Zeitbilder 5/6, Schulbuch
Kaiser Karl V.: Macht und Machtverzicht Dem Kaiser gelang es nicht, die Einheit der Kirche zu retten. So verweigerten die protestantischen Reichs- stände die Teilnahme am Konzil von Trient. Es folgte zwar ein siegreicher Krieg gegen die im Schmalkaldi- schen Bund vereinigten protestantischen Reichsstände. Doch diese verbündeten sich nun sogar mit dem franzö- sischen König gegen den Kaiser (s. S. 128). Verbittert über seine Misserfolge dankte Karl V. 1556 im Reich zu Gunsten seines Bruders Ferdinand und in Spanien zu Gunsten seines Sohnes Philipp ab. Von die- ser Zeit an spricht man von einer österreichischen und einer spanischen Linie der Habsburger. Karl V. hatte schon zu Beginn seiner Regierung seinem Bruder Ferdinand die österreichischen Länder und die Nachfolgerechte auf Böhmen und Ungarn übergeben. Die deutsche Königswürde sollte dem Haus Habsburg erhalten bleiben. Ferdinand wurde daher bereits zu Leb- zeiten seines Bruders mit diesem Titel ausgezeichnet. Habsburgs Gegner: Frankreich und die Osmanen Karl V. wollte die Macht seines Hauses weiter vergrö- ßern. Dazu musste er sich vorerst gegen den französi- schen König, die protestantischen Reichsstände und ge- gen den Papst durchsetzen. Der französische König Franz I. sah sein Land von habs- burgischen Gebieten umklammert. Das führte zu meh- reren Kriegen. Schließlich verzichtete Karl V. auf Bur- gund und Franz I. auf das Herzogtum Mailand. Bereits im 13. Jh. waren die Osmanen bis Kleinasien vorgesto- ßen und hatten unter ihrem Führer Osman ein Reich gegründet. 1453 eroberten sie Konstantinopel. In den folgenden Jahrzehnten unterwarfen die Osmanen auf dem Balkan ein Land nach dem anderen. Sie eroberten 1521 Belgrad. Nach dem Sieg bei Mohács (1526) geriet Ungarn mit Ausnahme eines schmalen Landstreifens im Westen für fast zwei Jahrhunderte unter osmanische Herrschaft. Zunächst nahmen die europäischen Herrscher das Vor- dringen der Osmanen kaum zur Kenntnis. Dies änderte sich schlagartig im September 1529: Sultan Soliman II., „der Prächtige“, erschien nämlich mit einem Heer von insgesamt 200 000 Mann vor Wien. Die kleine Besatzung Wiens hätte auf eine längere Dauer die Stadt aber nicht halten können. Neben schweren organisatorischen Feh- lern führte schließlich ein Schlechtwettereinbruch zum Rückzugsbefehl des Sultans. Wien war gerettet. Weitere Angriffe von beiden Seiten blieben erfolglos. Ferdinand schloss mit den Osmanen 1562 einen Frie- den. Der österreichische Herrscher musste sich zu ei- nem jährlichen „Ehrengeschenk“ von 30 000 Golddu- katen verpflichten. Ungarn blieb mit seiner Hauptstadt in der Hand der Osmanen. Ferdinand behielt zwar den Titel eines ungarischen Königs, beherrschte aber nur einen schmalen Streifen Westungarns. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Definiere den Begriff „Hausmachtpolitik“ und benenne in diesem Zusammenhang die drei wichtigen Heiraten der Habsburger. 2. Erkläre, welche Entwicklungen schließlich zur Trennung in eine österreichische und eine spanische Linie der Habs- burger führten. Beschreibe und erläutere dabei die wich- tigsten Aspekte des Schaubildes (S. 258). Don Dnjepr Po Loire Wolga Rhône Seine E b r o T aj o Donau R h e i n D o n a u N i e d e r l a n d e El b e S t e i e r m a r k S c h l e s i e n L i t a u e n R u m e l i e n M a k e d o n i e n W e i c h s e l A t l a n t i s c h e r O z e a n M i t t e l m e e r S c h w a r z e s M e e r N o r d s e e O s t s e e Madrid London Paris Athen Ankara Jerusalem Berlin Warschau Prag Moskau Kiew Wien Pest Belgrad Rom Kristiania (Oslo) Stockholm Istanbul Ofen Neapel Genua Mailand Venedig Salzburg Dublin Palermo Köln Straßburg Riga Nowgorod Krakau Mohács 1526 Ragusa Toulouse Irland B a l e a r e n Korsika Kreta Zypern Branden- burg Sachsen Bayern Monte- negro P r e u ß e n Moldau W a l a c h e i Eid- genossen Tirol Kärnten Krain Mähren Böhmen Öster- reich Sieben- bürgen Deutscher Orden Bosnien Serbien Bulgarien S p a n i e n Frankreich Sardinien Sizilien Neapel England Dänemark Norwegen U n g a r n Genua Kirchen- staat P o l e n S c h w e d e n V e n e d i g O s m a n i s c h e s R e i c h P o r t u g a l 1 5 8 0 - 1 6 4 0 s p a n . Schottland B u r g u n d Z a r e n t u m M o s k a u 0 500 1000 km Grenze des Heiligen Römischen Reiches Österreichische Linie der Habsburger Spanische Linie der Habsburger Beschreibe die territo- riale Aufteilung Euro- pas unter spezieller Berücksichtigung der Herrschaft der Habsburger. Europa um die Mitte des 16. Jh. 259 Österreich von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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