Zeitbilder 6, Schulbuch

Absolutismus prägt auch moderne Staaten Die Auswirkungen des Absolutismus reichen bis in die Gegenwart: Wichtige Merkmale moderner Staaten wur- den damals grundgelegt. Dies war mit vier Vorgängen verbunden: – Bürokratisierung: Zugleich mit der Ausbildung des geschlossenen Flächenstaates fand die Zentralisie- rung der Verwaltung statt. Von der Zentrale bestellte und bezahlte Beamte mussten nun die Ausführung der fürstlichen Entscheidungen überwachen (Bildung eines Beamtenapparates). – Militarisierung: Die absolutistischen Fürsten schufen ein „stehendes“ Heer aus Berufssoldaten. Dieses wur- de auch in Friedenszeiten unterhalten. Die Soldaten wurden uniformiert und in Waffengattungen geglie- dert. Für das Militär verwendeten die absoluten Herr- scher einen großen Teil ihrer Einnahmen. Die Armee wurde damit zu einer Belastung, aber auch zum „Muskel“ des Absolutismus. So gesehen waren die europäischen Monarchien im Absolutismus eigentlich Militärdiktaturen. – Disziplinierung der Untertanen: Darunter versteht man die beginnende Auflösung der mittelalterlichen Ständegesellschaft. Es sollten nicht unabhängige Stände dem Königtum gegenüberstehen, sondern dem Staat verpflichtete Untertanen. – Eingriffe des Staates in die Wirtschaft: Das stehende Heer, die Bezahlung der Beamten und der Luxus bei Hofe steigerten den Geldbedarf des Staates enorm. Die Wirtschaftsfachleute jener Zeit hatten aber er- kannt, dass allein die ständige Erhöhung der Steuern keine Lösung war. Man versuchte daher noch zusätz- lich, die Wirtschaftskraft des Landes zu erhöhen. Arbeite heraus, wie heutige demokratische Staaten jene Politik, die ansatzweise im Zeitalter des Absolutismus begonnen hat, weiter fortführen. Untersuche die vier an- geführten Bereiche im politischen Leben der Gegenwart. Zwei Kardinäle legen den Grundstein für den Absolutismus Unter Ludwig XIII. (1610–1643) leitete Kardinal Richeli- eu als Premierminister die Regierungsgeschäfte in Frankreich. Er baute den Absolutismus stark aus. Seit 1614 waren die Generalstände nicht mehr einberufen worden. Sie waren gewählte Vertreter der Stände, die über Steuern, Gesetze und allgemeine Angelegenheiten des Staates beraten sollten. Viele Adelige, die durch die Zentralisierung der Verwaltung Macht verloren hatten, gingen in Opposition. Sie wurden gnadenlos unter- drückt, viele umgebracht. Bald nach dem Tod Kardinal Richelieus starb auch Lud- wig XIII. Neuer König wurde sein knapp fünf Jahre alter Sohn Ludwig XIV. Seine Mutter, Anna von Österreich, wurde Regentin. Sie übertrug die Leitung der Staatsge- schäfte dem Kardinal Mazarin. Diesem gelang im Kampf gegen die Vormachtstellung der Habsburger mit dem Westfälischen Frieden (1648) ein entscheidender Erfolg. Das „grand siècle“, das „große Jahrhundert“, wie die Franzosen die nun folgende Epoche ihrer Geschichte bezeichnen, hatte begonnen. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse in Stichworten zusammen, wie und warum sich die Herrschaftsform des Absolutismus entwickelte. 2. Erläutere die Merkmale moderner Staaten, die im Absolu- tismus grundgelegt wurden. Beschreibe die Kari- katur und vergleiche sie mit dem Herr- scherporträt Lud- wigs XIV. (S. 32). Erkläre, wie Ludwig jeweils auf dich wirkt. Erörtere, was der Karikaturist mit seiner Zeichnung wohl aus- drücken wollte. William Makepeace Thack- eray (1811–1863), Ludwig XIV. Karikatur des Autors für „The Paris Sketchbook“, 1840. Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 33 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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