Zeitbilder 5/6, Schulbuch
10. Rom – vom Dorf zum Weltreich Die Eroberung der Apenninenhalbinsel Jahrhundertelang hatten die Römer ihr Herrschaftsge- biet kaum erweitert: Erst gegen Ende des 5. Jh. v. Chr. eroberten sie das andere Tiberufer und sicherten sich anschließend ihre Vormachtstellung unter den stam- mesverwandten latinischen Städten. In jahrzehntelan- gen Kriegen drängten sie auch die Etrusker im Norden und kleinere Stämme im Süden zurück. In wirkliche Bedrängnis kamen die Römer nur im Jahre 387 v. Chr.: Die Kelten besiegten die aufstrebenden Rö- mer vernichtend und äscherten die unbefestigte Stadt ein. Nur mit einem hohen Lösegeld konnten sie die Kel- ten wieder zum Abzug bewegen. Nachdem die Römer ihre Siedlung wieder aufgebaut und gleich auch mit einer Mauer umgeben hatten, wur- den sie im Süden expansiv: In drei langwierigen Krie- gen besiegten sie das Bergvolk der Samniten ebenso wie den Bund der Latiner, der sich mehrmals gegen die römische Schutzherrschaft erhoben hatte. Schließlich siegten die Römer auch im Krieg gegen die Griechenstädte Süditaliens. So hatten sie im Jahre 266 v. Chr. mit Ausnahme des keltischen Oberitalien die Apenninenhalbinsel unter ihre Herrschaft gebracht. „Divide et impera!“ – Teile und herrsche! Offizielles Reichsgebiet war nicht einmal ein Fünftel des Landes. Doch die Römer beherrschten Italien indirekt. Alle Stämme und Städte mussten ihre Bündnisse unterei- nander aufgeben und verschiedenartige Einzelverträge mit Rom eingehen. Manche Gemeinden waren den Rö- mern rechtlich gleichgestellt, andere mussten Abgaben leisten und die so genannten Bundesgenossen (sie um- fassten fast drei Viertel Italiens) verwalteten sich selbst. Allen Verträgen gemeinsam war die Verpflichtung, im Kriegsfall Truppen an die Römer abzustellen. An strate- gisch wichtigen Stellen in Italien errichteten die Römer Kolonien zur militärischen Absicherung (z. B. gegen die Kelten). Mit Steinen gepflasterte Straßen, die bei jeder Witterung benutzbar waren, verbanden diese militäri- schen Vorposten mit Rom. Sieg über Karthago – Rom beherrscht den Westen Mit der Eingliederung Süditaliens in sein Herrschafts- system hatte Rom die Grenzen des Einflussgebietes von Karthago erreicht. Diese nordafrikanische Stadt hatte sich seit ihrer Gründung durch die Phönikier (etwa um 800 v. Chr.) die Vormachtstellung im westlichen Mit- telmeer erobert. Sie war auch durch Verträge mit den Römern abgesichert: Diese durften nur mit Sizilien und Karthago selbst Handel treiben, dafür garantierten die Karthager die römische Vorherrschaft in Mittelitalien. In dieser Situation löste ein Streit um die sizilianische Stadt Messina den „Ersten Punischen Krieg“ (Puni- er = römische Bezeichnung für Karthager) zwischen Rom und Karthago aus. Nach mehr als zwanzig Jahren Kampf hieß der Sieger Rom (241 v. Chr.). Sizilien, später auch Sardinien und Korsika wurden römische Provinz. Während des „Ersten Punischen Krieges“ bauten die Römer erstmals eine Flotte. Die Schiffe versahen sie mit Enterhaken und Fallbrücken, um selbst Seeschlachten zur gewohnten Landschlacht umfunktionieren zu können. (Relief eines römischen Kriegsschiffs, Praeneste, o. J.) Wenige Jahrzehnte später begann in Spanien der „Zwei- te Punische Krieg“. Dabei gelang es dem karthagischen Feldherrn Hannibal sogar, nach der Überquerung der Alpen in Italien einzumarschieren. Mehrmals schlug er die – zahlenmäßig überlegenen – römischen Heere ver- nichtend. Doch am Ende siegten erst wieder die Römer in einer letzten entscheidenden Schlacht vor den Toren Karthagos (201 v. Chr.). Das Ergebnis: Spanien wurde rö- mische Provinz. Karthago musste seine Kriegsflotte ablie- fern und auf alle überseeischen Gebiete verzichten. Ein halbes Jahrhundert später kam es zu einem dritten und letzten, von den Römern geschürten Vernichtungskrieg gegen Karthago. Nach dreijähriger Belagerung nahmen sie die Stadt ein, zerstörten sie völlig und schickten die 50 000 Überlebenden in die Sklaverei (146 v. Chr.). Kar- thago und sein Umland wurden zur Provinz Afrika. Rom siegt auch im Osten Als Abschluss jahrzehntelanger, immer wieder aufflam- mender Kämpfe gegen die Nachfolgestaaten Alexander des Großen zerstörten die Römer 146 v. Chr. die griechi- sche Stadt Korinth. Griechenland wurde mit Makedoni- en zu einer Provinz zusammengefasst. Als der letzte König von Pergamon seinen Besitz den Römern vererbte, weiteten sie ihr Reichsgebiet schließ- lich auch auf Kleinasien aus (129 v. Chr. Provinz Asia). Jetzt fehlten nur noch Syrien und Ägypten, um das Mit- telmeer zu umschließen. In wenig mehr als 100 Jahren hatte Rom sein Herrschaftsgebiet gigantisch erweitert. Die römische Verwaltung war aber für ein solches Rie- senreich nicht gerüstet, denn sie hatte sich seit Beginn der Republik in ihrem Aufbau kaum verändert. Die Provinz – direkte Herrschaft, totale Ausbeutung In den eroberten Gebieten gingen die Römer zu einer neuen, direkten Form der Beherrschung über: Sie er- richteten Provinzen. Ein ehemaliger Prätor oder Konsul übte dort als Statthalter mit Hilfe des Militärs die un- umschränkte Amtsgewalt aus – ohne kontrollierenden Kollegen. 32 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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