Zeitbilder 6, Schulbuch

12. Bertha von Suttner und die Friedensbewegung (Denkmäler) Denkmäler erzählen über historische Personen oder Ereignisse. Sie geben aber auch Aufschluss darüber, welche Sichtweisen und Bewertungen Auftraggeberinnen und Auftraggeber sowie Künstlerinnen und Künstler dazu hatten. Mit Hilfe dieser Dop- pelseite sollen Methoden trainiert werden, um Denkmäler be- schreiben, analysieren und bewerten zu können. Bertha von Suttner und die Friedensbewegung Die Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg waren politisch gekenn- zeichnet vom Wettrüsten der europäischen Großmächte und ei- ner Bündnispolitik. Auch die militaristische Einstellung vieler Menschen, die Verherrlichung von Krieg und Gewalt bereiteten geistig auf den Krieg vor. Manche Menschen erkannten jedoch diese gefährliche Grund- stimmung in der Gesellschaft. In mehreren europäischen Län- dern entstanden pazifistische (lat. pax = Frieden) Bewegungen. Sie waren in kleinen Gruppen organisiert. Ihre Mitglieder ver- suchten in Vorträgen und Schriften die Menschen gegen Krieg und Militarismus wachzurütteln. Eine der wichtigsten Vertreterinnen der Friedensbewegung die- ser Zeit ist die österreichische Schriftstellerin und Journalistin Bertha von Suttner (1843–1914). Eines der Hauptthemen in ihren zahlreichen literarischen Werken war der Pazifismus. Auch in ihrem 1889 erschienenen Roman „Die Waffen nieder!“ schrieb sie über den Schrecken des Krieges. Das Buch wurde zum Welterfolg. In zahlreiche Sprachen übersetzt, gab es bis 1914 über 40 Auflagen. 1891 gründete Bertha von Suttner die „Österreichische Gesell- schaft der Friedensfreunde“. Als deren Präsidentin nahm sie an Friedenskongressen in Bern, Antwerpen und Hamburg teil. 1892 gründete sie die „Deutsche Friedensgesellschaft“, die innerhalb kurzer Zeit über 2000 Mitglieder hatte. Auf der „Internationalen Frauenkonferenz“ in Berlin 1904 gehörte sie zu den bedeutends- ten Teilnehmerinnen. Im gleichen Jahr hielt Bertha von Suttner sich mehrere Monate in den USA auf. Anlass dazu war der Weltfriedenskongress in Boston. Sie hielt in den USA zahlreiche Vorträge und wurde vom amerikanischen Präsidenten Roosevelt ins Weiße Haus eingela- den. In Würdigung ihrer Friedens- und Abrüstungsbemühungen erhielt Bertha von Suttner 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis. Sie starb wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, vor dem sie wiederholt gewarnt hatte. Skulptur „Die Waffen nieder!“ von Siegfried Charoux (1896–1967), einem in Österreich geborenen Bildhauer, Ma- ler, Zeichner und Karikaturist. Nach einem Wettbewerb (1957/1959) schuf er für den Bertha-von-Suttner-Hof (Walter- gasse/Favoritenstraße, Wien, 4. Bezirk, erbaut in den Jahren 1953–1957) das Denkmal „Die Waffen nieder!“ Es wurde aus zementiertem Eisen hergestellt. (Foto, 2014) 182 Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz Geschichtskulturelle Produkte als Orte des historischen Erzählens erkennen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des d Verlags öbv

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