Zeitbilder 6, Schulbuch

Die Darstellungen der Bildquellen auf dieser Doppelseite die- nen dazu, Historische Methodenkompetenz weiterzuent- wickeln. Beim Analysieren und Deuten von Bildern werden in einem ersten Schritt die zentralen Bildinhalte beschrieben. In den darauf folgenden Schritten sollen auch die in ihnen zum Ausdruck gebrachten Motive und Symbole analysiert, interpre- tiert und selbstständig dargestellt werden. Auf diese Weise er- wirbst du die Kompetenz, Bilder zu entschlüsseln (= zu dekon- struieren). Diese Bildanalysen können dich in Verbindung mit dem bisher erworbenen Sachwissen dazu befähigen, Herr- schaftsanspruch und Machtinszenierung im Absolutismus zu rekonstruieren. Ludwig XIV. – ein Vorbild für Europas Herrscher Der französische König Ludwig XIV. wurde in den vielen Jahren seiner Regierung zum mächtigsten Monarchen Europas. Er brachte die Herrschaftsform des Absolutismus zur vollen Ausprä- gung. Schloss Versailles wurde zum vielbeachteten kulturellen Mittelpunkt. Dort fanden aufwändig inszenierte Feste und Spek- takel statt. Ludwig XIV. trat auch als Förderer (= Mäzen) von Kunst und Wissenschaft auf. Er unterstützte Schriftsteller – so- fern sie seine Herrschaft priesen – und ließ prunkvolle Bauten errichten. Der französische König verstand es meisterhaft, die 13. Ludwig XIV. und August der Starke (Herrscherporträts) Kunst für die Verherrlichung seiner Person zu nutzen. In Hunder- ten Porträts, Büsten und Denkmälern ließ er sich und seine fast uneingeschränkte Herrschaft glorifizieren. All dies wirkte weit über Frankreich hinaus: Geblendet von der Prachtentfaltung des „Sonnenkönigs“ eiferten ihm viele europäische Fürsten nach. Sie ließen Schlösser erbauen, die Versailles zum Vorbild hatten, ori- entierten sich am französischen Hofleben und an der franzö- sischen Mode. In ganz Europa wurde Französisch zur Sprache der Adeligen und Gebildeten. Ein Beispiel: August der Starke Zu den vielen deutschen Fürsten, die sich Ludwig XIV. zum Vor- bild nahmen, gehörte auch der sächsische Kurfürst Friedrich August I. Man nannte ihn wegen seiner legendären Kraft auch „August den Starken“. 1697 wurde er als August II. König von Polen. Er übernahm von Ludwig XIV. die glanzvolle Selbstdarstel- lung: In seiner Residenz Dresden entfaltete er eine intensive Bautätigkeit. Zur Erweiterung seiner Kunstsammlungen erwarb er viele kostbare Gegenstände. Dadurch brachte er Sachsen fast an den Rand des finanziellen Ruins. Dass sich „August der Star- ke“ auch von den bildlichen Darstellungen Ludwigs XIV. inspirie- ren ließ, zeigen seine Herrscherporträts, gemalt vom franzö- sischen Maler De Silvestre. Louis de Silvestre, Kurfürst Friedrich August I, Ölgemälde (Ausschnitt), vor 1720. Das Porträt zeigt den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I., als August II. auch König von Polen. Er posiert in Harnisch und Hermelinmantel sowie mit der Schärpe des Ordens vom Weißen Adler. Zu seiner Linken befin- den sich das sächsische Kurschwert und die polni- schen Krönungsinsignien: Krone und Reichsapfel. Das Bild wurde vor 1720 von Louis de Silvestre gemalt, der über 30 Jahre lang als Hofmaler in Dresden lebte. Heu- te befindet es sich in den Staatlichen Kunstsammlun- gen in Dresden. 38 Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz Bildliche Quellen beschreiben, analysieren und interpretieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=