Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Die Reaktion der Besitzenden Viele Maßnahmen der Jakobinerherrschaft wurden nun rückgängig gemacht. Die Preiskontrolle wurde auf- gehoben, politische Gefangene befreit und einige der grausamsten Terroristen hingerichtet. Die Freiheit der Wirtschaft wurde wiederhergestellt. Dadurch stiegen aber die Lebenshaltungskosten sehr stark an. Anhänger des Königtums wagten einen Auf- stand. Der junge General Napoleon Bonaparte erhielt die Führung der Truppen, welche die Aufständischen besiegten. Das liberale Großbürgertum gewann die Vormacht im Staat wieder zurück. Vier Jahre später (1799) beendete der inzwischen zum Nationalhelden aufgestiegene Napoleon die korrupte Herrschaft des Großbürgertums (Direktorium). Mit sei- nen Truppen trieb er die Abgeordneten auseinander. Konsulat und Kaisertum Nach seinem Militärputsch ging Napoleon daran, sei- ne Herrschaft abzusichern. Die neue (Konsulats-)Ver- fassung wurde noch 1799 in Kraft gesetzt. Nachträg- lich ließ sich Napoleon seine Position als Erster Konsul durch eine Volksabstimmung (= Plebiszit) bestätigen. Im Aufruf zu dieser Volksabstimmung erklärte er: Q Bürger, die Revolution hält an den Grund­ sätzen, die an ihrem Beginn standen, fest. Sie ist beendet. (Zit. nach: Behschnitt, Die Französische Revolution, 1978, S. 94) Laut offiziellem Ergebnis stimmten über 3 Mil- lionen mit „Ja“, nur ca. 2000 mit „Nein“, etwa die Hälfte der Bevölkerung nahm an der Volks- abstimmung nicht teil. Von Historikerinnnen und Historikern wird dieses Ergebnis aber als Fäl- schung zugunsten Napoleons angesehen. Doch selbst die Erringung der totalen Macht auf Lebenszeit war Napoleon nicht genug. Er wollte den europäischen Herrschern mindestens eben- bürtig entgegentreten können. Durch eine weite- re Volksabstimmung ließ sich Napoleon die Wür- de eines erblichen „Kaisers der Franzosen“ be- stätigen. Die Revolution, die die absolute Monar- chie der bourbonischen Könige überwunden hatte, endete im absoluten Kaisertum Napoleons. Unter der Regierung Napoleons wurde die Restaurati- on (= Wiederherstellung früherer Zustände), die schon zur Zeit des Direktoriums begonnen hatte, weiter fort- gesetzt: –– Zahlreiche Emigranten kehrten zurück; –– Versöhnung mit der Kirche durch den Abschluss ei- nes Konkordats. In anderen Bereichen aber führte Napoleon das Werk der Revolution fort: –– weitere Zentralisierung der Verwaltung; –– Festschreibung der bürgerlichen Errungenschaften im Code Napoléon (Code civil). Dieses Gesetzeswerk bil- det bis heute die Grundlage des französischen Zivil­ rechts. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Vergleiche die Ursachen der Französischen Revolution mit jenen der Amerikanischen. Diskutiert, ob sich allgemein- gültige Umstände finden lassen, die in der Menschheitsge- schichte immer wieder für den Ausbruch von Revolutionen verantwortlich sind. 2. Gestalte, nach Recherchen in Fachliteratur und Internet, einen „Steckbrief“ über Napoleon (Herkunft, Ausbildung und politischer Aufstieg). Präsentiere die Ergebnisse in der Klasse. Beschreibe und analysiere das Herrscherporträt Napoleons mit Hilfe der Methode „Herrscherporträts deuten“. Vergleiche die Darstellung mit der Ludwigs XIV. auf S. 136 und der Augusts des Starken auf S. 142.  François Gérard (1770–1837), Napoleon I. im Krönungsornat. Gemälde (Ausschnitt), 223 × 143 cm, 1810. Der Krönungsmantel ist mit goldenen Bienen bestickt. Dieses Sym- bol entlehnte Napoleon von einem Merowinger-König des 6. Jh. 195 Von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=