Zeitbilder 5/6, Schulbuch

17. Gesellschaft und Wirtschaft im Spätmittelalter 17.1 Europas Bevölkerung verdoppelt sich 80.000 und mehr Einwohner 50.000 und mehr Einwohner 25 - 50.000 Einwohner 20 - 25.000 Einwohner Barcelona Toledo Bordeaux Toulouse Genua Pisa Rom Neapel Palermo Venedig Florenz Konstantinopel Smolensk Bologna Mailand Zürich Lyon Basel Straßburg Paris Brügge Mainz Worms Köln Hamburg Frankfurt Prag Nürnberg Augsburg Salzburg Wien Danzig London Lübeck Gent Sevilla Córdoba T a j o L o i r e R h e i n E l b e D o n a u Atlantischer Ozean Nordsee O s t s e e M i t t e l m e e r D n j e p r  Die größten Städte Europas im 14. Jh. Arbeite mögliche Zusammenhänge zwischen der Größe der Städte (im 14. Jh.) und deren geographischer Lage (z. B. Küste, Handelswege) heraus. Diskutiert die Ergebnis- se in der Klasse. Von der Jahrtausendwende bis zur Mitte des 14. Jh. hatte sich die Bevölkerung Europas beinahe verdop- pelt – von 38,5 auf 73,5 Mio. Menschen. Noch im 13. Jh. zählten die damals bedeutendsten Städte – wie Paris, London, Köln oder Prag – um die 30 000 Menschen. Ein Jahrhundert später lebten in den größten europäischen Städten dann jeweils an die 80 000 Menschen. Mit die- ser starken Bevölkerungszunahme erlebten Handwerk und (Fern-)Handel einen ungeheuren Aufschwung. Obwohl in der Landwirtschaft insgesamt mehr Nah- rungsmittel produziert wurden, führten wetterbedingte schlechte Ernten immer wieder zu Hungersnöten. Die- se Nahrungsmittelknappheiten verursachten oft große Preissteigerungen und sorgten für soziale und wirt- schaftliche Spannungen. Der Schwarze Tod zieht durch Europa So kam das Bevölkerungswachstum bereits zum Still- stand, ehe die Pest zwischen 1347 bis 1351 Millionen von Menschen hinwegraffte. Vom Schwarzmeergebiet schleppten Matrosen 1347 diese unheimliche Krank- heit nach Italien ein. Am ganzen Körper von schwar- zen Beulen befallen, mit angeschwollener Zunge und vom Fieber geschüttelt, landeten die schon vom Tod gezeichneten Seeleute in Messina und Genua. Heute wird der Bevölkerungsschwund durch die Pest bis zum Ende des 14. Jh. auf 20% bis 50% geschätzt. Für die asiatischen Pestgebiete (China, Indien) nimmt man für damals 60% bis 90% Todesopfer an. Vierhundert Jah- re lang kam die Seuche immer wieder zum Ausbruch. Erst seit zweihundert Jahren ist sie aus dem Abendland gänzlich verschwunden. 17.2 Die Agrarkrise Überproduktion trotz Mangel an Arbeitskräften Hungersnöte, Kriege, vor allem aber die Pest veränder- ten die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhält- nisse seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. maßgeblich: Durch den enormen Rückgang der Bevölkerung gab es jetzt Boden, Produktions- und Konsumgüter im Über- maß. Aber es fehlten die Arbeitskräfte. Das hatte ver- schiedene Folgen: –– Ganze Ortschaften starben aus oder wurden freiwil- lig geräumt. Durch diese so genannten Wüstungen verringerte sich die Zahl der Siedlungen in manchen Gegenden um die Hälfte. –– In den vorangegangenen Jahrhunderten waren die Preise wegen der zunehmenden Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln (besonders bei Brot) gestie- gen. Nun aber wurden zu viele Lebensmittel produ- ziert. Der Getreidepreis stürzte ab. Das führte zu ei- ner Preisschere zwischen Stadt und Land. Die hand- werklichen und gewerblichen Produkte in der Stadt wurden auf Grund des Arbeitskräftemangels immer teurer. –– Das Einkommen der Grundherren sank: Sie bekamen von den wenigen Bäuerinnen und Bauern insgesamt weniger Abgaben und auf ihren Eigengütern fehlte das Gesinde als Arbeitskraft. –– In vielen Teilen Westeuropas und in den Alpenlän- dern führte diese Entwicklung zur Aufhebung der Leibeigenschaft. Ein allgemeiner Aufschwung der Landwirtschaft voll- zog sich erst um die Mitte des 15. Jh. Er war verbunden mit einem Anstieg der Bevölkerung. Die Produktions- zahlen und die Siedlungsdichte des frühen 14. Jh. wur- den jedoch bis zur „Agrarrevolution“ des 18. Jh. nicht mehr erreicht.  Versorgung von Kranken. (Manoscritto Gaddiano 247, Pergament o. J.; Standort: Florenz, Biblioteca Laurenziano) 100 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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