Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Untersuche die Einstellung und das Ver- halten des Kolumbus den Inselbewohnern gegenüber (S. 164). Bewerte dazu auch die Art seiner Geschenke bzw. Tauschwaren. Obwohl Kolumbus ohne Gewürze und mit nur wenig (Gold-)Schmuck von seiner ers- ten Fahrt zurückkehrte, wurde er in Spani- en gefeiert. Hatte er doch, nach damaliger Überzeugung, den Seeweg nach Ostasien auf der Westroute entdeckt. Bis zu seinem Tod war er davon überzeugt, die Indien vor- gelagerten Inseln (daher: Westindische In- seln) entdeckt zu haben. Erst mit der Über- querung der Landenge von Panama durch den spanischen Seefahrer Balboa (1513) bestätigte sich, dass Kolumbus einen neu- en Erdteil „entdeckt“ hatte. Er erhielt den Namen Amerika nach dem Italiener Ame- rigo Vespucci, der den Kontinent als Erster beschrieb. Den endgültigen Beweis für den neuen Kontinent sowie für die Kugelgestalt der Erde aber erbrachte der in spanischen Diensten stehende Portugiese Magellan (Magalhães): Nach drei- jähriger, abenteuerlicher und entbehrungsreicher Fahrt kehrte eines seiner fünf Schiffe von der ersten Weltum- seglung (1519–1522) nach Spanien zurück. Länder werden erobert und alte Kulturen zerstört Was Kolumbus bei seinen Reisen nicht gefunden hatte, rafften wenige Jahrzehnte später zwei Konquistadoren (= Eroberer) mit unglaublicher Grausamkeit in riesigen Mengen an sich: Gold. 1519 drang der spanische Ritter Hernán Cortés mit ei- ner nur 600 Mann starken, berittenen Streitmacht in das Reich der Azteken im Hochland von Mexiko vor. Mit Hilfe rebellierender Indigener und der überlegenen Waffentechnik zerstörte er die auf Pfählen gebaute La- gunenstadt Tenochtitlan und setzte den Aztekenkaiser Montezuma gefangen. Eine unermessliche Beute war der „Lohn“ dieses Unternehmens. Mexiko kam als „Vi- zekönigreich Neuspanien“ unter spanische Herrschaft (1522). 1532 eroberte der Spanier Francisco Pizarro mit nicht einmal 200 Soldaten ein anderes „Goldland“, das von den Inka beherrschte Peru. Da sie dem Inkaheer hoff- nungslos unterlegen waren, nahmen die Spanier deren Herrscher Atahualpa, der waffenlos zu einer Unterre- dung gekommen war, einfach gefangen. Trotz einer riesigen Lösegeldsumme – ein ganzes Zimmer wurde mit Gold ausgefüllt – erdrosselten sie den Herrscher, nachdem sie ihn vorher gewaltsam zum Christentum „bekehrt“ hatten. Die Oberschicht der Inka wurde nun ausgerottet, die Spanier setzten sich an ihre Stelle. Die Ausbeutung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung Im Gegensatz zu den Portugiesen, die ihre Seeherr- schaft im indischen Ozean mit befestigten Handelsplät- zen sicherten, war das Ziel der Spanier Landgewinn. Nach der Eroberung und Plünderung durch die Kon- quistadoren wurden die riesigen Länder an nachfol- gende spanische Siedler verteilt. Von der spanischen Krone erhielten sie Landbesitz zugeteilt und konnten steuerfrei ihr Eigentum vergrößern. Nur bei Goldfunden sollten sie zwei Drittel an die Krone abliefern. Die Gier nach (schnellem) Reichtum ging zu Lasten der indige- nen Bevölkerung. Diese hatte auch unter der Herrschaft der Azteken und Inka Grausamkeiten erleiden müssen, doch unter den neuen Herren ging es ihr unvergleichlich schlechter: Die Indios wurden aus ihren alten Lebens- und Wirtschafts- gemeinschaften herausgerissen, erbarmungslos zur Zwangsarbeit getrieben und zum katholischen Glauben gezwungen. Wer sich widerspenstig zeigte, musste mit Folter und Tod rechnen. In einem königlichen Erlass des Jahres 1503 wurde zwar über die Behandlung der Ur- einwohnerinnen und Ureinwohner verfügt: Q Unser Gouverneur in Indien soll darauf achten, dass jeder Indianer sein eigen Haus habe, indem er mit Frau und Kindern lebe. Und jedem Indianer soll er in der Nähe seines Hauses Grundstücke an- weisen, wo sie anbauen, säen und ihr Vieh halten können. Der Gouverneur soll dafür sorgen, dass die Indianer in allem sehr gut behandelt werden. (Zit. nach: Dokumente-Sammlung; in: Schmid, Fragen an die Geschich- te, Bd. 2, 1979, S. 169) Wie dieser Erlass in den Kolonien umgesetzt wurde, wissen wir vom Dominikanermönch Las Casas, dem späteren Bischof von Mexiko (1543–1566). Er berichtet dem spanischen König: Q Der Erziehung, Belehrung und Bekehrung der Indianer wurde nicht mehr Aufmerksamkeit zu- gewendet, als wenn die Indianer Katzen oder Hunde gewesen wären. [...] Die Spanier schleppten die ver- Cathaja India Azores Äquator Canaros Java Cipango (Japan) Taprobane (Sri Lanka) Java major minor Africa (China) E u r o p a Vorstellung über die Verteilung der Landflächen nach einem von Martin Behaim 1492 gefertigten Globus tatsächliche Küstenlinien der Landflächen 0 3000 6000 km (am Äquator)  Toscanellis Weltkarte. Der italienische Arzt und Kartograf bestärkte Kolumbus in ei- nem Brief darin, dass ein westlicher Seeweg nach Indien möglich sei. Kolumbus berech- nete auf Basis dieser Karte, die als verschollen gilt, die Entfernungen. (Karte um 1479, Rekonstruktion) 165 Expansion – vom Kolonialismus zum Imperialismus Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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