Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Der Historiker Diodor am Ende des 1. Jh. v. Chr.: Die Römer errichteten ihre Weltherrschaft durch die Tapferkeit ihrer Heere und [...] durch die überaus anständige Behandlung der Unterworfenen. Und sie blieben so sehr frei von aller Grausamkeit und Rachsucht den Unterworfenen gegenüber, dass man hätte glauben können, sie kämen zu ihnen nicht wie zu Feinden, sondern [...] zu Freunden. (Diodor 32, 4,4) Der Dichter Vergil, ein Verehrer des Augustus: Du Römer, denk‘ daran, kraft deiner Macht die Völker zu beherrschen – diese Fertigkeiten wirst du besitzen. Stifte Frieden, schone die Unterworfe- nen und kämpfe die Übermütigen nieder! (Vergil, Aeneis 6, 851–853) Ratschläge des Cicero an seinen Bruder Quintus, den Statthalter der Provinz Asia: Aber auch im Verkehr mit den Griechen selbst [...] muss man auf der Hut sein vor einer gewis- sen Art von vertraulichen Beziehungen [...]; so betrü- gerisch und unbeständig sind viele von ihnen und durch die allzu lange Zeit der Knechtschaft allzu sehr zu Speichelleckerei erzogen. Man muss sie zwar alle, meine ich, liebenswürdig behandeln, auch die besten von ihnen durch Gastfreundschaft und Freundschaft verbinden; ihrer allzu großen Vertraulichkeit jedoch darf man nicht so recht trauen [...]. [...] Es werden den Gemeinden keine neuen Steuern aufgeladen, im Ge- genteil, viele sind von dir von großen und drückenden Schulden befreit worden [...] es kommt nicht mehr zu Unruhen und Uneinigkeit in den Gemeinden [...] das Räuberunwesen [...] hat aufgehört, dem Morden ist an vielen Plätzen ein Ende gemacht, der Friede in der ganzen Provinz gesichert [...] Prozesse auf Grund falscher Beschuldigungen, das verderblichste Werk- zeug der Habgier der Prätoren, bedrohen nicht mehr Ruf, Vermögen und die Ruhe der Wohlhabenden [...]. Diesen deinen guten Absichten und deiner Gewis- senhaftigkeit machen nun die Steuerpächter große Schwierigkeiten. Stellen wir uns gegen sie, so wer- den wir einen Stand [...] uns selbst und dem Staate entfremden; zeigen wir uns ihnen aber in allem will- fährig, so lassen wir den völligen Ruin der Menschen zu, für deren Existenz wie Interessen wir zu sorgen verpflichtet sind. Das ist [...] die einzige Schwierig- keit bei deiner Amtsführung [...]. Sich hierbei so zu verhalten, dass man auf der einen Seite die Steuer- pächter zu ihrem Recht kommen lässt, zumal wenn sie die Steuern zu ungünstigen Bedingungen ge- pachtet haben, auf der anderen Seite den Ruin der Bundesgenossen nicht zuzulassen, das erfordert [...] einen Mann von sozusagen göttlichen Tugenden [...] wie sie dir eigen sind. (Cicero, Briefe an Quintus, 1,25 und 1,32) Ciceros Anklage gegen den Statthalter Verres: Welche Möglichkeit, Geld zu machen, hat sich dieser [Verres] entgehen lassen? [...] Wer im- mer Ratsherr [in einer Gemeinde, Anm. d. A.] wer- den wollte, mochte er noch im Knabenalter stehen, mochte er noch so unwürdig sein oder seinem Stande nach nicht dafür in Frage kommen: wenn er nur auf Grund der Gelder, die er zahlte, diesem Verres geeig- net schien, die anderen Bewerber auszustechen, so wurde er es [...]. Ich komme nun auf das zu sprechen, was er selbst mit Liebhaberei bezeichnet [...] die Si- zilianer nennen es blanke Straßenräuberei [...]. Ich behaupte, in ganz Sizilien [...] gab es kein silbernes Gefäß, kein Geschirr [...], keinen kostbaren Stein und keine Perle, keine Arbeit aus Gold oder Elfenbein, keine einzige Statue aus Bronze, Marmor oder El- fenbein, kein Gemälde und keinen Gobelin [...], den Verres nicht aufgestöbert, besichtigt und, wenn er ihm gefiel, weggeschafft hätte [...] Es trauern alle Pro- vinzen, es klagen alle Völker, selbst die Königreiche fordern Genugtuung von uns für unsere Taten der Be- gehrlichkeit und Ungerechtigkeit. Bis zum Ozean hin gibt es keinen noch so entlegenen oder versteckten Platz, wohin nicht in der letzten Zeit die Willkür und die Unbill unserer Leute gedrungen wäre [...]. (Cicero, Reden gegen Verres, 2,2,120; 2,4,1; 2,3,207) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe, wie die Römer ihre Kriege begannen (M1). Er- läutere, wie und mit welchen Begründungen heutzutage „kriegerische Aktionen“ angekündigt werden. 2. Fasse zusammen, wie die antiken Autoren (M2, M3, M4, M7) die politisch-militärischen Maßnahmen sowie Erfolge Roms beschreiben und begründen. 3. Analysiere, wie die antiken Autoren (M5, M6, M7, M8 sowie die Quellen von Cicero und Sallust auf S. 33) die Expansion Roms darstellen und bewerten. Nimm dazu Stellung, wie sich solche gegensätzlichen Aussagen erklären lassen. 4. Recherchiere in Lexika oder im Internet über die antiken Au- toren von M5, M6, M7, M8 sowie über Cicero und Sallust: Sind sie Augenzeugen oder Zeitgenossen der römischen Ex- pansion? Welche politische Haltung nehmen sie ein? 5. Interpretiere die unterschiedlichen Darstellungen und Be- wertungen der römischen Expansion. Nütze dazu auch die durch Recherchen gewonnenen Zusatzinformationen über die antiken Autoren. Erörtere, welche Absicht die Autoren mit ihren Texten vermutlich verfolgen. 6. Analysiere Ciceros Vorstellung einer idealen Provinzverwal- tung (M9, M10): Was hebt er positiv hervor, was negativ? Beurteile dieses Herrschaftssystem aus heutiger Sicht. 7. Formuliere Fragen, die noch beantwortet werden müssen, damit du den Aufstieg Roms zur Weltmacht darstellen kannst. 8. Gestalte eigenständig eine zusammenfassende Darstel- lung. Erörtere dabei, wie und aus welchen Gründen die Römer Kriege begannen, wie, wann und zu welchen Bedin- gungen sie Friedensverhandlungen führten und wie sie die unterworfenen Völker behandelten bzw. beherrschten. M7 M8 M9 M10 35 Die antike Welt – Griechenland und Rom Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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