Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Wilhelm Schulz (1865–1952), Deutschland und England, wie sollen wir uns da die Hand geben? Karikatur aus „Simplicissimus“, 26. 2. 1912, 16. Jg., Heft 48. Wettrüsten und Friedensbemühungen Eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Wettrüs- tens spielte die Außenpolitik des Deutschen Reiches. Ab den Neunzigerjahren des 19. Jh. trat Deutschland im Sinne seiner „Weltpolitik“ verstärkt als imperialistische Großmacht auf und kam damit in Gegensatz zu Groß- britannien, der führenden See- und Handelsmacht. Die Verwirklichung eines gewaltigen Flottenbauprogram- mes ließ Deutschland zur zweiten Seemacht hinter Großbritannien aufsteigen. Großbritannien wertete die deutsche Aufrüstung zur See als Bedrohung und Beweis für Deutschlands Streben nach der Weltmacht. Dies ver- schärfte die Rivalität zwischen den beiden Mächten. Aufrüstung fand aber auch zu Lande statt. Hier hatte sich lange wenig geändert. Jetzt stiegen die Heeres- stärken, besonders in Deutschland und Russland, an. In Frankreich wurde die Dienstzeit der Wehrpflichtigen verlängert. Aber auch die strategischen Planungen stellten sich auf den Kriegsfall ein. Der deutsche Generalstab ging von der Annahme eines Zweifrontenkrieges aus. Er plante zunächst Frankreich zu besiegen und dann gegen Russ- land vorzugehen. Auf Belgiens Neutralität wurde dabei keine Rücksicht genommen (Schlieffen-Plan). Dies war aber für Großbritannien von besonderer Bedeutung, da die britische Regierung die belgische Neutralität garan- tierte. Zur gleichen Zeit entstand auch eine pazifistische Be- wegung. Sie war in kleinen Gruppen organisiert und versuchte über Schriften und Vorträge gegen den Mili- tarismus zu wirken. Auf politischer Ebene waren es die Sozialisten, die ge- gen Aufrüstung und Kriegsgefahr auftraten. Dazu ver- anstalteten sie auch internationale Friedenskongresse wie 1907 in Stuttgart und 1911 in Kopenhagen. Auch die internationale Politik setzte Schritte, um Kon- flikte durch Schiedsgerichte zu lösen. 1899 und 1907 fanden zu diesem Zweck zwei Friedenskonferenzen statt. Dazu wurde das internationale Haager Schieds- gericht ins Leben gerufen, doch letztlich wollten sich die einzelnen Regierungen durch diese Einrichtung in ihren Entscheidungen nicht einengen lassen. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Arbeite anhand der Karte zusammenfassend heraus, wel- che europäischen Staaten in die zwei Bündnisse eingebun- den und welche neutral geblieben waren. 2. Fasse zusammen, auf welche Weise man sich um die Er- haltung des Friedens bemühte. 3. Benenne das in der Karikatur dargestellte Thema. Be- schreibe, wie diese Thematik bildhaft veranschaulicht wird. Arbeite heraus, welche politische Aussage durch diese Ka- rikatur ausgedrückt wird. Erörtere, was diese Darstellung hinsichtlich Krieg oder Frieden zum Ausdruck bringt.  In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg veranstalte- ten Sozialdemokraten in verschiedenen europäischen Ländern Kundgebungen für den Frieden. Am 3. Septem- ber 1911 fand eine solche Massenversammlung in Ber- lin statt. (Foto, 1911) 237 Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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