Zeitbilder 5, Schulbuch

Alle Macht dem Prinzeps Während seiner langen Herrschaftszeit baute Augustus seine Macht Schritt für Schritt aus. Bis zum Jahr 23 v. Chr. blieb er ununterbrochen Konsul. Danach übernahm er nur noch die Machtbefugnisse der wichtigsten Ämter, ohne sie selbst auszuüben. Er hatte –– die oberste Befehlsgewalt über alle Provinzen und die dort stationierten Truppen (etwa 300000 Mann); –– die Rechte eines Volkstribunen und lenkte damit die Innenpolitik; –– die Aufsicht über die Getreideversorgung und über die Sitten; –– mit dem Amt des Ponitfex Maximus die Oberaufsicht über alle Staatskulte – seine göttliche Verehrung er- laubte Augustus nur in den Provinzen; –– große Einkünfte aus den kaiserlichen Provinzen. Dazu kam sein Privatvermögen: Es stammte aus den Ein- künften seiner Landgüter, Bergwerke, Manufakturen sowie seiner „Privatprovinz“ Ägypten. Das kaiserliche Verwaltungssystem Der Prinzeps ließ alle republikanischen Ämter, die Ko- mitien und auch den Senat als beratende Körperschaft bestehen. Diese für ein Großreich unzureichende Ver- waltung ergänzte Augustus durch eine eigene kaiserli- che Verwaltung. Im Gegensatz zu den ehrenamtlichen republikanischen Magistraten erhielten die kaiserlichen Beamten ein festes Gehalt und hatten eine unbegrenzte Amtszeit. Augustus und seine Nachfolger hatten das al- leinige Weisungsrecht an diese Beamten und erließen zu diesem Zweck Verfügungen (= Edikte). Das machte sie zu Gesetzgebern – eine Funktion, die bisher nur dem Senat und der Volksversammlung zustand. Gerade da- durch wurde aus der Republik ein kaiserlicher Obrig- keitsstaat. Augustus regelt seine Nachfolge Augustus versuchte bald, einen Nachfolger innerhalb seiner Familie zu finden, an den er seine Ämter und Voll- machten vererben konnte. Er dachte also an die Grün- dung eines Herrscherhauses (= Dynastie). Da alle seine männlichen Nachkommen vor ihm starben, adoptierte er zuletzt seinen Stiefsohn Tiberius. Um die Anforderungen der Nachfolge zu erfüllen, musste Tiberius seine Stiefs- chwester Julia, die leibliche Tochter des Augustus hei- raten (und sich deshalb auch von seiner Frau trennen). So war Tiberius zugleich Stief-, Schwieger- und Adop- tivsohn des Prinzeps. Als Augustus starb, berief der Se- nat Tiberius sofort zu seinem Nachfolger. Augustus wur- de unmittelbar nach seinem Tod zum Gott erhoben. Da- gegen verbot Tiberius jede göttliche Verehrung seiner Person. Sein Enkel und Nachfolger Caligula jedoch ließ sich als Göttin (!) feiern. Nero, der letzte Kaiser aus der julisch-claudischen Dynastie (27 v. Chr. – 68 n. Chr.), ver- fiel dem „Caesarenwahn“: Seiner Terrorherrschaft („Vor mir hat noch kein Herrscher gewusst, was er sich alles erlauben kann“) fielen ein Großteil seiner Familie und etliche Senatoren zum Opfer. Kaiser wird man nicht nur in Rom Nicht nur in Rom, auch beim Heer in den Provinzen wehrte man sich gegen diesen Despotismus. An vier Stellen erhoben sich die Legionen und riefen ihre Be- fehlshaber zu Kaisern aus (Vierkaiserjahr 68/69). Sie be- kämpften einander um die Führung im Reich. Sie wus- sten nämlich, dass mit „ihrem“ Kaiser auch sie empor- steigen konnten. Vespasian, ein Italiker aus dem Ritter- stand, siegte schließlich und begründete das Flavische Herrscherhaus (69–96). Die flavische Erbmonarchie endete wie die julisch-clau- dische: Domitian, der zweite Sohn des Vespasian, wur- de wegen seines überaus brutalen „Gottkönigtums“ ermordet (96). Nach seinem Tod hätte der Senat noch einmal die Chance gehabt, die „freie“ Republik wieder einzuführen. Statt dessen setzte sich in der Folgezeit eine andere Regelung durch: Der Kaiser bestimmte sei- nen Nachfolger durch Adoption (Adoptivkaiser von 96–192). Im 3. Jh. waren es dann die Legionen, die ihre Befehls- haber – oft gleichzeitig in verschiedenen Teilen des Rei- ches – zu Kaisern ausriefen (zumindest 50 „Soldatenkai- ser“ von 234–284). Erst Kaiser Diokletian stellte mit ab- soluter Macht die Reichseinheit wieder her.  Caligula, 12–41 n. Chr. (Marmorbüste um 39/40  n. Chr., Fundort: Thrakien) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse zusammen, welche republikanischen Traditionen im Prinzipat weitergeführt wurden und warum man dennoch von einer Monarchie sprechen kann. 2. Überprüfe, wie im Autorentext in der linken Spalte Caligula und Nero dargestellt werden. Diese Darstellung fußt auf den Beschreibungen von antiken Autoren (z. B. Tacitus, Sueton). Recherchiere in Lexika oder im Internet (z. B. http://guten- berg.spiegel.de/buch/kaiserbiographien-8675/1; http:// www.gottwein.de/Lat/tac/ann1301.php ), wie die beiden Kaiser beschrieben werden, und erläutere diese Darstellungen. Die antike Welt – Griechenland und Rom 47 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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