Zeitbilder 5, Schulbuch

und Tapferkeit so sehr, dass es ans Wunderbare grenzte. […] Die Wenden, die die Tüchtigkeit Samos erkannten, wählten ihn zu ihrem König und er regier- te 35 Jahre lang erfolgreich. (Fredegar, Die vier Bücher der Chroniken, IV, 48, 8. Jh. ) Der Schwerpunkt dieses neuen Herrschaftsbereiches befand sich im Sudetenraum. Dort lagen vermutlich die Anfänge einer für Europa wichtigen Entwicklung. Sie führte nämlich zur Stammesbildung der Karantanen, Kroaten, Tschechen und Serben. Zwar konnten die Awa- ren nach dem Tode Samos (um 659 n. Chr.) ihre Herr- schaft über weite Teile Mitteleuropas wiederherstellen und bis in die Karolingerzeit erhalten. Die Alpenslawen (Karantanen) schienen aber ihre Selbstständigkeit be- hauptet zu haben. Ihr Gebiet umfasste Osttirol, Kärnten, Teile Salzburgs, Oberösterreichs und Niederösterreichs sowie einen großen Teil der heutigen Steiermark.  Die politisch handlungsbe- rechtigten Karantanen führten die Fürsteneinsetzung in der Karnburg durch und verwende- ten dabei den „Fürstenstein“, die umgedrehte ionische Basis einer römischen Säule. Dieser bildet das älteste Herrschafts- zeichen, das auf österreichi- schem Boden verwendet wur- de und erhalten blieb. (Wolfram, Grenzen und Räu- me, 1995, S. 303 f. Missionierung im 7. und 8. Jahrhundert Erste Spuren des Christentums im Gebiet des heutigen Österreich gibt es bereits zur Zeit der großen Christen- verfolgungen unter Kaiser Diokletian. Wahrscheinlich waren im letzten Jahrhundert der römischen Herrschaft in den Städten von Norikum, Pannonien und Rätien die meisten Bewohnerinnen und Bewohner christlich. Doch in der Zeit der Völkerwanderung und vor allem durch die Slawen- und Awareneinfälle wurde die christliche Tradition fast zur Gänze zerstört. Im 7. und 8. Jahrhun- dert kam es zu einer neuerlichen Christianisierung. In Salzburg reorganisierte und reformierte Bischof Ru- pert (gest. kurz nach 716) das christliche Leben und die kirchliche Ordnung. Er handelte im Auftrag des Bayern- herzogs. So bereitete er die Missionierung der heidni- schen Karantanen vor. Diese wurde schließlich von Bi- schof Virgil (Bischof in Salzburg von 749–784) erfolg- reich in Angriff genommen. Bereits im 7. Jh. trugen irische Mönche das Christentum in Gallien und Burgund in die ländlichen Regionen. We- sentliche Impulse gingen dabei von Columban aus. Er kam wahrscheinlich im Jahr 611 nach Bregenz, das sich damals an der Grenze zwischen Heiden und Chris- ten, zwischen Alamannen und Romanen, befand. Columbans Schüler Gallus gründete das Kloster St. Gal- len (Schweiz), das jahrhundertelang großen kulturellen Einfluss auf Mitteleuropa ausübte. Franken- Sachsen reich Slawische Völker Awaren- reich Reich des Samo † 659 S o r b e n Bregenz Pavia Tschechen Mährer Slowaken O s t r ö m i s c h e s R e i c h L a n g o b a r d e n r e i c h S l o w e n e n K r o a t e n K a r a n t a n e n B a j u w a r e n Passau Wels Salzburg Innichen Rom Ravenna Neapel Hemmaberg Aguntum (Lienz) Dreiherrenspitze Lorch Wien Tulln Traismauer K a r n i s c h e A l p e n P o n g a u Tennen- geb. Do n au I n n I n n S a l z a c h E n n s D r a u M u r D o n a u T h e i ß D r a u S a v e D o n a u W e i c h s e l O d e r E l b e S a a l e E t s c h P o T i b e r A d r i a t i s c h e s M e e r  Die Siedlungsgebiete der Slawen in Mitteleuropa im 7. Jh. Die Slawen Nach der Auflösung des Weströmischen Reiches zogen immer wieder germanische Völker durch die Gebiete des heutigen Österreich. Es gelang ihnen aber nicht, eine dauernde Herrschaft zu errichten. Ab dem 6. Jh. n. Chr. besiedelten slawische Stämme das Gebiet zwischen Donau, Elbe und Ostsee. Sie standen weitgehend unter der Herrschaft der Awaren. Ihre Ein- fälle im heutigen Ost- und Südostösterreich bis hin nach Oberitalien brachten um 600 erneut Unruhe in den mit- teleuropäischen Raum. Letzte bisher noch bestehende Städte wurden dabei zerstört. Die Niederlage der Bayern gegen die Slawen in den Jahren 595 und 610 bei Aguntum im oberen Drautal be- wirkte die Verfestigung einer Grenzzone zwischen Bayern und Slawen in unserem Raum. Sie spaltete den Ostalpenraum für Jahrhunderte. Eine Schwächeperiode des Awarenreiches nutzte Samo, ein fränkischer Kaufmann, zur Errichtung eines bedeu- tenden Slawenreiches. Q Als nun aber die Wenden (Slawen) mit Heeres- macht die Awaren angriffen, zog der Kaufmann Samo […] an ihrer Seite im Heer mit; in diesem Kamp- fe gegen die Awaren bewährte sich seine Umsicht 2. Österreich im Frühmittelalter 160 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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