Zeitbilder 6, Schulbuch

Fu l r e i c h S a m o r i s Algier Tanger Timbuktu Léopoldville Stanleyville Windhuk Kapstadt Pretoria Nairobi AddisAbeda Faschoda Kairo Tobruk Tripolis A l g e r i e n L i b y e n Tunesien Marokko Ifni Rio de Oro Ägypten S u d a n Franz.- Somalild. Brit.- Somalild Brit.- Ostafrika Deutsch- Ostafrika Njassa- land Nord- Rhodesien Süd- Rhod. Betschuana- land Sudafrikan. Union Basutoland Swasiland Südwest- afrika Deutsch- Angola Belgisch- Kongo Cabinda Span.- Guinea Kamerun Nigeria Toga Gold- küste Sierra Leone Port.- Guinea Gambia M a u r e t a n i e n Kanarische in. span. Madeira port. Atlantischer Ozean Lagos F r a n z . - W e s t a f r i k a Kufra-Oasen Ä q u a t o r i a la f r i k a E r i t r e a Abessinien I t a l. - S o m a l i l d F r a n z . - O s t a f r i k a P o r t u g . - O r a n j e T r a n s v a a l Liberia Sansibar brit. Aldabra In. brit. Komoren franz. M a d a g a s k a r Ozean Indischer Tunis M i t t e l m e e r N i l N i g e r K o n g o S a m b e s i O r a n j e Hausa Rabehs Matabelereich Herero 1904/07 A t l a n t i s c h e r O z e a n Walfisch-Bai Südafr. Belgisch Britisch Deutsch Französisch Italienisch Portugiesisch Spanisch Nicht-Kolonialgebiet Stammesreiche um 1890 Aufstand 0 500 1000 1500 2000 km R o t e s M e e r Die koloniale Aufteilung Afrikas vor 1914. „Wettlauf um Afrika“ Vielen Europäerinnen und Europäern galt Afrika als „weißer Fleck“ auf der Landkarte. Gegen Ende des 18. Jh. setzte die Erforschung Afrikas stärker ein. Gesell- schaften wurden gegründet, wie z.B. 1788 die „African Society“ in London. Erkundet wurden Flussläufe, Roh- stoffvorkommen, Nutzbarkeit des Bodens, Klima und Lebensgewohnheiten der Bevölkerung. Die Erkenntnis- se kamen auch dem Kolonialismus zugute. Die Forscher waren vielfach direkt im kolonialen Interesse tätig. Ihnen folgten Händler, Siedler und Missionare. Im 19. Jh. nah- men die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Afrika zu. Dies führte zu einer stärkeren innereuropäi- schen Konkurrenz und Mächterivalität. Um 1880 ver- schärfte sich die Situation, als auch die jungen National- staaten wie Belgien, Italien und Deutschland koloniale Ansprüche erhoben. Auf einer internationalen Konferenz 1884/85 in Berlin planten die Mächte, ihre Interessen in Afrika abzusi- chern. Ohne afrikanische Beteiligung entschieden die Regierungen Europas und der USA über Handels- und Schifffahrtsfreiheit im Bereich des Kongo und des Niger, über die Formen zukünftiger Besitzergreifungen sowie über die Abschaffung des Sklavenhandels. Kayoya, ein Schriftsteller aus Burundi, schreibt: Q Das Selbstbewusstsein des „Kolonisierten“ In Berlin hat man sich im Jahre 1885 unseren Kontinent aufgeteilt. Ohne jemand zu fragen, hatte man sich unseres Elends angenommen. Man kam, um uns aus unserem Jahrhunderte langen Elend herauszuziehen Man kam, uns zu erziehen Man kam, uns zu zivilisieren Dieser Vertrag von Berlin hat mich lange gekränkt. Jedes Mal, wenn ich auf dieses Datum stieß, empfand ich dieselbe Verachtung. […] Die Höhe der Entrüstung, die ein menschliches Herz „verdauen“ kann. Das Schlimmste aber war, dass man mich dieses Datum lehrte. Ich musste es auswendig lernen. […] Vor unseren unbeweglichen Gesichtern breitete man die Folgen aus: Die Befriedung Afrikas Die Wohltaten der Zivilisation in Afrika Den Mut der Forscher Den selbstlosen Humanismus Aber niemand Absolut niemand wies hin auf die Beleidigung Auf die Schmach, die uns überall begleitete. […] (Kayoya, Das Selbstbewusstsein des „Kolonisierten“, zit. in: ÖIE (Hg.): öe-Themenheft Schwerpunkt Ruanda/Burundi, 2000, o. S.) Im „Wettlauf um Afrika“ wurden Grenzen neu gezogen. Sie entsprachen dem Interessensausgleich der Kolonial- mächte, nicht aber den traditionellen Siedlungsräumen (vgl. die Karte). Der Aufstand der Herero und Nama Die Reaktionen der afrikanischen Bevölkerung auf ihre koloniale Unterwerfung waren vielfältig. Es gab Anpas- sung, Kollaboration, Resignation, aber auch Widerstand. Erfolgreich war der Widerstand in Abessinien. Dort wur- de die Errichtung einer imperialen italienischen Herr- schaft in den 1890er Jahren militärisch abgewehrt. Gegen Ende des 19. Jh. änderten sich die Lebensum- stände vieler schwarzer Völker grundlegend. Dafür wa- ren mehrere Faktoren ausschlaggebend. Bei den Herero in Südwestafrika z. B. wirkten sich Rinderpest, Dürre und Malaria verheerend auf die Existenzgrundlagen aus. Gleichzeitig nahmen deutsche Siedler Land in Be- sitz und grenzten Weideflächen ein. Die Herero sahen sich vielfach gezwungen, Land zu verkaufen. Sie ver- armten zusehends und mussten ihren Lebensunterhalt bald als Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter verdienen. Dieser Vorgang wurde begleitet von einer ruinösen Landpolitik des Oberhäuptlings und gewinnsüchtigen Landverkäufen einzelner Häuptlinge. Als besonders be- drückend wurden von den Afrikanerinnen und Afrika- nern jedoch die steigende Rechtsunsicherheit und die Einseitigkeit der Kolonialjustiz empfunden. Die Prügel- strafe gehörte zum „selbstverständlichen“ und als „un- verzichtbar“ erklärten Straf- und Zuchtmittel. Zu dieser Rechtsunsicherheit kamen erste Planungen von Reser- vaten seitens der deutschen Kolonialherren. Das war der Hintergrund für den Herero-Nama-Aufstand von 1904/07, über dessen unmittelbare Anlässe der Ober- häuptling Samuel Maharero meinte: Q Der Krieg ist von ganz kleinen Dingen gekommen, und hätte nicht zu kommen brauchen. Einmal wa- ren es die […] Kaufleute mit ihrem schrecklichen Wucher und […] gewaltsamen Eintreiben. Für […] 7. Imperialismus – aus der Perspektive der Opfer Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus 79 Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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