Zeitbilder 6, Schulbuch
Aufklärung Die Aufklärung war die Weltanschauung des gebildeten Bürger- tums im 18. Jh.; sie richtete sich gegen die Bevormundung durch Kirche und ab- solutistische Herrschaft und war durch einen festen Glauben an die Macht der Vernunft gekennzeichnet. Die Aufklärer forderten: Volkssouveränität, Bildung und Wohlfahrt für die breiten Massen, religiö- se Toleranz, Abschaffung von Folter und Todesstrafe sowie freien wirtschaftlichen Wettbewerb (Physiokratismus). Biedermeier Bezeichnung des Zeitab- schnittes von 1815 (Wiener Kongress) bis 1848 (Revolution), bezogen auf die in die- ser Zeit entstandene Kultur und Kunst des Bürgertums. Der Begriff „Biedermei- er“ geht zurück auf die fiktive Figur eines Herrn Biedermeiers. Er wurde in einer Münchner Zeitschrift als Spießer und un- politischer Kleinbürger verspottet. Bieder- meier wird auch in Verbindung gebracht mit Hausmusik, Wohnkultur und privatem Rückzug als Reaktion auf staatliche Kon- trolle und Zensur. Code Civil (Code Napoléon) Man ver- steht darunter das französische Gesetz- buch zum Zivilrecht, das Napoleon 1804 einführte. Es garantierte allen männli- chen Bürgern wesentliche Forderungen der Aufklärung (Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Schutz des Privateigentums, Trennung von Kirche und Staat). Viele eu- ropäische Staaten übernahmen – zumin- dest teilweise – den Code Civil. Kapitalismus Darunter versteht man eine Wirtschafts- und Gesellschaftsord- nung, die durch privates Eigentum an Grundbesitz, Kapital (= Eigentum an Ma- schinen, Fabriken, Geld) sowie freier Ver- fügung über den Faktor Arbeit gekenn- zeichnet ist. Weitere Merkmale sind der (freie) Markt, der nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniert, und das Streben nach Gewinn. Kommunismus Darunter versteht man eine politische Bewegung, welche die „klassenlose Gesellschaft“ zum Ziel hat bzw. auch diesen Zustand erreicht hat. In der klassenlosen Gesellschaft gibt es nach Marx kein Privateigentum an Pro- duktionsmitteln (= Grundbesitz, Kapital, Arbeitskräfte), sondern eine Planwirt- schaft, in der jeder am gesellschaftlichen Reichtum teilhaben kann. Liberalismus Der Liberalismus des 19. Jh. betont die Freiheit des Individu- ums in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie gilt – ausgedrückt in den Bürgerrech- ten – als die grundlegende Norm für das Zusammenleben der Menschen und als Voraussetzung für den Fortschritt. Im po- litischen Bereich werden der Verfassungs- und Rechtsstaat sowie die Gewaltentei- lung gefordert. Im wirtschaftlichen Be- reich stellen Privateigentum, Produktions- freiheit, freier Markt, Wettbewerb und Handel zentrale Forderungen dar. Marxismus ist die Sammelbezeichnung für die von Karl Marx und Friedrich Engels entwickelte Wirtschafts- und Gesellschaft- stheorie und den damit verbundenen po- litischen Ideen. Nation In der Antike und im Mittelalter bezeichnete der lateinische Begriff „na- tio“ (= Geborenwerden) die Abstammung oder Herkunft einer Person. Seit der Fran- zösischen Revolution und der Romantik wurde „Nation“ vor allem politisch und kulturell verstanden. Die politische Selbst- ständigkeit der „Nation“ war das Ziel vie- ler nationaler Bewegungen im 19. Jh. Da- bei spielten das Bekenntnis, einer „Nati- on“ anzugehören (= subjektive Kompo- nente), sowie die als gemeinsam ange- nommene Sprache, Geschichte und Kul- tur (= „objektive“ Komponente) eine ent- scheidende Rolle. Nationalökonomie Alte Bezeichnung für Volkswirtschaftslehre (als Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften); die „klassische Nationalökonomie“ von Adam Smith hatte als Grundlage den freien Markt und freien Wettbewerb nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Revolution ( lat. revolutio: „ das Zurück- wälzen, die Umdrehung “): urspr. aus der Fachsprache der Astronomie. Der Begriff wurde seit dem 17. Jh. für „Veränderung, plötzlicher Wandel, Neuerung“ verwendet. Unter dem Einfluss der Französischen Re- volution versteht man bis heute darunter eine tiefgreifende Umgestaltung der poli- tischen, gesellschaftlichen und wirt- schaftlichen Verhältnisse. Diese Umge- staltung geschieht meist in einem be- stimmten geographischen Bereich in rela- tiv kurzer Zeit und häufig unter Gewaltan- wendung. In der Geschichte kann man verschie- dene Arten von Revolutionen unterschei- den: Politische Revolutionen (Franzö- sische Revolution, Oktoberrevolution…), Technische Revolutionen (Neolithische Revolution, Industrielle Revolution). Sozialismus ist die Bezeichnung für eine Gesellschaftsordnung, deren Grund- prinzipien Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind. In der politischen Praxis nahmen/nehmen sowohl sozialdemokra- tische Parteien in den parlamentarischen Demokratien als auch sozialistische bzw. kommunistische Parteien in den autoritä- ren Volksdemokratien darauf Bezug. Wirtschaftsliberalismus Seine Grund- lage bilden ein freier Markt und freier Wettbewerb (Konkurrenzprinzip) durch private Unternehmer, ohne staatliche Ein- griffe in die Wirtschaft. Grundbegriffe Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg 155 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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