Zeitbilder 6, Schulbuch

Der amerikanische Autor Arthur Miller schrieb das Theaterstück „The Crucible“, das auf den Hexenprozessen in Salem im Jahre 1692 basiert. Lest den engli- schen Text und wertet eure Lektüre mit Hilfe der Anregungen in diesem Kapitel und weiteren Informationen aus. Vorschlag: Fächerübergreifendes Projekt Frauen im Erwerbsleben Die Lebenssituation von Frauen hing stets davon ab, welcher sozia- len Schicht sie angehörten. Zu den traditionellen Tätigkeitsbereichen von Frauen zählten aber überall die Kindererziehung und die Führung des Haushaltes. Je nach Schichtzu- gehörigkeit kamen aber noch zahl- reiche Arbeiten dazu: In kleinbäuer- lichen Familien waren Frauen für die Vorratshaltung zuständig, sie verrichteten anstrengende Hof-, Stall- und Feldarbeit und kümmer- ten sich meist um die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte. In vielen Handwerkerfamilien wa- ren Frauen für den Verkauf und die Buchführung zuständig. George Goodwin Kilburne (1839–1924), Coming Down for Tea. Aquarell auf Papier, 61x46 cm, 1874. Während die „Dame des Hauses“ ihren gesell- schaftlichen Pflichten nachkam, blieben die Kin- der in der Obhut eines Dienstmädchens. Adelige und reiche bürgerliche Frau- en hingegen standen einem großen Haushalt mit Personal vor. Ihre Hauptbeschäftigung bestand darin, das Gesinde zu beaufsichtigen, Be- such zu empfangen und vielen ge- sellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Vom Aufwand, den sie dabei betrieben, und von der Anzahl der Dienstboten hing ab, wie die wirtschaftliche Situati- on der Familie einge- schätzt wurde. Zu einem bürgerlichen Haushalt gehörten selbst- verständlich Dienstmäd- chen. Viele kamen vom Land, hatten keine Ausbil- dung und waren daher auf die meist sehr geringen Löhne angewiesen. Man- chen standen nur provi- sorische Schlafplätze zur Verfügung. Als „Mädchen für alles“ in kleinbürgerli- chen Haushalten schufte- ten sie bis zu 16 Stunden am Tag. Nur alle 14 Tage bekamen sie einen freien Sonntag. Bei einer Befragung um 1900 be- richtete ein Dienstmädchen: Q Aufbleiben musste man im Sommer sehr oft, wenn die Herrschaften im Garten saßen bis spät in die Nacht, dann musste man noch Gläser, Flaschen, Decken und sonst was in die Woh- nung tragen. […] Auch bis nach Mitternacht hat man oft warten müssen, wenn die Herr- schaften anderweit eingeladen wa- ren; da musste man sehr aufpas- sen, wenn der Wagen hielt, damit die hohen Herrschaften nicht schließen oder klingeln mussten. (Zit. nach: Ritter (Hg.), Deutsche Sozialge- schichte, Bd. II, 1974, S. 259) Im Zuge der Industrialisierung wurde die Fabriksarbeit für die Frauen und Töchter der Arbeiter eine wirtschaft- liche Notwendigkeit (vgl. S. 119). Viele dieser Frauen schlossen sich in der proletarischen Frauenbewegung zusammen, deren führende Vertre- terin Clara Zetkin war. Sie kämpften für den Zehn-Stunden-Tag, für bes- sere Mädchenbildung, für das Frau- enwahlrecht und gegen den Milita- rismus. Auch eine bürgerliche Frauenbewe- gung war um die Mitte des 19. Jh. entstanden. Zu einer ihrer wich- tigsten Forderungen gehörte die Verbesserung der Bildungsmöglich- keiten. Dadurch sollten die Chancen von Frauen für eine wirtschaftliche Selbstständigkeit erhöht werden. Die bedeutendste deutsche Frauen- rechtlerin, Louise Otto-Peters, schrieb 1847: Q Es tut Not, dringend Not, dem Weibe Gelegenheit zu verschaf- fen, sich, wenn es sein muss, den Le- bensunterhalt selbst verdienen zu können. Schon bei den untersten Schichten steht der Verdienst der Frauen, die entweder für Tagelohn oder bei einer Herrschaft dienen, im auffallenden Missverhältnis zu dem der Männer! […] Aber in höheren Ständen ist dem weiblichen Geschlecht fast jede Ge- legenheit genommen, sich selbst- ständig durchs Leben zu helfen. Eine Stickerin und Näherin kann bei den jetzigen Zeiten den Tag über kaum fünf Groschen verdienen! An- deres lernen aber eben jetzt die Mädchen selten, denn um in frem- den Sprachen unterrichten zu kön- nen, gehört schon eine große Fertig- keit in denselben dazu, zu welcher es auch selten gebracht wird. Aller- dings ist aber dieses Unterrichten im Französischen […] fast das einzi- ge Mittel der Frauen, sich allein durchs Leben zu helfen […]. Wie schmachvoll […] für Deutschland, das zu seinen Töchtern sagt: Seht zu, dass ihr euch bald an einen Mann verkauft, der euch anständig ernähren kann, und ihr dafür sein Hauswesen führt. (Otto, Die Teilnahme der Frauen an den Inter- essen des Staates; in: Vorwärts! Volks-Ta- schenbuch für das Jahr 1847, S. 51 ff.) Anonym, Le demoiselles du telephone/Aspect d´un bu- reau telephonique parisien. Farbdruck (Ausschnitt) aus: Le Petit Journal, Supplement illustre, 15. Jg., Paris, 17. April 1904. Gegen Ende des 19. Jh. eröffneten sich für Frauen neue Dienstleistungsberufe. Führungspositionen blieben aber meist Männern vorbehalten. Das Bild zeigt eine Fern- sprechvermittlung um 1900 in Paris. Längsschnitt: Frauen in der Neuzeit 53 Nur zu Prüfz ecken – Eigentum des Verlags öbv

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