Zeitbilder 6, Schulbuch

In Portugal war schon 1817 eine Revolution unter libera- len Vorzeichen ausgebrochen, die in einen Bürgerkrieg mündete (bis 1834). Auch diese Erhebung beendete die „Heilige Allianz“ gewaltsam. Ein Aufstand der Polen (1830) gegen die Herrschaft des Zaren wurde von russischen Truppen zerschlagen. Doch nicht überall konnte die „Heilige Allianz“ die alte Ordnung sichern. In einigen Ländern erwiesen sich Li- beralismus, Nationalismus und Unabhängigkeitsbestre- bungen stärker als Restauration und Reaktion. In den spanischen Kolonien kämpfte die Bevölkerung zu- nächst gegen die aus der Zeit des Merkantilismus stam- menden wirtschaftlichen Einschränkungen. Die Handelsverbote, die Verbote der Ölbaumpflanzung, des Weinbaus und der Tuchweberei wurden nicht mehr widerstandslos hingenommen. Dazu kamen die ständigen Reibereien mit den oft korrupten und aus Spanien stammenden Beamten. Und schließlich genossen die Kolonien während der napoleonischen Besetzung Spaniens weitgehende Selbstständigkeit. Nun waren die Kolonien nicht mehr bereit, auf ihre Unabhängigkeit zu verzichten. Die Führer der Unabhängigkeitsbewegungen waren: – Simón Bolívar in Venezuela, Kolumbien, Peru und Ecuador, – José San Martín in Peru, Chile und Argentinien, – Agustín Iturbide in Mexiko. Als die konservativen europäischen Mächte plan- ten, zu Gunsten Spaniens in Lateinamerika einzu- greifen, stießen sie auf den Widerstand Großbritan- niens. Die Briten hatten in der Zeit der Kontinental- sperre ihren Handel mit Südamerika ausgebaut und waren daher an der Unabhängigkeit dieser Staaten interessiert. Auch die USA traten entschieden ge- gen eine Intervention auf. Ihr Präsident James Mon- roe erklärte 1823: Q Wir würden jeden Versuch europäischer Mächte, ihr System auf irgendeinen Teil die- ser Hemisphäre auszudehnen, als Gefahr für un- seren Frieden und unsere Sicherheit betrachten. Wir haben uns nicht in bestehende Kolonien oder abhängige Gebiete europäischer Mächte einge- mischt und werden dies auch in Zukunft nicht tun. Unsere Politik gegenüber Europa besteht nach wie vor darin, uns nicht in die inneren Angelegen- heiten der dortigen Mächte einzumischen. (Zit. nach: Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 3, 1981, S. 134) Beschreibe in knapper Form die Politik, welche die USA heute gegenüber der übrigen Welt betreiben. Die konservativen Mächte Europas verzichteten auf ein Eingreifen. So konnten auch andere Länder in Lateinamerika die Unabhängigkeit erringen. Spa- nien und Portugal mussten ihre Rolle als Kolonial- mächte in Amerika endgültig aufgeben. Aber auch in Europa war es möglich, gegen die Politik der „Bewahrung des Bestehenden“ Erfolg zu haben: Zwischen 1821 und 1829 erkämpften die Griechen die Unabhängigkeit vomOsmanischen Reich. Griechenland wurde nach dem Frieden von Adrianopel selbstständig und eine parlamentarische Monarchie. Eine Revolution im Jahre 1830 brachte Belgien die Un- abhängigkeit von den Vereinigten Niederlanden, wie sie auf demWiener Kongress geschaffen wurden. Auch hier waren nationale neben religiösen und wirtschaftlichen Motiven erfolgreich. Carl Spitzweg (1808–1885), Der Sonntagsspaziergang. Gemälde, 1841. Anonym, Biedermeierliche Mode. Farbholzstich, „Aus der feinen Gesell- schaft, 1820–1825“, undatiert. 106 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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