Zeitbilder 5/6, Schulbuch
Plakat des Roten Kreuzes. Der Schweizer Henri Dunant war Augen- zeuge der Kämpfe zwischen Österreich und Piemont-Sardinien im Jahr 1859. Die grauenvollen Eindrücke bewogen ihn, 1863 das „Rote Kreuz“ zu gründen. 1864 folgte die erste Genfer Konvention, in der sich die Regierungen zahlreicher Staaten verpflichteten, im Falle eines Krieges Verwundete und Kriegsgefangene zu schützen. (Plakat, 1914) Die Wirtschaft blieb auch weiterhin eine treibende Kraft in Richtung nationaler Einheit, besonders nachdem 1848/49 die Versuche, ein Deutsches Reich zu schaffen, gescheitert waren: Q Das aufstrebende Bürgertum im Rheinland und in Schlesien, in Baden, Württemberg, Hannover und Sachsen ist aufeinander angewiesen. Die Webe- reien in Schlesien suchen ebenso Absatzgebiete wie die Grubenbesitzer Westfalens und Mitteldeutsch- lands. Die Reeder in Bremen und Hamburg [...], wenn sie ihre Schiffe übers Meer senden, aber auf die eng- lische, französische und auch schon [...] amerikani- sche Konkurrenz stoßen, (erkennen), wie gering die politische Macht ist, auf die sie sich stützen dürfen. (Kersten, Die Revolution 1848/49, 1955) Analysiere den Zusammenhang von wirtschaftlichen und politischen Zielsetzungen. Die Frage der deutschen Einigung wurde aber auch in hohem Maße von politischen Faktoren bestimmt. 1859 entstand der „Deutsche Nationalverein“, der die Einheit propagierte. Zur gleichen Zeit gewann in Preußen der Liberalismus an Bedeutung. Seine Anhänger strebten eine Verfassungsreform an, wonach die Regierung wie in England von einem gewählten Parlament kontrolliert werden sollte (= parlamentarische Monarchie). In die- ser innenpolitisch gespannten Situation ernannte König Wilhelm I. 1862 Otto von Bismarck zum preußischen Mi- nisterpräsidenten. Bismarck lenkte vom Kampf um die Verfassung ab und rückte die deutsche Einigung in den Mittelpunkt der Politik. Hierbei verband er Methoden der Machtpolitik mit der Mobilisierung der öffentlichen Meinung und nationaler Emotionen. Dies zeigen einige seiner Aussprüche. Aus österreichischer Sicht werden immer wieder die folgenden zitiert: Q Vor dem preußischen Abgeordnetenhaus: „Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der Fehler von 1848 und 1849 gewesen –, sondern durch Eisen und Blut!“ „Wenn Österreich unser Bundesgenosse bleiben will, muss es uns Platz machen.“ In London gegenüber Benjamin Disraeli: „Reorganisation der Armee, dann Kriegserklärung an Österreich unter dem erstbesten Vorwand, Auflösung des deutschen Bundestages, Überwältigung der Klein- und Mittelstaaten und als Schlusseffekt: nationale Ein- heit Deutschlands unter der Führung Preußens.“ (Zit. nach: Mikoletzky, Österreich, 1967; Vajda, Felix Austria, 1980, S. 52) Erläutere die hier zum Ausdruck gebrachte Haltung Bis- marcks. Beurteile, wie er als Außenpolitiker einzustufen ist. Gehe dabei auch darauf ein, welche Möglichkeiten der Konfliktlösung er in diesen Aussagen außer Betracht lässt. Anonym, Deutschlands Zukunft. Karikatur aus dem Kikeriki, einer Wie- ner Satirezeitschrift, 22. 8. 1870. Der Text lautet: „Kommt es unter einen Hut? Ich glaube, ‘s kommt eher unter eine [preußische] Pickelhaube!“ 232 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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