Zeitbilder 6, Schulbuch

16. Die Vergrößerung der habsburgischen Hausmacht Seit dem Mittelalter betrieben die großen Fürsten- und Königshäuser Hausmachtpolitik. Darunter versteht man ihr Bestreben, den Besitz und damit die Macht ihrer Fami- lie durch Krieg, Heirat und Kauf auszuweiten. Besonders erfolgreich waren dabei die Habsburger. Ihnen wurde das Motto zugeschrieben: „Bella gerant alii, tu felix Austria nube“ (Kriege mögen andere führen, du glückliches Ös- terreich heirate). Allerdings mussten fast alle durch Heirat erworbenen Gebiete durch Kriege gesichert werden. Drei Heiraten schaffen ein Riesenreich 1477 heiratete der Habsburger Maximilian die Erbtochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund. Er gewann damit ein wohlhabendes und wirtschaftlich blühendes König- reich. Zu Burgund gehörten auch Holland und Flandern. Maximilians einziger Sohn Philipp heiratete die spani- sche Prinzessin Johanna. Durch den Tod des spanischen Kronprinzen konnte Philipp die Regierung in diesem Land mit seinen kurz vorher „entdeckten“ Gebieten in Amerika übernehmen: „Ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging.“ 1515 kam es zur Doppelhochzeit der Enkel Maximilians: Ferdinand und Maria wurden mit den Kindern des Kö- nigs von Böhmen und Ungarn, Anna und Ludwig, ver- heiratet. Damit verbunden war auch ein Heiratsvertrag, der eine gegenseitige Erbfolge in männlicher Linie vor- sah. So konnte der Habsburger Ferdinand die Königs- herrschaft in Böhmen und Ungarn übernehmen, nach- dem sein Schwager, König Ludwig II., 1526 in der Schlacht von Mohács gegen die Osmanen getötet wurde. Reformen und die Königswahl 1519 Kaiser Maximilian I. führte in den österreichischen Län- dern große Reformen durch: Er schloss die östlichen und westlichen Länder zu je einer Verwaltungseinheit zu- sammen. Ihre Mittelpunkte wurden Wien bzw. Inns- bruck. Als erster Herrscher führte Maximilian auch eine Trennung der politischen Gewalten durch: Für Verwal- tung, Staatsfinanzen und Gerichtsbarkeit wurden Regie- rungsbehörden geschaffen. Als Maximilian I. 1519 starb, vererbte er seinem Enkel Karl von Spanien die österreichischen Erbländer. Mit diesen Ländern, mit Spanien und seinen amerikani- schen Besitzungen sowie den Niederlanden war Karl der mächtigste Herrscher Europas. Der deutsche König wurde von den Kurfürsten gewählt. Den Machtanspruch eines deutschen Königs und römi- schen Kaisers begehrte auch der französische König. Schließlich gaben die Geldgeschenke Karls den Aus- schlag. Darüber hinaus musste er eine so genannte Wahlkapitulation unterschreiben: Q Wir lassen auch zue, das sie, die gedachten sechs churfursten […] zusamen komen mugen […] Wir sollen und wellen darzue fur uns selbst als Römischer kunig in des reichs hendeln auch kain pundnus oder ei- nung mit frömden nationen noch sonst im reiche ma- chen, wir haben dann zuvor die sechs churfursten deß- halben an gelegen malstatt (Versammlungsstätte) zu zimlicher zeit ervordert und iren willen samentlich oder des mereren teils aus inen in sölhem erlangt. Wir sollen und wellen uns darzue in zeit bemelter unse- rer regierung fridlich und nachperlich gegen den anstös- seren und cristenlichen gewelten halten, kain gezenk, vehd, noch krieg in und außerhalb des reichs von den- selben wegen anfahen oder unternehmen, noch einich fremde kriegsfolk ins reich furen, on furwissen, rat und bewilligen der reichsstende, zum wenigsten der sechs churfursten. Wo wir aber von des reichs wegen oder daz heilig reiche angegriffen und bekriegt wurden, alsdann mugen wir uns dagegen aller hilf gebrauchen. (Zit. nach: Weltgeschichte im Aufriss, 1960, S. 152) Arbeite heraus, welche Verpflichtungen Karl V. übernahm, um zum deutschen König gewählt zu werden. Beschreibe, welche Zugeständnisse der König den Kurfürsten in der Außenpolitik machte. Spanische Linie; Österreichische Linie Friedrich III. von Habsburg 1440–1519 Maximilian I. 1493–1519 Isabella von Portugal Karl V. 1519–1556 Ferdinand I. 1556–1564 Anna von Ungarn Maximilian II. 1564–1576 Ludwig II. von Böhmen u. Ungarn 1515 Doppelhochzeit von Wien und Vereinbarung über die wechselseitige Erbfolge. 1526 Tod Ludwigs in der Schlacht bei Mohács gegen die Osmanen. ➝➝ Ungarn und Böhmen an die Habsburger Maria Karl der Kühne von Burgund Philipp der Schöne (gest. 1506) Johanna die Wahsinnige von Spanien Maria 1477 1496 Ferdinand von Aragon Isabella von Kastillen Philipp II. von Spanien Maria d. Katholische von England Spanische Linie der Habsburger (bis 1700) Österreichische Linie der Habsburger Schule von Bernhard Strigel (um 1460–1528), Die Fa- milie Kaiser Maximilians. Gemälde, Öl auf Fichtenholz, um 1515. Links hinten Kaiser Maximilian I., rechts hinten Maria von Burgund, dazwischen Philipp der Schöne. Vorne von links nach rechts: der spätere Ferdinand I., Karl (später Karl V.) und Ludwig (später Ludwig II. von Ungarn). 44 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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