Zeitbilder 6, Schulbuch

Franz Hogenberg (um 1540 – nach 1590), Exekution holländischer Aufständischer durch spanische Soldaten in Haarlem. Radierung, spätere Kolorierung, zeitgenössisch. Zur Abschreckung des Volkes wurden die Todesurteile gegen Ketzer öffentlich vollstreckt. Der Sieg der Engländer (1588), die von der niederländi- schen Union unterstützt wurden, hatte weltpolitische Be- deutung: Spaniens Seemacht war damit imAbstieg begrif- fen, Englands Aufstieg zur weltgrößten Seemacht begann. Niederlande: Krieg um die Unabhängigkeit Auch in den spanischen Niederlanden (dem heutigen Bel- gien und Holland) wollte Philipp II. mit Hilfe der Armee die Rekatholisierung durchführen. Doch Adel und Volk wehrten sich gemeinsam in einem mehr als zehn Jahre dauernden Krieg erfolgreich gegen die spanischen Besat- zer. Die nördlichen Provinzen der Niederlande (Holland und Seeland) gründeten eine „Union“. Sie erklärten 1581 ihre Unabhängigkeit, die sie auch in den nachfolgenden Kämpfen bewahren konnten. Die südlichen Niederlande (das heutige Belgien) blieben weiterhin spanisch. England: Der König wird auch Kirchenoberhaupt Ursprünglich war der Tudor-König Heinrich VIII. (1509– 1547) ein Gegner der reformatorischen Lehren, die auch die britischen Inseln erreichten. Zum Bruch mit Rom kam es erst, als der Papst die von Heinrich VIII. ge- wünschte Scheidung von seiner ersten Ehefrau ablehn- te. Das Parlament erhob den König zum Oberhaupt der englischen Kirche (in den Suprematsakten von 1534) und verpflichtete mit einem Gehorsamseid den gesam- ten Klerus auf den König. Heinrich VIII. hob die Klöster auf und zog den Landbesitz der Kirche ein. Unter seinen Nachfolgern bildete sich dann die englische Hochkirche aus: Sie ist in der Lehre protestantisch, hat jedoch von der katholischen Kirche die äußere Form des Gottes- dienstes und die bischöfliche Verfassung beibehalten. Für wenige Jahre versuchte die katholische Königin Ma- ria, Tochter Heinrichs VIII. aus erster Ehe, in England die Gegenreformation durchzuführen. Doch schon ihre Nachfolgerin Elisabeth I. (1558–1603), Tochter Heinrichs VIII. aus zweiter Ehe, führte aus politischen Gründen die Staatskirche wieder ein. Diese erhielt nun auch ein ei- genes Glaubensbekenntnis. In Schottland dagegen setzte sich die calvinistische Pres- byterianerkirche durch, nur Irland blieb weiter katholisch. Europas Norden wird protestantisch Seit 1397 wurden Schweden, Norwegen und Dänemark von dänischen Königen in Personalunion regiert. Der dänische Herrscher übernahm die evangelische Religion für sein Land und führte sie gegen den Willen von Adel und Volk auch in Norwegen ein. Schweden wurde seit 1523 unter der Dynastie Wasa wieder ein selbstständiges Königreich mit lutherischem Bekenntnis. Versuche des katholischen Königs Sigismund III., die Gegenreforma- tion durchzuführen, scheiterten amWiderstand von Adel und Untertanen: Er musste die Krone an einen protes- tantischen Verwandten abgeben. Osteuropa: katholisches Polen, orthodoxes Russland Seit 1386 war das Königreich Polen mit demGroßfürsten- tum Litauen vereint und bildete damals das größte katho- lische Reich in Osteuropa. Es reichte von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und von der Elbe bis zum Dnjepr. Als 1572 das Herrschergeschlecht der Jagellonen aus- starb, wurde ein siebenbürgischer Fürst König der pol- nisch-litauischen Union. Er sicherte den zahlreichen Calvinisten und Lutheranern Glaubensfreiheit zu. Erst sein Nachfolger, der katholische Sigismund III. (1587– 1632) aus dem schwedischen Königshaus Wasa, führte mit Unterstützung der Jesuiten die Rekatholisierung durch. Das russische Reich unter der Herrschaft des Zaren blieb weiterhin beim orthodoxen Glauben. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die Beschlüsse des Konzils von Trient zusammen und vergleiche sie mit der Lehre Luthers. 2. Vergleiche die Geschichte der folgenden europäischen Län- der in der frühen Neuzeit: Frankreich, Spanien, Niederlan- de, England, Nordeuropa (Schweden, Norwegen, Däne- mark), Polen. Erstelle eine Tabelle, in welcher die folgenden Fragestellungen berücksichtigt sind: – Welcher Religion gehört das Herrscherhaus an? – Wo vermischen sich Religion und Politik? Wo wird aus machtpolitischen Gründen auch gegen die eigene religiöse Überzeugung Politik gemacht? Die frühe Neuzeit – Europa im Wandel 27 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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