Zeitbilder 5/6, Schulbuch

17. Bertha von Suttner und die Friedensbewegung (Denkmäler) Denkmäler erzählen über historische Personen oder Ereignis- se. Sie geben aber auch Aufschluss darüber, welche Sichtwei- sen und Bewertungen Auftraggeberinnen und Auftraggeber sowie Künstlerinnen und Künstler dazu hatten. Mit Hilfe dieser Doppelseite sollen Methoden trainiert werden, um Denkmäler beschreiben, analysieren und bewerten zu können. Bertha von Suttner und die Friedensbewegung Die Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg waren politisch ge- kennzeichnet vom Wettrüsten der europäischen Großmächte und einer Bündnispolitik. Auch die militaristische Einstellung vieler Menschen, die Verherrlichung von Krieg und Gewalt berei- teten geistig auf den Krieg vor. Manche Menschen erkannten jedoch diese gefährliche Grund- stimmung in der Gesellschaft. In mehreren europäischen Län- dern entstanden pazifistische (lat. pax = Frieden) Bewegungen. Sie waren in kleinen Gruppen organisiert. Ihre Mitglieder ver- suchten in Vorträgen und Schriften die Menschen gegen Krieg und Militarismus wachzurütteln. Eine der wichtigsten Vertreterinnen der Friedensbewegung die- ser Zeit ist die österreichische Schriftstellerin und Journalistin Bertha von Suttner (1843–1914). Eines der Hauptthemen in ih- ren zahlreichen literarischen Werken war der Pazifismus. Auch in ihrem 1889 erschienenen Roman „Die Waffen nieder!“ schrieb sie über den Schrecken des Krieges. Das Buch wurde zum Welt- erfolg. In zahlreiche Sprachen übersetzt, gab es bis 1914 über 40 Auflagen. 1891 gründete Bertha von Suttner die „Österreichische Gesell- schaft der Friedensfreunde“. Als deren Präsidentin nahm sie an Friedenskongressen in Bern, Antwerpen und Hamburg teil. 1892 gründete sie die „Deutsche Friedensgesellschaft“, die innerhalb kurzer Zeit über 2 000 Mitglieder hatte. Auf der „Internationa- len Frauenkonferenz“ in Berlin 1904 gehörte sie zu den bedeu- tendsten Teilnehmerinnen. Im gleichen Jahr hielt Bertha von Suttner sich mehrere Monate in den USA auf. Anlass dazu war der Weltfriedenskongress in Boston. Sie hielt in den USA zahlreiche Vorträge und wurde vom amerikanischen Präsidenten Roosevelt ins Weiße Haus einge- laden. In Würdigung ihrer Friedens- und Abrüstungsbemühungen er- hielt Bertha von Suttner 1905 als erste Frau den Friedensnobel- preis. Sie starb wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Welt- krieges, vor dem sie wiederholt gewarnt hatte.  Skulptur „Die Waffen nieder!“ von Siegfried Charoux (1896–1967), einem in Österreich geborenen Bildhauer, Maler, Zeichner und Karikaturist. Nach einem Wettbewerb (1957/1959) schuf er für den Bertha-von-Suttner-Hof (Wal- tergasse/Favoritenstraße, Wien, 4. Bezirk, erbaut in den Jah- ren 1953–1957) das Denkmal „Die Waffen nieder!“ Es wurde aus zementiertem Eisen hergestellt. (Foto, 2014) 286 Kompetenztraining  Historische Methodenkompetenz Geschichtskulturelle Produkte als Orte des historischen Erzählens erkennen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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