Zeitbilder 5, Schulbuch

Frieden und Wohlstand haben ihren Preis Hundert Jahre war Rom durch immer wiederkehrende Bürgerkriege erschüttert worden. Im Jahre 29 v. Chr. hatte Oktavian den Krieg im Inneren und gegen die äu- ßeren Feinde beendet. Es herrschte endlich Friede. Si- cherheit schien jetzt den Bürgern wichtiger zu sein als politische Freiheit. Und diese erhofften sie sich von der Herrschaft des Oktavian. Tatsächlich begann mit ihm für Rom und Italien ein großer wirtschaftlicher Aufschwung. Eine rege Bautätigkeit setzte ein. Zahlreiche Tempel wurden errichtet, das Forum Julium vollendet, Mietska- sernen, Aquädukte und Brücken erbaut und die Straßen verbessert. Finanziert wurden diese Bauvorhaben zum größten Teil aus der reichlichen Kriegsbeute. Daneben konnte Augustus auf sein Privatvermögen zurückgrei- fen, das er durch Erbschaften, Enteignung politischer Gegner und vor allem durch den Schatz der Ptolemäer erworben hatte. Damit versorgte er auch das Proletariat: Mehrere Male während seiner Regierung empfingen eine Viertelmillion Stadtrömer Geldspenden (zwischen 70 und 100 Denare pro Kopf – ein Legionär erhielt als Jahressold 225 Denare). „Schafe scheren, aber ihnen nicht die Haut abziehen“ Dies sei die Aufgabe eines guten Hirten, soll Kaiser Ti- berius jenen Statthaltern geantwortet haben, die eine Erhöhung der Steuern in den Provinzen vorgeschlagen hatten. Schon Augustus war auf eine korrekte Amtsfüh- rung der Statthalter und Provinzialbeamten bedacht. Deshalb wurden die Statthalter auch großzügig entlohnt und erhielten vor Beginn ihrer Amtszeit genaue Anwei- sungen durch den Kaiser. Augustus führte Provinziallandtage ein. Dort hielten ge- wählte Vertreter der Städte und Stämme alljährlich zu seinen und Göttin Romas Ehren Opfer und Festspiele ab. Diese Landtage hatten politische Aufgaben. Hier be- schlossen die Provinzialen z. B. auch Beschwerden über römische Beamte, die sie durch Gesandte direkt dem Kaiser oder im Senat vorbringen konnten. „Friedenskaiser“ Augustus vergrößert das Reich Augustus führte die republikanische Tradition der Reichserweiterung fort. In seinem Leistungsbericht be- schreibt er seine außenpolitischen Erfolge: Q Das Gebiet aller Provinzen des römischen Volkes, denen Völker benachbart waren, die unserem Be- fehle nicht gehorchten, habe ich vergrößert. Die Pro- vinzen Gallien und Spanien, ebenso Germanien [...] bis an die Mündung des Elbstromes, habe ich befrie- det. Die Alpenländer [...] habe ich befrieden lassen, ohne dass wider irgendein Volk zu Unrecht Krieg ent- fesselt wurde. [...] Die Kimbern [...] und andere ger- manische Völkerschaften haben durch Gesandte mei- ne und des römischen Volkes Freundschaft erbeten. [...] Auf meinen Befehl sind zwei Heere fast gleichzei- tig nach Äthiopien und Arabien geführt und mehrere Städte genommen worden. [...] Ägypten habe ich dem Reich des römischen Volkes hinzugefügt. [...] Die Parther habe ich gezwungen, [...] demütig um die Freundschaft des römischen Volkes nachzusuchen. (Augustus, Leistungsbericht 26–31)  Kaiser Trajan inspiziert den Bau einer Holzbrücke und einer Festung. (Gipsabguss aus dem Jahr 1861 nach dem Marmororiginal der Trajans- säule auf dem Trajansforum in Rom, 113 n. Chr.) Von der Offensive in die Defensive Die Eroberungen der römischen Kaiser dauerten bis ins 2. Jh. an: Das Gebiet des heutigen Österreich wurde ebenso wie England und Mauretanien (Marokko) in das Reich eingegliedert. Die größte Ausdehnung erreichte das Imperium Romanum unter dem Adoptivkaiser Tra- jan, der noch Dacien (Siebenbürgen), Armenien und Mesopotamien eroberte (116). Von nun an galten die Anstrengungen der knapp 30 Le- gionen und der Hilfstruppen immer mehr der Defensive: Sein Nachfolger Hadrian ließ an allen gefährdeten Grenzen dieses Riesenreiches Verteidigungssysteme (Limes) errichten. Britannien (Hadrianswall), Germa- nien, Dacien und die syrische Steppengrenze wurden so abgeschirmt, an der römischen Südgrenze in Afrika wur- de ein Wall von 800 Kilometer Länge gezogen. Unter dem vorletzten Adoptivkaiser, dem philosophisch gebildeten Mark Aurel (161–180), stürmten die germa- nischen Stämme der Markomannen und Quaden über die Donaugrenze bis zur Adria. Dem Kaiser selbst ge- lang es, sie nach Böhmen zurückzuschlagen. Im 3. Jh. drangen die Alamannen über den germanischen Limes bis nach Italien vor. Die Franken zogen über Gallien, Spanien bis nach Nordafrika und die Goten über die un- tere Donau bis nach Kleinasien. Analysiere, wie Augustus seine Außenpolitik beschreibt, und bewerte sie. Erörtere in diesem Zusammenhang auch die Formulierung „Friedenskaiser Augustus“. 16. „Pax Romana“ – die römische „Weltherrschaft“ 48 Nur zu Pr fzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=