Zeitbilder 5, Schulbuch

Auch wirtschaftlich gab es genü- gend Konfliktstoff: Der Norden war industrialisiert, der Süden lebte von der auf Sklavenarbeit beruhenden Landwirtschaft. So kam es schließlich zum Bürger- krieg (1861–1865): Er endete mit dem Sieg der Nordstaaten. In den USA waren die Sklavinnen und Sklaven endlich frei! Martin Luther King: „Ich habe einen Traum ... “ Persönliche Freiheit bedeutet noch lange nicht soziale Gleichberechti- gung – das mussten die schwarzen Amerikanerinnen und Amerikaner noch 100 Jahre nach dem gewonne- nen „Befreiungskrieg“ zur Kenntnis nehmen. Seit Beginn des 20. Jh. kämpfen Bürgerrechtsbewegungen gegen die Unterdrückung der schwarzen Be- völkerung. Aber erst 1954 wurde Rassentrennung in Schulen vom Obersten Gerichtshof verboten. Die Durchsetzung dieses Verbotes stieß im Süden der USA allerdings auf erbitterten Widerstand der Weißen. Martin Luther King, ein Pfarrer aus Alabama, widmete deshalb sein Le- ben dem Kampf um die Bürgerrech- te. Er ließ sich verprügeln und ein- sperren. So wurde er zur Symbolfigur des gewaltfreien Widerstands der Schwarzen gegen die weißen Unter- drücker. 1968 wurde er ermordet. Fünf Jahre vorher, am 28. August 1963, hatte er anlässlich eines Mar- sches nach Washington eine große Rede gehalten. Sie handelt von sei- nem Zukunftstraum, in dem Schwarz und Weiß friedlich mitein- ander leben ... Q [...] Der wunderbare, neue kämpferische Geist, der die Gemeinschaft der Schwarzen er- fasst hat, darf uns nicht verleiten, allen Weißen zu misstrauen. Denn viele unserer weißen Brüder [...] sind zu der Einsicht gekommen, dass ihre Zukunft mit der unseren untrennbar verbunden ist. [...] Wir können niemals zufrieden gestellt sein, solange der Schwarze das Opfer der unaussprechlichen Schrecken polizeilicher Brutalität ist. Wir können nicht zufrieden ge- stellt sein, solange unsere müden Leiber nach langer Reise in den Motels an den Landstraßen [...] kei- ne Unterkunft bekommen. [...] Wir können nicht zufrieden gestellt sein, solange unsere Kinder noch ihrer Freiheit und Würde beraubt werden durch Schilder, auf denen es heißt: „Nur für Weiße“ [...]. Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: „Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: dass alle Men- schen gleich erschaffen sind.“ Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne ehemaliger Sklaven und die Söhne ehemaliger  Washington im August 1963: Martin Luther King an der Spitze von ca. 200000 Demonstrantinnen und Demonstranten der schwarzen Bür- gerrechtsbewegung auf dem Marsch von Birmingham, Alabama, nach Washington, D. C. (Everett Collection, Foto, 1963) Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können [...]. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfar- be, sondern nach ihrem Charakter beurteilt. (King, Der Traum von der Gleichberechtigung; in: Reden, die die Welt bewegten, 1986, S. 589 ff.) Nicht nur in anderen Ländern, auch bei uns werden Menschen auf Grund ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion oder ihres Geschlechts noch immer da und dort abgewertet. Liste Argumente auf, mit denen Menschen noch heute diskriminiert werden. Erörtere diese Argumente und entwickle Gegenargumente. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Recherchiere in mindestens zwei Nachschlagewerken nach einer Defi- nition von „Sklaverei“ und vergleiche sie mit der in diesem Text ange- führten. 2. Recherchiere im Internet (z.B. https:// www.amnesty.at/de/menschen- rechtsdokumente/) über die Gesetze, die Menschen vor Diskriminierung jeder Art schützen sollen, und erstelle eine Liste dazu. Längsschnitt: Sklaverei – Unmenschlichkeit seit Jahrtausenden 71 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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