Zeitbilder 5/6, Schulbuch

3. Die frühen Habsburger Nach dem Aussterben der Babenberger gewann der böhmische König Ottokar II. in Kriegen gegen Ungarn Österreich und die Steiermark. Schließlich erbte er noch Kärnten und Krain. Damit war er der mächtigste Fürst in der Zeit des Interregnums. Nun sollte sich Ottokar um Neubelehnung dieser ge- wonnenen Gebiete beim deutschen König Rudolf be- werben. Ottokar wies diese Aufforderung aber zurück. Rudolf verhängte über ihn die Reichsacht und zog mit einem großen Heer gegen den Böhmenkönig zu Feld. Im Osten Österreichs, auf dem Marchfelde, erlitt Otto- kar 1278 eine vernichtende Niederlage. Er selbst wurde auf der Flucht getötet: Q Den König stießen sie vom Pferd und fochten so lange mit ihm, bis er wehrlos war. Sie wollten ihn töten, darum stieß ihm einer das Schwert in die Brust, der andere stach ihm dann das Messer in den Hals. Sie hielten ihn für tot, beraubten ihn und ließen ihn liegen. Herr Perchtold von Emerberg ritt aus dem Kampf und legte das Haupt Ottokars in seinen Schoß. Weil der Kö- nig nackt war, warf er seinen Mantel über ihn. Er wollte ihn mit Wasser laben, aber der König starb in seinen Händen. (Steirische Reimchronik des Otacher aus der Geul; zit. nach Stenzel) Der Nachfolger Ottokars wurde auf seine Stammlande Böhmen und Mähren beschränkt. Graf Meinhard II. von Tirol erhielt als Dank für seine militärische Hilfe Kärnten. Mit Zustimmung der Reichsfürsten belehnte Rudolf 1282 seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf mit Österreich, Steiermark und Krain. Damit begann die Herrschaft der Habsburger, die über 600 Jahre dauern sollte.  Rudolf I. belehnt seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf am Reichs- tag zu Augsburg (17.–21. Dez. 1282) mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark und begründet so die habsburgische Hausmacht. (Buch- malerei, Augsburg 1555) Skizziere die wichtigsten Bildinhalte. Erörtere, ob das Bild die Belehnung realistisch wiedergeben kann. Denke da- bei an den langen zeitlichen Abschied zum dargestellten Ereignis. Die Luxemburger Weder die Schweizer Habsburger noch die bayrischen Wittelsbacher konnten das Königsamt an ihre Söhne weitergeben. Erst den Luxemburgern gelang es für die Zeit von 90 Jahren, drei Könige hintereinander (Karl IV., Wenzel, Sigismund) aus ihrem Geschlecht zu stellen. Der bedeutendste von ihnen war Karl IV. Als König von Böhmen vermehrte er seine Hausmacht: In einemVertrag sicherte er sich die Mark Brandenburg. Er ließ die reichen Bodenschätze Böhmens erschließen, förderte die Glasbläser- und Textilindustrie und über- wand eine wirtschaftliche Krise, indem er deutsche Bauern und Handwerker in seine Länder holte. Karl IV. berief an seinen Hof Gelehrte, die sich bereits dem Hu- manismus verpflichtet fühlten. Er gründete 1348 nach dem Vorbild der Sorbonne in Paris die erste deutsche Universität in Prag. Auf dem Hradschin ließ er seine Burg und den gotischen Veitsdom bauen. Für das Reich setzte Karl IV. eine wichtige Maßnahme. In der „Goldenen Bulle“ regelte er die Königswahl: Sie- ben Kur-(= Wahl)fürsten sollte dieses Recht zustehen: den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg. Die mächtigen bayrischen Wittelsbacher und die öster- reichischen Habsburger waren in dieser Versammlung nicht vorgesehen. Für sein eigenes Haus sicherte sich Karl IV. mit Böhmen und Brandenburg zwei Stimmen. Die Habsburger vergrößern Österreich Die Habsburger hatten drei politische Ziele: –– die dauernde Erwerbung der deutschen Königswürde; –– die Vereinigung der Länder Böhmen und Ungarn mit den österreichischen; –– die Erwerbung der Länder zwischen Österreich und ihren Besitzungen in der Schweiz und Schwaben. Mit Albrecht II. ging die Königswürde 1438 dauernd auf das Geschlecht der Habsburger über. Es gelang den Habsburgern auch, eine Landbrücke zwischen ih- ren östlichen und westlichen Besitzungen herzustellen. 1335 konnten sie Kärnten, 1363 Tirol erwerben. In bei- den Fällen war der letzte Fürst bzw. die letzte Fürstin ohne leiblichen Erben gestorben. In der Schweiz hin- gegen verloren sie alle ihre Besitzungen in mehreren Kriegen gegen die Eidgenossen. Rudolf IV. – Fälscher und Stifter zugleich Rudolf IV. (1358–1365) war mit einer Tochter des dama- ligen Kaisers Karl IV. verheiratet. Zwei Jahre vor dem Regierungsantritt Rudolfs hatte dieser in der „Goldenen Bulle“ die Habsburger als Kurfürsten nicht berücksich- tigt. Rudolf legte sich daher die Rechte der Kurfürsten in einer Reihe von gefälschten Urkunden selbst zu. Im Gegensatz zu dem echten „Privilegium minus“, das die Babenberger 1156 zu Herzögen erhob, werden diese Fälschungen „Privilegium maius“ (= größeres Vorrecht) genannt. 256 Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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