Zeitbilder 6, Schulbuch

1. Andere Kontinente – andere Welten 1.1 Amerika vor 1492 Als die Europäer den amerikanischen Kontinent wieder- entdeckten – schon um 1000 waren nämlich Wikinger in Nordamerika gelandet –, stand der überwiegende Teil der indigenen Völker auf der Kulturstufe der Jäger und Sammler. Im Hochland von Mexiko, auf der Halbinsel Yucatan sowie im Andenhochland bestanden Hochkul- turen, die zum Teil bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurück- reichten. Diese Hochkulturen zeichneten sich durch eine differenzierte Gesellschaftsordnung, Polytheismus, Schrift und wissenschaftliche Leistungen sowie durch Monumentalbauten und beachtliche Fertigkeiten im Handwerk aus. Eisen war diesen Völkern unbekannt, für Waffen und Werkzeug wurde Stein (z. B. Obsidian) ver- wendet. An Metallen verarbeiteten sie Gold, Silber und Kupfer, in den Anden auch Bronze. Zugtiere kannten die Menschen nicht, daher fehlten auch Pflug und Wagen. Sie betrieben Hackbau, pflanzten Mais und Kartoffel und fertigten aus Baumwolle ihre Stoffe. Als Haustiere hielten sie Hund und Truthahn und nützten das Lama als Tragtier. Ohne die Töpferscheibe zu kennen, produzier- ten sie kunstvolle Keramik. Die Maya und Azteken in Mittelamerika Zwischen 300 und 900 n. Chr. siedelte das Volk der Maya im heutigen Honduras und Guatemala. Mitten im Urwald bauten sie prunkvolle religiöse und politische Zentren, d. h. größere Dörfer mit Tempel- und Palastanlagen. Ne- ben den architektonischen und handwerklichen Leistun- gen ragten besonders die Kenntnisse der Priester auf dem Gebiet der Mathematik und Astronomie hervor: Der von ihnen errechnete Kalender ist genauer als der Gre- gorianische. Um 900 wanderten die Maya ins nördliche Yucatan aus, wo bis zum Eintreffen der Spanier ihre Kul- tur fortlebte. Im 14. Jh. übernahmen die kriegerischen Azteken die Herrschaft über die anderen schon vor der Jahrtausendwende eingewanderten Stämme immexika- nischen Hochland. Inmitten eines großen Sees entstand die auf Dämmen erreichbare Hauptstadt Tenochtitlan (über ihr liegt heute die Hauptstadt Mexiko City). Te- nochtitlan soll zur Zeit der Kolonisation von 200000 bis 300000 Menschen bewohnt gewesen sein. Von hier aus regierten die Herrscher ihre aus mehreren Vasallenfürs- tentümern bestehende Militärmonarchie. Adel und Geistlichkeit beherrschten die in Genossenschaften zu- sammenlebenden, persönlich freien Menschen. Für öf- fentliche Dienste und schwere Arbeiten gab es Sklavin- nen und Sklaven. Die Azteken errichteten riesige Tempel für ihre Götter, denen sie auf grausame Weise – durch Herausreißen des Herzens – Menschen opferten. Das Großreich der Inka in Südamerika Erst nach 1200 übernahm der Stamm der Inka die Herr- schaft entlang der Westküste Südamerikas. Dort hatte schon seit Jahrhunderten eine hoch entwickelte Kultur bestanden. Der regierende Inka galt als irdischer Sohn des obersten Sonnengottes und beherrschte mit dem kriegerischen Adelsstand und der Priesterschaft die Masse der Untertanen. Bis zum 15. Jh. erweiterten die Inka ihr Reich von der Stadt Cuzco (in Peru) bis nach Ecuador im Norden und Mittelchile im Süden. Das Reich verfügte über ein gut ausgebautes Straßen- und Postnetz und über zahlreiche Befestigungen. Anstelle einer Schrift verwendete man färbige Knotenschnüre, die vor allem zum Rechnen be- nutzt wurden. Das Land war zu je einem Drittel auf Herrscher, Priester- schaft und Dorfgemeinden aufgeteilt. Privateigentum gab es nur an Wohnung, Kleidung und Arbeitsgeräten. Die Untertanen waren zur Arbeit auf den Feldern der Herrschenden und zu öffentlichen Diensten (im Stra- ßen-, Brücken-, Berg- und Bewässerungsanlagenbau) verpflichtet. Luxus war verboten, Nichtstun wurde be- straft. Man kannte keine Zahlungsmittel, Kleidung und Nahrung wurden vom „Staat“ zur Verfügung gestellt. Auch Alte und Kranke wurden öffentlich versorgt. Anonym, Plan von Tenochtitlan. Kolorierter Holzschnitt, 1524. Aus der Ausgabe der Briefe von Hernando Cortez an Kaiser Karl V., Nürnberg, 1524. Dieser erste Plan von Tenochtitlan, eine Illustration im zweiten Brief von Hernán Cortés an Kaiser Karl V., wurde 1524 in Nürnberg veröffentlicht. Er war nach einer Skizze von Cortés erstellt worden. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Recherchiert in Kleingruppen mit Hilfe des Internets bedeu- tende Ausgrabungen bzw. kulturelle Zentren der Maya, Inka und Azteken (z. B. http://mayakultur.de/maya-ausgrabungen/; http://www.mexiko-sehenswuerdigkeiten.com/ auf-den-spuren-der-inkas-und-azteken-2/; http://www.suedamerika-fakten.de/peru-overview/103- geschichte-peru/109-ausgrabungsstaette-peru.html). Präsentiert die Ergebnisse in der Klasse. 64 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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