Zeitbilder 5/6, Schulbuch

1. Römische Herrschaft und Frühmittelalter in Österreich Die „Romanisierung“ des heutigen Österreich Große Teile des heutigen Österreich gehörten über 400 Jahre lang zum Römischen Reich. Es gibt daher viele Spuren der römischen Herrschaft in Österreich. Schon früh kam es zu einem gegenseitigen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen den Römern und ihren keltischen Nachbarn im Norden. Ausgangspunkt für die „Romanisierung“ unserer Heimat war aber dann die von den Römern gegründete Kolonie Aquileia (181 v. Chr.). Römische Kaufleute handelten mit dem wert- vollen Eisen, dem Tauerngold und dem Salz aus dem Salzburger Raum. Diese Produkte gab es im keltischen Königreich Norikum. Es umfasste das gesamte heutige Österreich östlich von Inn und Ziller. 15 v. Chr. befahl Augustus einen großen Angriff gegen die Alpenvölker. Die in Tirol und Vorarlberg lebenden Räter wehrten sich zwar verzweifelt, ihre Gebiete wur- den aber in die Provinz Rätien umgewandelt. Den nori- schen Stämmen ließen die Römer zunächst eine gewisse Selbstständigkeit. Das östlich anschließende Land wur- de zur römischen Provinz Pannonien. Erst unter Kaiser Claudius wurde auch Norikum zur Provinz. Gute Straßen, neue Städte und Grenzschutz durch den Limes Entlang der Donau richteten sich die Römer zur Vertei- digung ein. Dort errichteten sie von Italien aus mehrere Straßen. Nun entstanden neben den keltischen Berg- städten (oppida) römische Ansiedlungen auf den Talbö- den, wie Carnuntum bei der Braunsbergsiedlung und Virunum am Fuße des Magdalensberges. In den neuen Städten wohnten anfangs nur wenige Römer, aber die zugezogenen Kelten übernahmen bald die römische Lebensweise, schließlich auch die lateinische Sprache. Die größte Römerstadt auf österreichischem Boden, Carnuntum, lag in Pannonien. Sie war neben einem Le- gionslager entstanden. Für den römischen Handel mit Nordosteuropa bildete sie den Ausgangspunkt. Wie die Bundeshauptstadt Wien mit dem Legionslager Vindobo- na hatten auch viele heutige Landeshauptstädte bereits Vorgänger in der Römerzeit: Lentia – Linz, Juvavum – Salzburg, Veldidena – (Wilten) Innsbruck, Virunum – (Maria Saal) Klagenfurt. In Brigantium (Bregenz) hatten die Römer zur Zeit der Alamanneneinfälle den Stütz- punkt ihrer Bodenseeflotte. Um die Donaugrenze besser schützen zu können, legten die Römer schließlich den Limes an: Darunter versteht man ein System von befestigten Städten, Kastellen, Wachtürmen und Wällen. Die Legionslager von Cas- tra Regina (Regensburg), Lauriacum, Vindobona und Carnuntum wurden so verbunden. In Niederösterreich lässt sich noch heute aus Ortsnamen eine Kette von Be- festigungen ablesen: Zeiselmauer, Traismauer, Mauer bei Melk, Mauer-Öhling. Andere Siedlungen weisen heute noch auf die lateinischen Namen der hier stati- onierten volksmäßig einheitlichen Abteilungen wieder: So hießen Castra Batava (Passau) nach den Batavern in Holland, Comagenae (Tulln) nach einer Landschaft in Mesopotamien und Asturis (Klosterneuburg) nach den spanischen Asturern. Wegen der häufigen Einfälle der Germanen verfielen aber immer mehr Städte Norikums. Im Jahre 488 ende- te die römische Herrschaft an der Donau: Odoaker ließ den Donaulimes endgültig räumen. Castra Regina (Regensburg) Castra Batava (Passau) Boiodurum Iovuacum (Schlögen) Ad Maurus (Eferding) Ovilava (Wels) Lentia (Linz) Lauriacum (Lorch) Arelape (Pöchlarn) Namare (Melk) Favianae (Mautern) Comagena (Tulln) Cetium (St. Pölten) Aquae (Baden) Vindobona (Wien) Scarbantia (Ödenburg) Carnuntum Savaria (Steinamanger) Tergolape (Timelkam) Iuvavum (Salzburg) Cucullae (Kuchl) Vocarium (Werfen) Stiriate (Liezen) Surontium (Trieben) Poedicum (Bruck a. d. Mur) Flavia Solva (Wagna) Noreia Poetovio (Pettau) Neviodunum (Agram) Emona (Laibach) Virunum (Zollfeld) Teurnia (St. Peter i. H.) In Murio (Mauterndorf) Aguntum (Lienz) Bauzanum (Bozen) Tridentum (Trient) Veldidena (Wilten) Maia (Meran) Inutriumo (Nauders) Brigantium (Bregenz) Kambodunum (Kempten) Augusta Vindelicorum (Augsburg) Curia (Chur) Brenner Aquileia Celeia (Cilli) Gabromagus (Windischgarsten) L i mes B e r n s t e i n s t r a ß e Italien Rätien Norikum Pannonien Markomannen Quaden R h e n u s ( R h e i n ) Lacus Venetus (Bodensee) A e n u s ( Inn ) Isa r a ( I sa r ) I s o n t a ( S a l z a c h ) A n i s u s ( E n n s ) D a n u v i u s ( D o n a u ) Mu r u s ( M u r ) Legionslager Kastell Stadt, Siedlung Römische Reichsstraße Zi l l e r  Die Karte zeigt die wichtigsten römischen Städte, Befestigungen und Straßen auf österreichischem Boden. 252 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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