Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Athen abhängige Untertanen. Wer aus diesem Bündnis aussteigen wollte, wurde mit Waffengewalt und Besat- zung bedroht. Im Laufe der Jahre wuchs der Widerstand der Bündnispartner gegen diese Unterdrückung durch die Athener, besonders bei ihren großen Wirtschafts- konkurrenten Korinth und Megara. Unterstützt wurden diese dabei von Sparta, der Führerin des „Peloponnesi- schen Bundes“. Der Funke zündete im Jahr 432 v. Chr.: Die Athener sperrten die Handelsstadt Megara vom gesamten attischen Markt aus, da es aus dem Seebund ausgetreten war und sich den Spartanern angeschlos- sen hatte. Das bedeutete Krieg: In dem fast dreißig Jah- re dauernden „Peloponnesischen Krieg“ besiegte Spar- ta mit seinen Bundesgenossen das „Attische Seereich“. Am Ende des 5. Jh. war die politische und zum Teil auch die wirtschaftliche Macht Athens gebrochen – Sparta übernahm die Hegemonie in Griechenland. Höhepunkt der „attischen Demokratie“ unter Perikles  Perikles (etwa 490–429 v. Chr., Kopf einer Statue, römische Marmor- kopie) Perikles, ein Urenkel des Kleisthenes, gewann seine große politische Macht durch den weiteren Ausbau der Demokratie. Der ausgezeichnete Redner bezog breite- re Bürgerschichten in die aktive Politik ein und machte Athen zum „Sozialstaat“: –– die dritte Vermögensklasse wurde zum Archontat zu- gelassen; –– Ratsmitglieder und Geschworene erhielten nun für ihre Tätigkeit Taggelder (= Diäten) – bisher konnten nur Wohlhabende politische Ämter ausüben; –– die Bürger erhielten ein Festtags- und Theatergeld sowie Getreidespenden. Die Taggelder der attischen Bürger wurden ebenso wie das Geld für den Ausbau der Akropolis aus der gemein- samen Seebundkasse zweckentfremdet entnommen. Mit dieser Bautätigkeit und dem Bau der „Langen Mau- ern“ zwischen Athen und dem neu erbauten Hafen Pirä- us sowie dem Ruderdienst in der attischen Flotte betrieb der Staat Beschäftigungspolitik. Sie sicherte den sozial schwachen Menschen ein angemessenes Einkommen. Herrschte Getreideknappheit, dann kaufte der Staat selbst Getreide auf, um seine armen Bürger damit zu versorgen. Perikles erhielt für diese Politik die Zustim- mung der Masse des Volkes. Er selbst war nie Archon, aber fünfzehnmal gewählter Stratege. Bewerte die Politik des Perikles. Gehe auch darauf ein, welche Bedeutung die Einführung der Taggelder für die Weiterentwicklung der „attischen Demokratie“ hatte. „Attische Demokratie“ – „Herrschaft des ersten Mannes“? Diese Formulierung stammt vom Geschichtsschreiber Thukydides, einem Zeitgenossen (etwa 460–396 v. Chr.) des Perikles. Er überlieferte auch dessen „Gefallenen- rede“, in der uns Perikles Einblick in sein Demokratie- Verständnis gibt: Q Die Verfassung, die wir haben, richtet sich nach keinen fremden Gesetzen; viel eher sind wir für sonst jemand ein Vorbild [...]. Mit Namen heißt sie Volksherrschaft, weil der Staat nicht auf wenige Bür- ger, sondern auf eine größere Zahl gestellt ist. Vor dem Gesetz sind alle Bürger gleich. Das Ansehen ei- nes Bürgers wird durch seine Leistungen und nicht durch seine Herkunft bestimmt. Auch der Ärmste kann zu öffentlichen Ehren und Würden kommen, wenn er für den Staat etwas leistet [...]. Unsere Bürger kümmern sich um Staatsangelegen- heiten genauso wie um ihre Geschäfte; denn in Athen hält man einen Mann, dem die Politik gleichgültig ist, nicht für einen ruhigen Bürger, sondern für einen unnützen Menschen. Unser Volk urteilt und entschei- det selbst in allen politischen Fragen. (Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges II, S. 37–41) Fasse zusammen, welche Eigenschaften der attischen Verfassung Perikles hervorhebt und welche Ansprüche er an den einzelnen Bürger stellt. Die Einwohnerzahl von Attika um die Mitte des 5. Jh. ist umstritten: Die Schätzungen schwanken zwischen 300 000 und 500 000 Personen. Davon besaßen aber höchstens 40 000 Männer über 20 Jahren das volle Bürgerrecht, d. h. auch das Recht der politischen Mit- bestimmung. Fast ebenso groß dürfte die Anzahl der männlichen Metöken (= Mitbewohner) gewesen sein. Sie mussten als freie „Nichtbürger“ zwar Steuern und Kriegsdienst leisten, waren aber von der Volksver- sammlung und allen höheren Ämtern ausgeschlossen. Männer, Frauen und Kinder der Bürger und Metöken zusammengenommen dürfte Attika zu dieser Zeit etwa 200 000 persönlich freie Einwohnerinnen und Einwoh- ner gehabt haben. 17 Die antike Welt – Griechenland und Rom Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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