Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Flandern, ein Zentrum des mittelalterlichen Handels Das zweite Handelsnetz ging von Flandern aus. Es war damals das am dichtesten besiedelte Land Europas; sei- ne wichtigste Stadt war der Hafen Brügge. Schon seit dem Ende des 13. Jh. gingen dort genuesische Händler an Land. Sie kauften Holz und Pelze aus den Ostseelän- dern, englische und flandrische Tuche, Salz, Wein und Getreide aus Frankreich und boten dafür ihre Waren aus dem Orient an. Auch Kaufleute aus Venedig und Florenz, aus Kastilien und England errichteten hier bald ihre Handelsniederlassungen – ebenso wie die Vertreter der Hanse. Neben dem billigeren Handelsverkehr zur See gab es den Fernhandel zwischen den großen europäischen Wirtschaftsräumen schon immer auch zu Lande – haupt- sächlich entlang der alten Römerstraßen und entlang der großen Flüsse (z. B. Rhein und Donau). Dieser Handel aber war lange Zeit Beschränkungen ausgesetzt: Die Landesherren, aber auch die Städte wollten an den mit ihren Waren durchreisenden Kauf- leuten möglichst viel verdienen. An den vielen Zoll- und Mautstellen baten sie die Händler zur Kasse. So gab es im 15. Jh. entlang des Rheins 60, an der Donau zwischen Regensburg und Wien 16 Stellen, an denen Zoll zu zahlen war. Die deutschen Handelsstädte – die Hanse Die „Hanse“ (= Genossenschaft von Kaufleuten) ent- stand gegen Ende des 13. Jh. als Bund norddeutscher Städte unter der Führung Lübecks. Ihr schlossen sich im Laufe der Zeit auch wichtige Handelszentren des Binnenlandes, wie Magdeburg, Köln und Dortmund an. Auch Seestädte in Flandern sowie in den balti- schen und nordischen Ländern traten der Hanse bei. Die Hansestädte beherrschten im 14. Jh. den gesamten Nord- und Ostseehandel zwischen London und Now- gorod. Im 15. Jh. fiel der mächtige Städtebund infolge innerer Zwistigkeiten langsam auseinander. Weitere wichtige Gründe für den Zerfall waren erstens das Auf- kommen eines heimischen Kaufmannsstandes in Russ- land, England und in den nordischen Staaten sowie zweitens – durch die Entdeckung Amerikas bedingt – die Verlagerung des Handelsschwerpunktes von Nord- nach Westeuropa. Die Zünfte regeln das städtische Leben Im Hoch- und Spätmittelalter nahm auch das städtische Gewerbe einen raschen Aufschwung. Die Handwerker, die zunächst in der Stadt nur geringen politischen Ein- fluss hatten, schlossen sich zur Wahrung ihrer Interes- sen in Zünften zusammen. Die Zünfte griffen tief in das wirtschaftliche und persönliche Geschick des einzelnen Handwerkers ein. „Es haben alle Mitglieder dafür zu sorgen, dass nit zu viel fremde Meistersöhn und Ausländer in die Zunft kommen“, hieß es in Zunftordnungen der Fleischer im bayrischen Freising. Dies charakterisiert das We- sen des Zunfthandwerks sehr deutlich. Eine klein ge- haltene Anzahl von Familien schloss sich zusammen, um kartellartig ein bestimmtes Handwerk in der Stadt auszuüben. So wollte sich die Zunft gegen Überfrem- dung und Überfüllung, also ungebetene Konkurrenz, zur Wehr setzen. Gleichzeitig konnten Preis- und Lohn- absprachen getroffen werden, die ein sicheres Einkom- men garantierten. S C H W E D E N Arbeite anhand der Karte die Bedeutung der Handelswege – zur See, auf dem Land – heraus. Erörtere dabei das Ausmaß der Vernetzung des Handels in Europa mit Blick auf den Nahen Osten (die Levante), Kleinasien, Afrika und Nord-(Ost-)Europa. Beziehe hinsichtlich der Auswei- tung nach Asien auch das Kap. 13.2 mit ein.  Die wichtigsten europäischen Handels- städte und Handelsverbindungen im 14. und 15. Jh. 104 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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