Zeitbilder 5/6, Schulbuch

16. Römische Kaiserherrschaft Die schriftlichen und bildlichen Quellen auf dieser Doppelseite sowie die Darstellung des „Dominats“ (auf Seite 42 f.) sollen dazu dienen, die Historische Fragekompetenz zu entwickeln. Darunter versteht man die Fähigkeit und Fertigkeit, sinnvolle Fragen an die Vergangenheit zu stellen. In diesem Fall sind es Fragen zu verschiedenen Bereichen der römischen Kaiserherr- schaft. Die Antworten auf diese Fragen werden es dir ermögli- chen, über diese Vergangenheit erzählen zu können. Zum Römischen Frieden: Der Tempel des Janus Quirinus sollte nach dem Wunsch unserer Vorfahren nur dann geschlossen sein, wenn im gesamten Römischen Reich zu Wasser und zu Lande durch Siege errungener Friede herrsch- te – was vor meiner Geburt seit Gründung der Stadt überhaupt erst zweimal geschehen ist, wie überlie- fert ist. Der Tempel also wurde, während ich Princeps war, auf Senatsbeschluss dreimal geschlossen. (Augustus, Leistungsbericht 13) Gesetz über die Machtbefugnisse Kaiser Vespasians, des Begründers des Flavischen Herrscherhauses (69–96): [...] dass es ihm erlaubt sein solle, Verträge zu schließen, mit wem er wolle, so wie es erlaubt war dem göttlichen Augustus, Tiberius und Claudi- us; dass es ihm erlaubt sei, eine Senatssitzung ab- zuhalten, [...] Anträge zurückzuweisen und Senats- beschlüsse durch Antrag und Abstimmung herbei- zuführen, so wie es dem göttlichen Augustus [...] erlaubt war. Welchen Bewerber er für ein Amt, eine Machtstellung, eine Herrschaftsgewalt oder sonst ei- nen Posten dem Senat und Volk von Rom empfiehlt, oder welchem er seine Stimme gegeben oder ver- sprochen hat, dem soll bei allen Wahlen besondere Berücksichtigung zuteil werden [...]. Er soll das Recht und die Macht haben, alles [...] zu tun, was seiner Meinung nach dem Interesse des Staates und der Würde aller göttlichen, menschli- chen, öffentlichen und privaten Dinge entspreche, so wie es dem göttlichen Augustus erlaubt war [...]. Er soll an die Gesetze und Volksbeschlüsse, die für den göttlichen Augustus nicht als bindend erklärt waren, nicht gebunden sein; und was immer aufgrund eines Gesetzes oder Antrages dem Augustus, Tiberius oder Claudius zustand zu tun, das alles solle auch der Kai- ser Vespasian tun können. (Gesetz über die Machtbefugnisse des Kaisers Vespasian, nach: Wells, Das Römische Reich, 1985, S. 185 u. Kneppe, Das Imperium Roma- num, Materialheft, 1986, S. 26) Der Dichter Horaz über Augustus: Deine Zeit, o Caesar, hat unsern Feldern den Ern- tesegen zurückgebracht, unsere Feldzeichen von den stolzen Pfosten der Parther abgerissen und un- serem Jupiter wiedergegeben; sie hat den von Krieg freien Janustempel des Quirinus geschlossen, der Zuchtlosigkeit, die von der geraden Bahn der Ord- nung abschweifte, Zügel angelegt, die Verschuldun- gen beseitigt und die alten Tugenden wieder zu Eh- ren gebracht, durch die der Römername und Italiens Macht groß geworden ist und unseres Reiches Ruhm und Herrlichkeit von da, wo die Sonne sich bettet, bis zu ihrem Aufgange sich ausgebreitet hat. Solan- ge Caesar die Welt behütet, wird keine Herrschaft der Gesetzlosigkeit und Gewalt, keine Erbitterung, die Schwerter schmiedet und beklagenswerte Städte verfeindet, den Frieden stören [...]. (Horaz, IV, 15) Grabinschriften von Legionären in verschiedenen Teilen des Reiches: C. Visius Proculus aus Verona, Soldat der Legio XIV Martia Victrix, der im Alter von 40 Jahren, nach 15-jähriger Dienstzeit gestorben ist, liegt hier [in Carnuntum] begraben. Ich, M. Aurelius Laticus aus Nikopolis [in Asien], Ve- teran der Legio XIV, habe zu Lebzeiten für mich, mei- ne Gattin Septimia Crispina, meine Tochter Aurelia Augusta, die, 5 Jahre alt, im Grabe ruht, und meine Freigelassene Aurelia Septimina, 73 Jahre alt, dieses Grabmal errichtet [in Carnuntum]. M. Praeconius Iucundus aus Sirmium, Trompeter der Legio XV Apollinaris, der im Alter von 40 Jahren, nach 20-jähriger Dienstzeit, mit Orden ausgestattet, gestorben ist, liegt hier [in Carnuntum] begraben. C. Valerius Crispus, Soldat der Legio VIII AUGUSTA, geboren in Macedonien, gefallen bei Aquae Mattia- corum [Wiesbaden]. Tiberius Sattus, Veteran der Legio X GEMINA, ge- boren in Campodunum [Kempten], begraben bei Aquincum [Budapest]. (Übers. d. A.) Brief eines Beamten in Ägypten an seinen Untergebenen: Dionysos grüßt Apion! Das göttliche Schicksal unserer Herren hat angeordnet, dass das itali- sche Geld reduziert wird auf die Hälfte eines Num- mus [= Sesterz = 1/4 Denar]. Beeile dich deshalb, al- les italische Geld, das du hast, auszugeben und für mich alle Arten von Waren zu kaufen, zu welchem Preis auch immer du sie auftreiben kannst [...]. Aber nimm Notiz davon, dass ich, solltest du versuchen, dabei irgendwelche üble Praktiken anzuwenden, dir das nicht durchgehen lassen werde. Ich wünsche, mein Bruder, du mögest lange gesund bleiben. (Papyrus Rylands 607, Arend, S. 732) M1 M2 M3 M4 M5 44 Kompetenztraining  Historische Fragekompetenz Fragen, die in Darstellungen der Vergangenheit oder in schriftlichen Quellen behandelt werden, herausarbeiten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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