Zeitbilder 6, Schulbuch

Untersuche die Einstellung und das Verhal- ten des Kolumbus den Inselbewohnern gegenüber (S. 66). Bewerte dazu auch die Art seiner Geschenke bzw. Tauschwaren. Obwohl Kolumbus ohne Gewürze und mit nur wenig (Gold-)Schmuck von seiner ers- ten Fahrt zurückkehrte, wurde er in Spa- nien gefeiert. Hatte er doch, nach damaliger Überzeugung, den Seeweg nach Ostasien auf der Westroute entdeckt. Bis zu seinem Tod war er davon überzeugt, die Indien vor- gelagerten Inseln (daher: Westindische In- seln) entdeckt zu haben. Erst mit der Über- querung der Landenge von Panama durch den spanischen Seefahrer Balboa (1513) bestätigte sich, dass Kolumbus einen neuen Erdteil „entdeckt“ hatte. Er erhielt den Na- men Amerika nach dem Italiener Amerigo Vespucci, der den Kontinent als Erster be- schrieb. Den endgültigen Beweis für den neuen Kontinent sowie für die Kugelgestalt der Erde aber erbrachte der in spanischen Diensten stehende Portugiese Magellan (Magalhães): Nach dreijähriger, abenteuerlicher und entbehrungsrei- cher Fahrt kehrte eines seiner fünf Schiffe von der ersten Weltumseglung (1519–1522) nach Spanien zurück. Länder werden erobert und alte Kulturen zerstört Was Kolumbus bei seinen Reisen nicht gefunden hatte, rafften wenige Jahrzehnte später zwei Konquistadoren (= Eroberer) mit unglaublicher Grausamkeit in riesigen Mengen an sich: Gold. 1519 drang der spanische Ritter Hernán Cortés mit einer nur 600 Mann starken, berittenen Streitmacht in das Reich der Azteken im Hochland von Mexiko vor. Mit Hilfe rebellierender Indigener und der überlegenen Waffentechnik zerstörte er die auf Pfählen gebaute La- gunenstadt Tenochtitlan und setzte den Aztekenkaiser Montezuma gefangen. Eine unermessliche Beute war der „Lohn“ dieses Unternehmens. Mexiko kam als „Vi- zekönigreich Neuspanien“ unter spanische Herrschaft (1522). 1532 eroberte der Spanier Francisco Pizarro mit nicht einmal 200 Soldaten ein anderes „Goldland“, das von den Inka beherrschte Peru. Da sie dem Inkaheer hoff- nungslos unterlegen waren, nahmen die Spanier deren Herrscher Atahualpa, der waffenlos zu einer Unterre- dung gekommen war, einfach gefangen. Trotz einer rie- sigen Lösegeldsumme – ein ganzes Zimmer wurde mit Gold ausgefüllt – erdrosselten sie den Herrscher, nach- dem sie ihn vorher gewaltsam zum Christentum „be- kehrt“ hatten. Die Oberschicht der Inka wurde nun aus- gerottet, die Spanier setzten sich an ihre Stelle. Die Ausbeutung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung ImGegensatz zu den Portugiesen, die ihre Seeherrschaft im indischen Ozean mit befestigten Handelsplätzen si- cherten, war das Ziel der Spanier Landgewinn. Nach der Eroberung und Plünderung durch die Konquistadoren wurden die riesigen Länder an nachfolgende spanische Siedler verteilt. Von der spanischen Krone erhielten sie Landbesitz zugeteilt und konnten steuerfrei ihr Eigen- tum vergrößern. Nur bei Goldfunden sollten sie zwei Drittel an die Krone abliefern. Die Gier nach (schnellem) Reichtum ging zu Lasten der indigenen Bevölkerung. Diese hatte auch unter der Herrschaft der Azteken und Inka Grausamkeiten erleiden müssen, doch unter den neuen Herren ging es ihr unvergleichlich schlechter: Die Indios wurden aus ihren alten Lebens- und Wirtschafts- gemeinschaften herausgerissen, erbarmungslos zur Zwangsarbeit getrieben und zum katholischen Glauben gezwungen. Wer sich widerspenstig zeigte, musste mit Folter und Tod rechnen. In einem königlichen Erlass des Jahres 1503 wurde zwar über die Behandlung der Urein- wohnerinnen und Ureinwohner verfügt: Q Unser Gouverneur in Indien soll darauf achten, dass jeder Indianer sein eigen Haus habe, indem er mit Frau und Kindern lebe. Und jedem Indianer soll er in der Nähe seines Hauses Grundstücke anwei- sen, wo sie anbauen, säen und ihr Vieh halten kön- nen. Der Gouverneur soll dafür sorgen, dass die In- dianer in allem sehr gut behandelt werden. (Zit. nach: Dokumente-Sammlung; in: Schmid, Fragen an die Geschich- te, Bd. 2, 1979, S. 169) Wie dieser Erlass in den Kolonien umgesetzt wurde, wis- sen wir vom Dominikanermönch Las Casas, dem späte- ren Bischof von Mexiko (1543–1566). Er berichtet dem spanischen König: Q Der Erziehung, Belehrung und Bekehrung der Indianer wurde nicht mehr Aufmerksamkeit zu- gewendet, als wenn die Indianer Katzen oder Hunde gewesen wären. […] Die Spanier schleppten die ver- Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus 67 Cathaja India Azores Äquator Canaros Java Cipango (Japan) Taprobane (Sri Lanka) Java major minor Africa (China) E u r o p a Vorstellung über die Verteilung der Landflächen nach einem von Martin Behaim 1492 gefertigten Globus tatsächliche Küstenlinien der Landflächen 0 3000 6000 km (am Äquator) Toscanellis Weltkarte. Der italienische Arzt und Kartograf bestärkte Kolumbus in ei- nem Brief darin, dass ein westlicher Seeweg nach Indien möglich sei. Kolumbus berech- nete auf Basis dieser Karte, die als verschollen gilt, die Entfernungen. (Karte um 1479, Rekonstruktion) Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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