Zeitbilder 6, Schulbuch

12. Kinderarbeit (Recherche) Jede Darstellung eines historischen Themas, sei es in Form ei- ner wissenschaftlichen Arbeit, eines Referates oder in Zusam- menhang mit einer „Vorwissenschaftlichen Arbeit“, stützt sich auf Recherchen. Diese beginnen meist mit dem Sichten von Fachliteratur in Bibliotheken und im Internet. Um zu gesicher- ten, seriösen Aussagen zu kommen, ist es wichtig, die re- cherchierten Materialien einer kritischen Prüfung zu unterzie- hen. In Zusammenhang mit dem Thema „Kinderarbeit“ sollst du deine Recherchefähigkeiten methodisch weiterentwickeln. Für das Recherchieren von Material können unterschiedliche Informationsquellen genutzt werden: Schulbibliotheken, öf- fentliche Büchereien, Landes- und Universitätsbibliotheken, die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) u. a. bieten dafür Bücher und Texte. Auch Internetseiten, Zeitungen und Zeit- schriften, Fotos, Filme, Bilder etc. können der Materialbe- schaffung dienen. Methode Printtexte (= gedruckte Texte) Bei gedruckten Texten ist die Unterscheidung zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärliteratur wichtig: • Primärliteratur (Quellen): Originaltexte, z. B. Urkunden, Statisti- ken, auch literarische Texte wie Gedichte, Romane • Sekundärliteratur (Darstellungen): Werke, die sich mit Primär- literatur auseinandersetzen, z. B. wissenschaftliche Artikel, Rezensionen von literarischen Werken • Tertiärliteratur (Darstellungen): Schulbücher, Lexika Ein kritischer Umgang mit historischen Quellen und Darstellun- gen ist wichtig: Jede Quelle, die für eine eigene Darstellung verwendet wird, muss einer kritischen Untersuchung unterzogen werden (vgl. dazu „Kompetenzen trainieren: Historische Methodenkompe- tenz, Schriftliche Quellen beschreiben, analysieren, interpretie- ren“). Bei gedruckten Texten in Zeitungen, Zeitschriften und Bü- chern müssen die Zeitungsredaktionen bzw. Verlage für eine gewisse Qualität bürgen. Materialien im Online-Bereich Noch wichtiger als bei Printmedien ist eine eigene sorgfältige Prüfung von Materialien im Online-Bereich: Im World Wide Web steht schließlich eine unendliche Vielfalt an Informationen (Online-Artikel, Links, Blogs, YouTube-Beiträge, Fotos, Websites, Chatrooms etc.) von höchst unterschiedlicher Qualität zur Verfü- gung. Internet-Veröffentlichungen müssen daher immer kritisch hinterfragt werden. Die Beachtung folgender Aspekte und Fragen unterstützt eine kritische Internetrecherche und ermöglicht dir die Beurteilung der Glaubwürdigkeit, Genauigkeit, Angemessenheit und Aktuali- tät von Internet-Quellen: • WER hat die Information verfasst: Ist eine Organisation/ein Autor/eine Autorin ersichtlich? Han- delt es sich um den richtigen Namen oder um ein Pseudonym? Ist die genannte Person vertrauenswürdig hinsichtlich Bildung, beruflicher Position, Zugehörigkeit zu einer Organisation etc.? Gibt es die Möglichkeit für Rückfragen? Je mehr (nachprüfba- re) Informationen dazu vorhanden sind, desto glaubwürdiger ist die Quelle. TIPP: Zwar arbeiten an der Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ auch ausgewiesene Fachleute mit, die Informationen in den Artikeln müssen jedoch trotzdem kritisch überprüft werden. Um die Entstehungsgeschichte von Artikeln nachvollziehbar zu machen, legt Wikipedia die Versionsgeschichte offen. Auch die Literaturlisten und Fußnoten helfen, die Qualität der Artikel zu beurteilen. Staatliche und wissenschaftliche Quellen sind an Domains wie .ac, .edu, .gov, .gv erkennbar. Auch sie sollten kritisch überprüft werden. • WAS ist die Basis der Information: Ist die Grundlage eine wissenschaftliche Arbeit, ein persönli- cher Erfahrungsbericht etc.? Sind die Quellenangaben dazu korrekt? Kann man persönliche Meinungen als solche erken- nen? Sind Meinungen mit Fakten belegt? Worauf wird verlinkt? • WANN wurde die Information erstellt: Datum der Verfassung, Aktualisierungsdatum, Aktualität der Information, funktionierende Links etc. • WIE ist das Erscheinungsbild der Information: Sind Rechtschreibung und Grammatik korrekt, ist der Stil sach- lich, der Inhalt korrekt, die Information vollständig, die Bilder zum Text passend, die Werbung deutlich getrennt vom Text? • WARUM wurde die Darstellung erstellt: Hat der Inhalt den Zweck zu informieren, geht es um politische, wirtschaftliche oder andere Ziele? Kinderarbeit von der Industrialisierung bis heute „Kindheit“ als eigener Lebensabschnitt entwickelte sich histo- risch gesehen erst langsam seit der Aufklärung. Bis dahin sah man Kinder vorrangig als kleine Erwachsene an. Sie sollten da- her schon früh an regelmäßige Arbeit gewöhnt werden. Ihre Mit- arbeit in der Landwirtschaft und im Gewerbe war für die meisten Familien zum Überleben dringend notwendig. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung wurden sie daher ganz selbstverständlich als Arbeitskräfte in Fabriken eingesetzt. Manche Kinder mussten schon ab etwa 6 Jahren unter oft schrecklichen Bedingungen schuften: Hitze oder Kälte in den Fabrikshallen, Lärm, stickige Luft, schlechte Ernährung, zu wenig Schlaf und häufige Arbeits- unfälle schädigten die Gesundheit der Kinder massiv. Trotz der langen Arbeitszeit bekamen sie nur einen geringen Lohn. Viele erhielten keine Schulbildung und blieben in ihrer Entwicklung zurück. Zwar kritisierten immer wieder Einzelpersonen, darunter vor al- lem Lehrer, Priester und Politiker, diese Missstände. Es dauerte jedoch in Österreich bis 1885, bis die Arbeit von Kindern unter 12 Jahren im Gewerbe und unter 14 Jahren in Fabriken verboten wurde. In der Landwirtschaft, dem damals größten Wirtschafts- bereich, wurden dazu keine Regelungen getroffen. 1989 wurde von der Generalversammlung der UNO die UN-Kin- derrechtskonvention angenommen. In diesem internationalen Vertrag werden jedem Kind grundlegende politische, soziale, ökonomische, kulturelle und bürgerliche Rechte zugesichert. Trotzdem arbeiten nach Schätzungen von UNICEF (dem Kinder- hilfswerk der Vereinten Nationen) heute weltweit über 150 Mil- 124 Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz Fachspezifische Recherchefähigkeiten für die Erstellung einer eigenen Darstellung der Vergangenheit (historische Narrati- on) entlang einer historischen Fragestellung entwickeln (z. B. Fachliteratur sichten, Nutzung von Internetarchiven) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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