viele Millionen Hektar Grund sowie Waldgebiete durch Minen, Bomben und Entlaubungsmittel unbrauchbar gemacht und vergiftet. Schwieriger Neubeginn im Inneren Auf einem Trümmerfeld startete das 1976 unter der siegreichen kommunistischen Führung wiedervereinigte Vietnam seinen Neuanfang. Ein erstes symbolisches Zeichen setzte man mit der Umbenennung von Saigon – der bisherigen Hauptstadt Südvietnams – in Ho-Chi-MinhStadt. Mit dem Abzug der geschlagenen US-Truppen verließen auch weit über hunderttausend Vietnamesinnen und Vietnamesen das Land in Richtung USA. Dort bilden sie heute eine wichtige Minderheit, und sie stellen zunehmend Kontakte zur alten Heimat wieder her. Vielfach wurde befürchtet, dass die siegreichen Kommunisten in Südvietnam aus Vergeltung ein Blutbad anrichten würden. Diese Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet, wohl aber wurden Hunderttausende Vietnamesinnen und Vietnamesen oft viele Jahre in Umerziehungslagern interniert. Einige der im zentralen Hochland Vietnams lebenden ethnischen Minderheiten, die während des Vietnamkrieges besonders eng mit den USA kooperierten, stellen sich weiterhin gegen die kommunistische Regierung und werden nach wie vor verfolgt. Auch christliche Minderheiten sind Repressionen ausgesetzt. Hunderttausende Menschen versuchten, in kleinen Booten über das Meer nach China, Hongkong oder auf die Philippinen und die Inseln Indonesiens zu flüchten. Darunter befanden sich auch besonders viele Angehörige der chinesischen Minderheit, die im Wirtschaftsleben Vietnams eine wichtige Rolle spielten. Viele dieser „boat people“ ertranken bei ihren Fluchtversuchen oder wurden von Piraten auf offener See ausgeplündert und ermordet. Für lange Zeit kein Frieden Während sich Großbritannien aus seinen Kolonien in Asien ohne Kampf zurückzog, versuchte Frankreich in Südostasien seine Kolonien mit Gewalt zu behaupten. Dieser Politik setzte in Vietnam eine Unabhängigkeitsbewegung unter der kommunistischen Führung Ho Chi Minhs politischen und militärischen Widerstand entgegen. Es gelang ihr schließlich mit sowjetischer und chinesischer Hilfe, die französischen Truppen zu schlagen. Auf einer internationalen Konferenz in Genf wurde 1954 vereinbart, Vietnam entlang des 17. Breitengrades vorerst zu teilen. Die Unabhängigkeitsbewegung musste sich in den Norden zurückziehen. Im Süden wurde eine eigene Regierung eingesetzt, die die Unterstützung der USA besaß. Über die weitere Entwicklung sollten Wahlen in beiden Teilen Vietnams entscheiden. Die Regierung im Süden Vietnams verlor jedoch bald – v. a. bei der Landbevölkerung – jede Glaubwürdigkeit. Korruption, die Verschleppung von Reformen sowie die Weigerung, die vorgesehenen Wahlen durchzuführen, führten zur Bildung einer neuen südvietnamesischen Widerstandsbewegung (Vietcong). In ihr spielten die Kommunisten bald eine führende Rolle. Unterstützt von Nordvietnam, China und der Sowjetunion drängte der Vietcong die Regierungstruppen bald in die Defensive. Je mehr die Regierung Südvietnams in Bedrängnis geriet, umso heftiger verlangte sie wirtschaftliche und militärische Hilfe von den USA. Zuerst leisteten die USA umfangreiche Wirtschafts- und Militärhilfe. Ab 1965 landeten auch immer mehr US-Soldaten in Südvietnam. Ein systematischer Bombenkrieg begann, in dem chemische Kampfstoffe in großem Ausmaß eingesetzt wurden. Darüber hinaus erfolgte eine Ausweitung des Krieges auf Laos und Kambodscha, um den Vietcong vom Nachschub aus dem Norden abzuschneiden. Trotzdem zeichnete sich für Südvietnam und die USA kein militärischer Erfolg ab. Hinzu kam, dass der Widerstand gegen diesen Krieg in den USA seit 1967 immer stärker wuchs. Auch internationale Protestbewegungen forderten den Abzug der US-Truppen. 1973 zogen sich die USA nach einem Friedensabkommen in Paris aus Vietnam zurück. Der Krieg ging jedoch weiter und endete nach zwei Jahren mit einer Niederlage der südvietnamesischen Armee. 1976 wurde das Land unter kommunistischer Führung formell wiedervereinigt und in den sowjetisch dominierten Block der Volksdemokratien eingegliedert. Das vietnamesische Volk bezahlte einen hohen Preis für den Sieg des kommunistischen Nordens. In diesem Krieg fanden etwa 2 Mio. Vietnamesinnen und Vietnamesen den Tod. Die städtischen Industriezentren im Norden waren durch den Bombenkrieg der US-Luftwaffe schwer beschädigt. Im Süden waren 9 000 der rund 15 000 Dörfer zerstört, 1.2 Fallbeispiel Vietnam Nick Ut, Vietnamesische Kinder auf der Flucht nach einem Napalm-Angriff. Foto, 8. 6. 1972. Das Bild, das die Welt schockierte, zeigt die nackte, neunjährige Kim Phuc, die nach einem Angriff der südvietnamesischen Luftwaffe mit Napalm-Bomben mit weiteren Kindern aus ihrem Dorf flüchtet. Dieses Bild ist nach eingehender Diskussion in der Redaktion der New York Times als Titelbild ausgewählt worden. Es wurde in der Folge das „Antikriegsbild“ schlechthin. 108 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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