Zeitbilder 5/6, Schulbuch

13.3 Stätten der Begegnung: Spanien und Sizilien León León K a s t i l i e n N av a r r o A r a g o n Gft. Barcelona Islamischer Bereich 10./11. Jh. Islamischer Bereich Ende 12. Jh.  Berührung des islamischen und europäischen Kulturkreises. Der Kulturaustausch mit der islamischen Welt hat eine lange Tradition und reicht bis in die Tage Karls des Großen und des Kalifen Harun al-Raschids zurück. Gegenseitiges Kennenlernen und kultureller Gewinn wurden mit den Kreuzzügen kaum erreicht. Der geis- tige und wissenschaftliche Austausch wurde an den Berührungspunkten der lateinisch-christlichen und islamischen Kultur in Sizilien und Spanien gefördert. Dabei empfing vor allem Europa unzählige Impulse aus der arabischen Welt. Dort war der hohe Stand der Wissenschaft das Ergebnis ständigen Strebens nach neuen Erkenntnissen (vgl. S. 67). Einflüsse über die Sprache L Schon ein Blick auf die Sprache lehrt, wie nach- haltig arabischer Einfluss geworden ist. So führen wir beispielsweise noch unzählige arabische Worte im Mund, wenn wir von Gewürzen wie Muskat, Zimt und Safran reden, wenn wir Kaffee, Zucker oder Si- rup meinen, wenn von Benzin oder Alkohol die Rede ist. Das Wort Jacke verrät kaum noch seinen arabi- schen Ursprung. Entlehnungen aus dem Arabischen finden wir von Admiral über Chemie, Algebra und Algorithmus, über Magazin und Rakete bis zu Reis, Schach und Scheck u. v. a. m. (Zit. nach: Samman/Mazal, Die Arabische Welt und Europa, 1988, S. 36 f.) Die Vielzahl von Wörtern aus dem Arabischen zeugt davon, dass nicht bloß eine sprachliche, sondern insge- samt eine kulturelle Beeinflussung stattfand. Mathematik und Astronomie Neben der Sprache sind die mathemati- schen Erkenntnisse der Araber für Wis- senschaft und Kultur des Abendlandes von grundlegender Bedeutung geworden. Der ungeheure Aufschwung der natur- wissenschaftlichen Disziplinen beruhte im Wesentlichen auf dem Dezimalsystem der Mathematik. Die „arabischen“ Ziffern stellten einen der wichtigsten Beiträge der arabischen Welt für Europa dar. Die Araber selbst lernten die Ziffern von den Indern kennen. Die vermutlich im 6. Jh. erfundene Rechnung im Dezimalsystem wurde im 8. Jh. in Bagdad, der neuen ara- bischen Hauptstadt, bekannt. Gleichun- gen mit fünf Unbekannten wurden gelöst und die Formeln für Oberfläche und Volu- men von Kugel und Kegel aufgestellt. In der Astronomie entwickelten die Ara- ber die Trigonometrie und gaben sie an Europa weiter. Die Kommentare arabischer Gelehrter zu den Schriften des Aristoteles („De coelo et mundo“, „Physik“) gaben Kopernikus entscheidende Anstöße für seine Überle- gungen zum heliozentrischen Weltbild. Aus der Medizin Die Lehre von den Heilpflanzen galt als eine der am besten erforschten Disziplinen unter den arabischen Wissenschaften. Dabei ermittelte man die Heilwirkung der Pflanzen auf erfahrungswissenschaftlichen Wegen. Die Ärzte mussten über ihre Erfahrungen mit Medika- menten Abhandlungen schreiben, die dann der übrigen Fachwelt bekannt gemacht wurden. Genaue Beschrei- bungen von verschiedenen Krankheitsbildern, detail- lierte Anweisungen für bestimmte chirurgische Eingrif- fe wie Amputationen, Bruch-, Zahn- und Unterleibsope- rationen machten die arabische Medizin auch in Europa für lange Zeit richtungweisend. An den europäischen Universitäten des Mittelalters verwendete man lange Zeit arabische Lehrbücher in lateinischer Übersetzung. Vielfältige weitere Anregungen Die Kenntnis der Magnetnadel für den Kompass geht auf die Araber zurück. Ihre Einführung von Seekarten und Routenbüchern eröffnete der Hochseeschifffahrt und damit dem internationalen Handel bisher nicht ge- kannte Möglichkeiten. Die Araber pflanzten die Baumwolle in Sizilien und in Spanien. Solcherart brachten sie für Europa Rohstoffe für neue Gewerbe, wie die Barchentverarbeitung. Aber auch die chinesische Erfindung, Geschosse durch Sprengpulver zu treiben, kam über arabische Vermitt- lung nach Europa. 92 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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