Zeitbilder 5, Schulbuch

Migration – bis in die Gegenwart Die großen Völkerwanderungen aus demOsten und Nor- dosten brachten das Römische Reich und die Kultur der Spätantike zum Einsturz. Sie erfolgten vielfach gewalt- sam und waren von militärischen Eroberungszügen und Plünderungen begleitet. Insgesamt bewegten sie wahr- scheinlich nur wenige hunderttausend Menschen – und das in einem Zeitraum von etwa dreihundert Jahren. Doch zwischen 1815 und 1930 wanderten mehr als 50 Mio. Menschen aus Europa nach Übersee aus. Ca. 40 Mio. fanden in den USA eine neue Heimat. Darunter waren auch Zehntausende aus Österreich. Besonders aus dem Burgenland emigrierten in den 1920er Jahren zahlreiche Menschen. Hauptsächlich wirtschaftliche und politische Gründe waren dafür maßgeblich. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg waren Mil- lionen Menschen auf der Flucht bzw. wurden vertrieben. Allein in Österreich fanden nach Kriegsende rund 350 000 Flüchtlinge und Vertriebene eine bleibende Aufnahme. Mindestens 5 Mio. Menschen verloren durch die Kriege und „ethnischen Säuberungen“ rund um den Zerfall Jugoslawiens zwischen 1989 und 1998 ihre Heimat. Sie flüchteten meist nach Mittel- und Westeuropa. Diese Wanderungs- und Flüchtlingsbewegungen verlie- fen in den Aufnahmeländern Mittel- und Westeuropas friedlich. Lediglich in den USA wurde die indigene Be- völkerung auch noch im 19. Jh. oftmals mit Gewalt ver- drängt. „Europa in Bewegung“ – Migration und EU Die Menschen wandern innerhalb der EU – also zwi- schen den EU-Staaten. Sie wandern aber auch von Län- dern außerhalb der EU (Drittstaaten) ein oder in solche Länder aus. EU-Einwanderung bzw. Binnenwanderung/Auswanderung 2013 (EU-28-Gesamtbevölkerung 1. 1. 2014: geschätzt 506,8 Mio.) Binnenwanderung innerhalb der EU 1,7 Mio. Einwanderung in die EU aus Drittstaaten 1,7 Mio. Einwanderung insgesamt in einen der 28 EU-Staaten 3,4 Mio. Auswanderung aus der EU insgesamt oder aus einem der EU-Staaten (auch innerhalb der EU) 2,8 Mio.  European Commission, Demography Report 2015, S. 22. Notiere Motive, die für die Wanderungen ausschlagge- bend sein könnten. Migration ist mittlerweile zum größten Antriebsmotor für die Bevölkerungsentwicklung in der EU geworden. Das betrifft sowohl das Wachstum der Bevölkerung, ihr (durchschnittliches) Alter als auch die Zusammenset- zung und Dynamik der Bevölkerung. –– Wachstum: Für 2013 schätzt man den Anteil der Mig- ration am gesamten Bevölkerungswachstum in der EU auf etwa 95%; nur 5% gehen auf den Geburtenüber- schuss zurück (vgl. European Commission, Demo- graph Report 2015, S. 15) –– Alter: Da vor allem junge Erwachsene (im Alter von 25–34 Jahren) aus Nicht-EU-Ländern in die EU ein- wandern, verjüngt sich die Gesamtbevölkerung der EU. –– Vielfalt: Durch die Zuwanderung aus Drittstaaten und durch die Binnenwanderung nimmt die Vielfalt der Bevölkerung zu. Ein größer werdender Anteil der Er- werbsbevölkerung stammt aus dem Ausland oder hat mindestens einen Elternteil, der nicht in einem EU- Staat geboren wurde. (Als „erste Zuwanderungsgene- ration“ zählen Personen, die selbst im Ausland gebo- ren wurden. Zur „zweiten Zuwanderungsgeneration“ werden die Menschen gerechnet, deren Eltern im Ausland geboren wurden; vgl. Statistik Austria: mig- ration & intergation 2015, S. 115.) Innerhalb der EU lassen sich auch neue Formen der Migration erken- nen, die nicht auf Dauer ausgerichtet sind. Auf der Suche nach Arbeit oder zur Verbesserung ihrer Aus- bildung wandern viele Menschen innerhalb der EU- Mitgliedsstaaten für kürzere Zeiten. Migration und Österreich Im Jahr 1961 lebten in Österreich knapp über 100 000 ausländische Staatsangehörige (= 1,4% der Gesamtbe- völkerung). Bis 1974 stieg ihre Zahl auf Grund gezielter Anwerbung von Arbeitskräften (v. a. aus Jugoslawien und der Türkei) auf ca. 300.000 (4% der Gesamtbevölkerung). Anfang der 1990er Jahre stieg der Ausländeranteil auf über 8%. Seit der Jahrtausendwende erfolgt ein erneuter Anstieg der Zahl der ausländischen Bevölkerung vor allem auf Grund verstärkter Zuwanderung aus den neuen Staaten der EU. Am 1. 1. 2016 lebten knapp 1,3 Mio. ausländische Staats- bürgerinnen und Staatsbürger in Österreich (14,6% der Gesamtbevölkerung). Die Zuwanderung wird für die Bevölkerungsentwick- lung weiterhin bestimmend bleiben. Bis 2022 könnte Österreichs Bevölkerung die 9-Millionen-Grenze errei- chen (Statistik Austria: migration&integration 2016, S. 24; gek. u. vereinf. d. d. A.). Österreich: Einwanderung/Auswanderung 2015 Zuzüge Wegzüge Insgesamt 214.000 101.000 Österreicherinnen und Österreicher 16.000 21.000 Ausländische Staatsangehörige aus der EU 91.000 50.000 Ausländische Staatsangehörige aus Drittstaaten 107.000 30.000  Statistik Austria: migration&integration 2016, S. 64 f.; Zahlen gerundet. 2. Migration – bis heute 78 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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