch in Afrika südlich der Sahara setzten Unabhängigkeitsbewegungen ein. In vielen Kolonien riefen junge schwarze Intellektuelle Unabhängigkeitsbewegungen ins Leben. Sie hatten vielfach in Europa oder in den USA studiert und dort auch die Ideen der Selbstbestimmung und Demokratie, des Nationalismus und Marxismus kennen gelernt. Jetzt begannen sie, ihre Ideen in die Praxis umzusetzen. Dabei stützten sie sich häufig auf einheimische Beamte und Angestellte der Kolonialverwaltungen. Parteien und Gewerkschaften wurden gegründet. Sehr bald trugen die neuen Politiker Afrikas die Forderung nach Selbstständigkeit an die Regierungen der Kolonialmächte heran. Gleichzeitig gab es aber auch wachsenden gewaltsamen Widerstand gegen die europäische Herrschaft. So verhängte z. B. die britische Regierung in Kenia den Ausnahmezustand, um einen Aufstand (Mau Mau-Revolte) niederzuschlagen. Auch wurde von Seiten der Kolonialmächte versucht, durch Reformen die Unruhen zu meistern. Doch auch Zugeständnisse vermochten die Bestrebungen nach politischer Unabhängigkeit nicht mehr zu stoppen. 1960 – das „Jahr Afrikas“ Als erste Kolonien erlangten 1956 der Sudan und 1957 Ghana ihre Unabhängigkeit. In Ghana hatte sich schon 1947 eine Unabhängigkeitsbewegung gebildet. In ihr spielte Kwame Nkrumah (1909–1972) eine wesentliche Rolle. Léopold S. Senghor (1906 – 2001), 1960 – 1980 Präsident des Senegal. Foto, 1968. Senghor studierte in Frankreich, und war dort in der Gewerkschaftsbewegung tätig. 1948 gründete er den „Demokratischen Block“ Senegals. Von 1945 bis 1958 gehörte er einer Gruppe afrikanischer Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung an. In seinen Schriften forderte Senghor Afrikanerinnen und Afrikaner auf, sich auf ihre eigenen kulturellen Werte und Traditionen zu besinnen, um daraus Selbstbewusstsein und Kraft zu schöpfen. Er vertrat damit das Konzept der „Negritude“, die eigene Werte und kulturelle Eigenständigkeit betont. 1.3 Afrika – späte Unabhängigkeiten Die koloniale Aufteilung Afrikas mit den Jahren der jeweiligen Unabhängigkeiten zwischen 1951 und 1990. Die Entkolonialisierung beginnt im Norden In Afrika begann die Welle der Entkolonisierung im Norden des Kontinents. 1951 wurde Libyen unter König Idris unabhängig von Italien. 1956 zog sich Frankreich aus seinen Protektoraten Tunesien und Marokko zurück. L Im gleichen Jahr, in dem Frankreich den Krieg in Indochina verlor (1954), eskalierte auch in Algerien die Gewalt. Das nordafrikanische Land galt nicht als Kolonie, sondern als eine Provinz Frankreichs, in der eine starke weiße Bevölkerungsminderheit lebte. Paris versuchte deshalb mit allen Mitteln, jegliche Dekolonisationsbestrebungen zu unterbinden. Bei Terror und Gegenterror, Bombenanschlägen, gewaltsamen Umsiedlungen und systematischer Folter verloren 700 000 Menschen ihr Leben. „Nur“ 27 500 von ihnen waren französische Soldaten. Als klar wurde, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen war, zogen sich die Franzosen 1962 notgedrungen zurück. Der Großteil der Siedler verließ das Land. (Wendt, Vom Kolonialismus zur Globalisierung, 2007, S. 342) Der siebenjährige Krieg zwischen der algerischen Befreiungsbewegung und Frankreich wurde lange Zeit auf beiden Seiten nicht aufgearbeitet. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft in Nordafrika zogen viele Menschen von dort nach Frankreich. Sie wurden zum Großteil in Randgebieten der Großstädte (Banlieus) angesiedelt. Sie 110 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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