Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Christianisierung und Aufbau kirchlicher Strukturen durch Bistümer und Klöster im Ostalpenraum (nach Wolfram, Die Geburt Mitteleuropas, 1987, 472). Österreich im Frühmittelalter Nach der Auflösung des Weströmischen Reiches zo- gen immer wieder germanische Völker durch die Ge- biete des heutigen Österreich. Es gelang ihnen aber nicht, eine dauernde Herrschaft zu errichten. Ab dem 6. Jh. n. Chr. besiedelten slawische Stämme das Gebiet zwischen Donau, Elbe und Ostsee. Nach Niederlagen der Bayern gegen die Slawen 595 und 610 bei Agun- tum (Lienz) entstand eine Grenzzone zwischen Bayern und Slawen. Ein bedeutendes Slawenreich errichtete der fränkische Kaufmann Samo. Schließlich kam es zur Stammesbildung der Karantanen, Kroaten, Tschechen und Serben. Den Karantanen gelang es vermutlich, ihre Selbstständigkeit auch nach dem Tode Samos zu behaupten. Ihr Gebiet umfasste Osttirol, Kärnten, Teile Salzburgs, Oberösterreichs und Niederösterreichs so- wie einen großen Teil der heutigen Steiermark. Christianisierung Erste Spuren des Christentums im Gebiet des heutigen Österreich gibt es bereits zur Zeit der großen Christen- verfolgungen unter Kaiser Diokletian. Wahrscheinlich waren im letzten Jahrhundert der römischen Herrschaft in den Städten von Norikum, Pannonien und Rätien die meisten Bewohnerinnen und Bewohner christlich. In- zwischen kam es zu einer fast völligen Zerstörung der christlichen Tradition. In Salzburg reorganisierte und reformierte Bischof Rupert (gest. kurz nach 716) das christliche Leben und die kirchliche Ordnung. Er berei- tete die Missionierung der Karantanen vor. Diese wurde schließlich von Bischof Virgil (Bischof in Salzburg von 749–784) durchgeführt. Bereits im 7. Jh. trugen irische Mönche das Christentum in Gallien und Burgund in die ländlichen Regionen. Wesentliche Impulse gingen dabei von Columban aus. Er kam wahrscheinlich im Jahr 611 nach Bregenz, das sich damals an der Grenze zwischen Alamannen und Romanen befand. Columbans Schüler Gallus gründete das Kloster St. Gallen (Schweiz), das jahrhundertelang großen kulturellen Einfluss auf Mit- teleuropa ausübte. Einer der wichtigsten Missionare und Reformatoren des 8. Jh. war der adelige Angelsachse Winfried, der vom Papst den Ehrennamen Bonifatius erhielt. In vielen Gebieten traf er germanische Göttervorstellungen und christlichen Glauben noch stark vermischt an: Q Sie (die Bayern) tranken aus demselben Krug die Minne Christi und der Dämonen, und die Völker jenes Stammes waren, mögen sie auch Christen ge- wesen sein, dennoch vom alten Heidentum und per- versen Häresien zutiefst angesteckt. (Bonifatius, um 730; zit. nach Wolfram, Botschaften aus dem Meer ob der Enns, 1984, S. 28) Bonifatius gründete zahlreicher Bistümer, darunter Salz- burg und Passau. Diese beiden Bistümer haben eine po- litisch-religiöse Ordnung begründet, die rund 1000 Jah- re wirksam sein sollte (vgl. auch die Karte). Durch seine Arbeit legte er den Grundstein zum späteren Bündnis zwischen Papsttum und fränkischem Königtum. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe Karte auf S. 252. Erkläre, wo das römische Straßennetz noch den heutigen Hauptverbindungen ent- spricht und wo nicht. Erläutere die möglichen Ursachen. 2. Analysiere die Karte auf dieser Seite. 253 Österreich von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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