Zeitbilder 6, Schulbuch

L Angezogen durch die Aus- sicht auf fruchtbares Land und religiöse Toleranz, strömten von Anfang an viele Quäker aus England, Wales, Holland und Deutschland nach Pennsylva- nia. Dazu kamen Hugenotten und Angehörige anderer unter- drückter religiöser Minoritäten. Ganz allgemein zog die gut or- ganisierte Kolonie europäische Arbeitskräfte und europäisches Kapital stärker an als ihre älte- ren Vorgängerinnen. Zwei Jah- re nach der Gründung der Stadt standen in Philadelphia bereits über 300 Häuser. (Guggisberg, Geschichte der USA, 1988, S. 23) Gegen die indigene Bevölkerung Das Gebiet, in dem sich die engli- schen Kolonien entwickelten, war nicht menschenleer. Die Urein- wohnerinnen und Ureinwohner Amerikas („Native Ame- ricans“), von den Europäern „Indianer“ genannt, lebten schon seit Jahrtausenden dort. Sie hatten den Kontinent besiedelt, seit sie vor etwa 29 000 Jahren in Amerika ein- gewandert waren. Dabei entwickelten sie eine Vielzahl an Kulturen. An der Ostküste Nordamerikas war der Le- bensraum der „Waldindianer“. Für diese Menschen wa- ren Jagd und Fischfang sowie der Anbau von Bohnen, Mais und Kürbissen die Grundlage ihres Lebens. Die eingewanderten Europäerinnen und Europäer hiel- ten es für selbstverständlich, dass die Ureinwohner ih- nen Platz machten. Die weißen Kolonisten stießen im- mer weiter nach Westen vor und verdrängten die „Na- tive Americans“ gewaltsam aus ihrem Lebensraum. Wer sich widersetzte, wurde umgebracht, wer nicht, manchmal auch. Die Ureinwohnerinnen und Urein- wohner und ihre Lebensgrundlagen (z. B. Büffel) wur- den systematisch ausgerottet. Den Überlebenden wur- de das Land schließlich nach und nach gegen sehr we- nig Geld oder Waren „abgekauft“. Gegen Ende des 19. Jh. waren sie in Gebiete zurückgedrängt worden, die für die Weißen keine wirtschaftliche Bedeutung be- saßen (Reservationen). Erst 1924 erhielten alle „Native Americans“ die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Schildere, was du über das Leben der „Native Americans“ in den Reservationen weißt. Beschreibe, wie „Native Ame- ricans“ in Spielfilmen („Western“) dargestellt werden. Konflikte mit dem Mutterland Die Kolonien in Nordamerika waren für England sehr wichtig. Ihre Bevölkerung zählte um 1770 etwa 2,3 Mil- lionen Menschen gegenüber 6,5 Millionen in Großbri- tannien. Sie exportierten immer mehr Tabak, Indigo und Reis, Pelze, Holz und Rum. Die Kolonisten bauten ein Drittel der Schiffe, die unter der britischen Flagge fuh- ren. Sie produzierten mehr Eisen als England und Wales und stellten außerdem sämtliche Gegenstände des täg- lichen Bedarfs selbst her. England zog immer größeren finanziellen Gewinn aus seinen amerikanischen Kolonien, legte diesen aber sehr strenge Beschränkungen auf. Die Engländer ach- teten darauf, dass nur sie und keine Handelsschiffe aus anderen Ländern die Häfen in den Kolonien anlaufen konnten. Sogar der Handel zwischen den einzelnen Kolonien wurde beschränkt. Im Frieden von Paris (1763) hatte Großbritannien die französischen Gebiete Kanadas und Louisiana östlich des Mississippi von Frankreich gewonnen. Der Siebenjährige Krieg (vgl. S. 49) hatte aber die britischen Finanzen stark belas- tet. Deshalb wollte das Parlament in London die Kolo- nien stärker besteuern. Die britische Regierung be- schloss: – Stärkere Überwachung der Kolonien: Dazu wurden starke Verbände des Heeres in Amerika stationiert. Die Kolonisten mussten das Militär versorgen – ein Anlass zu ständigem Streit. – Neue Zölle und Steuern. Schließlich verbot die britische Verwaltung den Kolo- nisten, eigenes Geld zu drucken, und belegte alle Rechtsdokumente und Druckerzeugnisse mit einer Steuer („Stamp Act“). Daraufhin boykottierten die Ko- lonisten alle englischen Waren („Nonimportation“). Etliche britische Firmen gingen deshalb bankrott. Nun erhoben die Kolonisten die Forderung nach Mitbestim- mung. Jean L. J. Ferris (1863–1930): Ankunft von William Penn in Pennsylvania am 29. Oktober 1682. Druck nach einem Gemälde. William Penn, einer der bedeutendsten Kolonisten Nordamerikas, bei der Landung 1682. Der Quäker Penn praktizierte in Pennsylvania auch der indigenen Bevölkerung gegenüber Toleranz. Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg 89 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=