Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Geschichtsdarstellung mit Hilfe von „Konzepten“: Darstellungen der Vergangenheit folgen unter- schiedlichen Konzepten. Auf diese Weise wird der umfangreiche und vielfältige Stoff der Vergan- genheit von Historikern sinnvoll und überschaubar gegliedert. Solche Konzepte sind somit keine objek- tiven Tatsachen, die einfach vorhanden waren. Sie werden vielmehr von den Historikern an die Ver- gangenheit herangetragen und sind somit je nach Kenntnisstand auch veränderbar. Geschichte wird also konstruiert bzw. rekonstruiert. Für solche Dar- stellungen sind Zeit und Raum mögliche Konzepte. Beispielsweise wird eine politische Revolution in mi- nutiöser Form beschrieben, z. B. durch die Gliede- rung des Ablaufs in Stunden und Tagen. Hingegen folgen Darstellungen z. B. über klimatische Verände- rungen und ihre Einflüsse auf das menschliche Le- ben einem anderen Umgang mit der Zeit: Hier wird z. B. von langer Dauer gesprochen und in zeitlichen Abständen von Jahrzehnten oder Jahrhunderten be- richtet. Räumliche Konzepte können sich auf eine Stadt (Stadtgeschichte, z. B. von Salzburg), auf ein Land (Landesgeschichte, z. B. von Tirol), auf eine In- dustrieregion (z. B. Eisenstraße in der Steiermark und in Oberösterreich), einen Staat (z. B. Geschichte Ös- terreichs) oder auf die ganze Welt (Globalgeschich- te) beziehen. Daneben führen Spezialisierungen in der Geschichte zu ihrer Unterteilung in historische Epochen (Altertum, Mittelalter, Neuzeit und Zeitge- schichte), oder zu systematischen Einteilungen wie z. B. Sozial-, Wirtschafts-, Kultur-, Politik- oder Ge- schlechtergeschichte. (Nach: Jessen: Dimensionen. In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 102–120) 1. Fragen und Arbeitsaufträge Arbeite anhand von M1 und M2 den Unterschied von „Ver- gangenheit“ und „Geschichte“ heraus und notiere die we- sentlichen Punkte. Erkläre dabei die Begriffe „Konstrukti- on“ und „Rekonstruktion“. 2. Erläutere anhand von M1, wovon die Darstellung (Erzäh- lung) der Geschichte abhängt. 3. Arbeite mögliche Begegnungen mit Vergangenheit im täg- lichen Leben anhand von M2 heraus. Stelle dabei die Ver- bindung von Geschichte zu Vergangenheit und Zukunft her und erörtere dies. 4. Ermittle anhand von M3, unter welchen Zugängen Histori- kerinnen und Historiker Geschichte darstellen. Notiere die entsprechenden Begriffe und ihre Bedeutungen. Diskutiert eure Ergebnisse und verfasst eine Stellungnahme zur Per- spektivität und Ausschnitthaftigkeit von Darstellungen der Geschichte. 5. Arbeite anhand von M4 verschiedene Quellengattungen zur Geschichte des Altertums und des Mittelalters heraus. Ergänze nach Möglichkeit diese Liste um weitere Beispiele. 6. Arbeite anhand von M5 und M6 Unterschiede zwischen Quelle und Darstellung heraus und notiere diese. Ziehe dazu auch M7 und M8 heran. 7. Vergleiche M3 und M6 hinsichtlich des Umgangs mit Quellen und ihrer Bedeutung für die historische Darstellung. Disku- tiert dazu die Aufforderung, „Quellen immer wieder zu lesen“. 8. Verfasse einen kurzen Bericht über den erlebten Unterricht in der Klasse. Vergleicht die einzelnen Berichte. Diskutiert sie un- ter dem Gesichtspunkt, dass diese Berichte einmal als „Quel- le“, ein anderes Mal als „Darstellung“ Verwendung finden. 9. Beschreibe deine Eindrücke beim Betrachten des Ale­ xander-Mosaiks (M9). Beachte dabei besonders, wie der Künstler die beiden Hauptakteure und die Schlacht ins- gesamt darstellt. Erörtere, welches Geschichtsbild er uns von diesem historischen Geschehen vermitteln wollte (Kon- struktion von Geschichte). 10. Fasse anhand von M10 mögliche Konzepte für die Darstel- lung von Geschichte zusammen. Erörtere daraufhin, wie nützlich diese für den Geschichtsunterricht sind. M10  Das Mosaik zeigt die entscheidende Szene einer Schlacht gegen die Perser: Alexander der Große, links auf dem Pferd, greift den Perserkönig, rechts auf dem Streitwagen, direkt an. Dar- eios wendet sich in diesem Augenblick zur Flucht. (Detail aus dem Alexander-Mosaik der Casa del Fauno in Pom- peji, 1. Jh. v. Chr. Man nimmt an, dass das Mosaik eine Ko- pie nach einem Gemälde des 4. Jh. v. Chr. darstellt.) Beispiel für eine Darstellung: M9 9 Wie wir Geschichte verstehen können Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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