Zeitbilder 6, Schulbuch

Liberalismus und Nationalismus • Seit der Französischen Revolution (1789), besonders aber seit der Julirevolution in Frankreich (1830) wurden liberale Ideen in verschiedenen europäischen Staaten umgesetzt (Belgien, England). • Im Revolutionsjahr 1848 gab es in vielen Staaten Europas eine neuerliche Revolution – so auch in Österreich und Ungarn, die aber vom Nachfolger Ferdinands I., Kaiser Franz Joseph I., mit militärischer Gewalt niedergeschlagen wurde. • 1870 erreichte der Liberalismus seinen Höhepunkt – liberale Minister saßen nun in den Regierungen vieler europäischer Staaten. • In der Französischen Revolution wurde der Begriff der „Nati- on“ erstmals wichtig für die Mobilisierung der Massen. • 1861 wurde der Norden und Süden Italiens, nach Aufstän- den und Kämpfen vor allem gegen die habsburgische Herr- schaft und die Bourbonen in Süditalien, zu einem gemeinsa- men Königreich vereint. 1870 wurde auch Rom in den neuen Nationalstaat eingegliedert. • Die deutsche Einigung wurde 1834 mit der Gründung des Deutschen Zollvereins eingeleitet. Nachdem die Gründung eines Deutschen Reiches 1848/49 gescheitert war, führte Bismarck den Plan einer deutschen Einigung fort. Nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich (1870/71) wurde 1871 im Schloss Versailles das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Erster Weltkrieg: Ursachen und Anlass • Der Erste Weltkrieg ging aus einer Reihe von Konflikten zwi- schen den europäischen Großmächten hervor. Eine Krisen- zone bildete Marokko, wo bereits 1911 auf Grund deutsch-französischer Gegensätze ein Krieg drohte. • In der Krisenregion Balkan prallten die Interessen Russlands, Österreichs und des Osmanischen Reiches aufeinander. Im Sinne des Panslawismus betrachtete sich Russland als Füh- rungs- und Schutzmacht der slawischen Völker. • 1912 besiegten Serbien, Bulgarien, Montenegro und Grie- chenland im 1. Balkankrieg das Osmanische Reich. Uneinig- keit der Sieger führte wenig später zum 2. Balkankrieg. • Im Vorfeld des Krieges standen in Europa zwei mächtige Bündnissysteme einander gegenüber: der „Dreibund“ (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Italien) und die „Entente“ (Großbritannien, Frankreich, Russland). • Nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erz- herzog Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie in Sarajewo richtete Österreich Serbien ein Ultimatum, das von Serbien jedoch abgelehnt wurde. Am 28. Juli 1914 erklärte Öster- reich Serbien den Krieg. Innerhalb weniger Tage erfolgten weitere Kriegserklärungen der verschiedenen Bündnis- partner. • Im Westen erstarrte der Krieg in Frankreich zu einem Stel- lungskrieg. Ähnliches galt für die Südfront, nachdem Italien im Mai 1915 gegen Österreich in den Krieg eingetreten war. Im Osten veränderte sich der Frontverlauf mehrfach, doch ohne militärische Entscheidung. • Die Zahl der Kriegsteilnehmer wuchs. Japan und Rumänien traten auf Seite der Entente, das Osmanische Reich und Bulgarien auf Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. 1917 traten die USA wegen des uneingeschränkten U-Bootkrieges auf der Seite der Entente in den Krieg ein. • Im Laufe des Sommers 1918 wurde die Überlegenheit der Alliierten immer stärker. Aber erst im November 1918 boten die Mittelmächte einen Waffenstillstand an. Die Regierungen Deutschlands und Österreichs hofften dabei darauf, dass das 14-Punkte-Programm des amerikanischen Präsidenten Wilson vom Jänner 1918 als Grundlage für einen Frieden zur Anwendung käme. • Im Laufe des Oktober 1918 zerfiel der Vielvölkerstaat der Habsburger in eine Reihe von „Nachfolgestaaten“. • Am 12. November 1918 erfolgte die Ausrufung der Republik „Deutsch-Österreich“, nachdem Kaiser Karl I. auf die weitere Ausübung der Regierungsgeschäfte verzichtet hatte. • Fünf Friedensverträge zwischen 1919 und 1923 ordneten die Staatenwelt in Europa und im Nahen Osten neu. Lucien Jonas, Niemandsland. Illustration, 1927. Soldaten im Schützengraben mit Blick auf das „Niemandsland“. Basiswissen 154 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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