Zeitbilder 5, Schulbuch

Nach vielen Rückschlägen hatte er schließlich Erfolg: 1542 verbot der spanische König Karl Sklaverei so- wie Zwangsarbeit und anerkannte die indigene Bevölkerung als spani- sche Bürgerinnen und Bürger. Doch diese Gesetze wurden nur schlecht überwacht und stießen auf großen Widerstand bei den Kolonisten. So verbesserte sich die Lage der Indi- genen nur sehr langsam. Schwarzafrikanische Sklavinnen und Sklaven ersetzen die Einheimischen Um die indigene Bevölkerung zu schützen, soll Las Casas einmal vor- geschlagen haben, wegen der größe- ren Belastbarkeit Schwarzafrikane- rinnen und Schwarzafrikaner auf die spanischen Plantagen in Amerika zu schicken. Es handelten nämlich auch die verschiedenen afrikanischen Völ- ker seit Jahrhunderten mit Sklavin- nen und Sklaven. Handelsziele wa- ren hauptsächlich Ägypten und der Orient: Menschen wurden versklavt, wenn sie Stammesgesetze gebrochen hatten, wenn sie einem feindlichen Stamm in die Hände fielen, wenn wirtschaftliche Not den Verkauf von Stammesmitgliedern erforderte, und auch durch Menschenraub. Mit dem Vorstoß der Portugiesen an der afrikanischen Westküste begann auch dort bald der Sklavenhandel. Um 1510 landete bereits das erste portugiesische Schiff mit Sklavinnen und Sklaven auf den westindischen Inseln. Bis zum Ende des 16. Jh. hat- ten die Portugiesen darauf ein Han- delsmonopol. Danach verdienten auch Holländer, Franzosen und En- gländer an diesem Geschäft. Die schwarzen Sklavenhändler ließen die Sklavinnen und Sklaven in mehr- wöchigen Fußmärschen an die Küste treiben und hielten sie dort in Lagern gefangen, bis die Schiffe eintrafen: Q Und wenn sie den Europäern übergeben werden sollen, bringt man sie hinaus in die weite Ebene, wo die Schiffsärzte jeden Einzelnen sehr gründlich untersuchen; Männer und Frauen sind bei dieser Prozedur splitternackt. Diejenigen, die für gut und gesund befunden werden, treten auf die eine Seite, der Rest auf die andere Seite; die Sklaven, deren An- kauf abgelehnt wurde, [...] sind über 35 Jahre alt oder schon grauhaarig oder sie haben irgendwelche De- fekte an ihren Gliedern, Augen oder Zähnen; auch diejenigen mit Geschlechtskrankheiten oder an- deren Gebrechen werden ausge- sondert. Nachdem so die Untauglichen aus- gesondert sind, wird jedem von de- nen, die für gut befunden wurden, auf der Brust mit Hilfe einer glü- hend heißen Eisenstange ein Zei- chen angebracht; man benutzt dazu bestimmte Kennzeichen der französischen, englischen bzw. hol- ländischen Handelsgesellschaften, damit diese ihre Sklaven voneinan- der unterscheiden können, und man will damit verhindern, dass sie von den Eingeborenen wieder ge- gen minderwertige Sklaven ausge- tauscht werden. (Barbot, Description of Guinea; in: Weber, S. 182 f.) Fasse zusammen, wie der Umgang mit Sklavinnen und Sklaven in dieser Quelle beschrieben wird. Versuche zu ermitteln, wo in der jüngeren Geschichte mit Menschen ähnlich umgegangen worden ist. Um den Preis der Sklavinnen und Sklaven wurde oft tagelang ge- feilscht. Statt Geld gab es Waffen und Munition, Schnaps, Tabak, Wol- le, Papier und Kleinigkeiten. Ob- wohl die gegenseitige Konkurrenz die Preise in der Höhe hielt, musste sich eine Sklavin oder ein Sklave für seinen zukünftigen Besitzer in weni- gen Jahren rentiert haben. Doch schon bei der Überfahrt starb meist ein Drittel der Sklavinnen und Skla- ven: Bis zu 600 Menschen wurden in die Schiffe geschlichtet. Die schlech- te Versorgung und die mangelnde Hygiene führten immer wieder zum Ausbruch von Epidemien. Viele Sklavinnen und Sklaven nahmen sich aus Verzweiflung selbst das Leben. In Amerika wurden sie auf dem Markt verkauft und vor allem in der Plantagenwirtschaft einge- setzt. Sie galten im Gegensatz zur indigenen Bevölkerung auch nicht als Untertanen der spanischen Kro- ne. Daher hatten die Schwarzafrika- nerinnen und Schwarzafrikaner lan- ge Zeit niemanden, der sich für eine menschengerechte Behandlung oder gar für ihre Freiheit eingesetzt hätte. Bis 1870 verließen durch die- sen Sklavenhandel geschätzte 30 Millionen Menschen den afrika- nischen Kontinent. Die Hälfte davon hat wahrscheinlich schon den Weg zur Plantage nicht überlebt. Die Sklavenfrage – Auslöser eines Bürgerkriegs Seit dem Zeitalter der Aufklärung setzten sich immer mehr Menschen kritisch mit der Sklavenfrage ausei- nander. Sie bildete auch ein schwie- riges Problem für die 1776 gegrün- deten Vereinigten Staaten von Nor- damerika. Die weißen Bürger nah- men die Menschenrechtserklärung, welche die Freiheit und Gleichheit der Menschen proklamierte, in ihre Verfassung auf. Trotzdem konnten sich die Nord- und Südstaaten bis zum Jahre 1861 in der Sklavenfrage nicht einigen. Obwohl der Import von Sklavinnen und Sklaven schon seit 1808 verbo- ten war, wollten die Südstaatler wei- terhin am Besitz der (vielen) bereits ansässigen Sklavinnen und Sklaven festhalten. Der Konflikt verschärfte sich noch, als die Höchstrichter der USA das Sklavenverbot in den Nordstaaten als verfassungswidrig anerkannten.  Titelbild der deutschen Übersetzung von „Uncle Tom’s cabin“ (Roman 1852; dt. Onkel Toms Hütte) der amerikanischen Schriftstellerin Harriet Beecher-Stowe (1811–1896). (Holzstich Leipzig, J. J. Weber, 1853) Längsschnitt 70 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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