Zeitbilder 5/6, Schulbuch

11. Roms Aufstieg zur antiken Weltmacht (Schriftliche Quellen) Die schriftlichen Quellen in diesem Kapitel dienen dazu, His- torische Methodenkompetenz zu entwickeln. Du sollst dabei lernen, sie zu beschreiben, zu analysieren und zu interpretieren. Mit dieser schrittweisen Vorgangsweise wird es dir gelingen, die Geschichte von „Roms Aufstieg zur Weltmacht“ zu entschlüs- seln (= dekonstruieren) und anschließend das Thema eigen- ständig darzustellen (= rekonstruieren). Wie die Kriege von den Römern als „gerechte Kriege“ begonnen werden: Wenn der Gesandte an die Grenzen des Volkes kommt, von dem Genugtuung gefordert wird, so spricht er, das Haupt mit einer wollenen Binde um- wunden: „[...] Ich bin ein Botschafter des römischen Volkes. Gerecht und fromm komme ich als Abge- sandter. Meinen Worten werde Glauben!” Darauf trägt er die Forderung vor. Dann ruft er Jupiter als Zeugen an: „Wenn ich die Auslieferung dieser Men- schen und dieser Sachen an mich ungerecht und fre- ventlich fordere, so wollest du mich mein Vaterland nie wieder betreten lassen!” [...] Wird das Geforderte nicht herausgegeben, so droht er nach Verlauf von 33 Tagen den Krieg so an: „Höre Jupiter, und du Ja- nus Quirinus! Ihr Götter alle im Himmel, auf Erden und unter der Erde, hört! Ich rufe euch zu Zeugen, dass dieses Volk (er nennt es mit Namen) ungerecht ist und nicht leistet, was rechtens ist. Auch hierüber wollen wir im Vaterland unsere Alten befragen, auf welche Art wir zu unserem Recht kommen mögen.” (Livius, I,32) Die Reaktion des Senats auf das günstige Friedensangebot des Königs Pyrrho: Auf die Rede des Claudius hin ergriff sie neuer Eifer zum Kriege, und sie entließen Kineas [den Unterhändler; Anm. d. A.] mit dem Bescheid, Pyr- rhos solle Italien räumen und dann erst, wenn ihm etwas daran läge, über Freundschaft und Bündnis verhandeln; solange er bewaffnet (im Lande) stünde, würden die Römer mit allen Kräften gegen ihn Krieg führen, auch wenn er noch tausend ihrer Feldherrn in die Flucht schlüge [...]. Über das römische Volk soll Kineas seinem König folgendes berichtet haben: [...] was aber die Menge des Volkes angehe, so fürch- te er, man werde gleichsam mit einer lernäischen Schlange [der für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue nachwuchsen; Anm. d. A.] zu kämpfen haben. Denn der Konsul habe schon wieder ein doppelt so starkes Heer als das frühere zusammen [...]. (Plutarch, Pyrrhos 19) Der Geschichtsschreiber Polybios berichtet über Strafen im römischen Heer: (Bei Wachvergehen) tritt sogleich das Standge- richt der Tribunen zusammen, und wenn der Be- treffende verurteilt wird, ist die Strafe das fustuarium [= Schlagen mit Stöcken, Anm. d. A.], das folgender- maßen vollzogen wird. Der Tribun nimmt einen Holz- stock und berührt damit den Verurteilten nur eben. Darauf schlagen alle Soldaten im Lager mit Stöcken und Steinen auf ihn ein. Die meisten finden dabei schon im Lager den Tod, wenn es aber einem gelingt hinauszukommen, bedeutet auch das keine Rettung [...]. Er kann weder in seine Vaterstadt zurückkehren, noch würde jemand von den Verwandten wagen, ihn ins Haus aufzunehmen [...]. (Polybios 6,37) Roms Vorgehen nach dem Dritten Punischen Krieg: Der Senat nahm die Unterwerfung des Landes an und gab den karthagischen Gesandten zur Antwort: Auf Grund ihrer vernünftigen Haltung ge- währe er ihnen das Weiterbestehen ihrer Gesetze, den Besitz ihres Landes, das Beibehalten ihrer Kul- te und Bestattungsbräuche, Freiheit und Eigentum [...]. Die wahre Absicht Roms, Karthago zu zerstören, sollte nämlich nicht bekannt werden. Solches Entge- genkommen könnten die Karthager aber nur erlan- gen, wenn sie 300 Söhne ihrer Ratsherren als Geiseln stellten [...]. Die Karthager [...] gaben die geforderten Geiseln [...]. Mittlerweile trafen die [römischen Trup- pen] in Afrika ein [...]. Als nun die Konsuln die rest- lose Auslieferung aller Waffen und Wurfmaschinen [...] forderten, [...] erhielten sie von den Karthagern 200 000 Waffen jeglicher Art und 2 000 Wurfmaschi- nen. Jetzt sandten die Römer erneut Gesandte [...] und forderten die Entsendung einiger Ratsherren [...]. Die Karthager entsandten 30 der angesehensten Männer. Diesen gab der ältere der beiden Konsuln [...] den Senatsbeschluss bekannt: Die Karthager hät- ten ihre jetzige Stadt zu verlassen und sich, 80 Stadi- en (= ca. 15 km) vom Meer entfernt, neu anzusiedeln. (Nach Diodor 32,6) Der aus Gallien stammende Historiker Pompeius Trogus zur Zeit des Augustus: Wie sie selbst berichten, sind ihre Gründer mit der Milch einer Wölfin genährt worden. So hat auch das ganze Volk Wolfsherzen. Sie sind uner- sättlich blutdürstig, immer hungrig und gierig nach Macht und Reichtum. (Pompeius Trogus 38,6) Der Geschichtsschreiber Livius, ein Freund des Augustus: Wir sind das Volk, das auf eigene Kosten und eigene Gefahr für die Freiheit anderer Kriege führt, damit überall Recht und Gesetz, nirgends aber ungerechte Herrschaft bestehe. (Livius, 33,33) M1 M2 M3 M4 M5 M6 34 Kompetenztraining  Historische Methodenkompetenz Schriftliche Quellen beschreiben, analysieren und interpretieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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