Zeitbilder 5, Schulbuch

Die ägyptische Stadt Alexandria war wie das syrische Antiochia Endpunkt einer großen Handels- straße, die aus dem Landesinneren ans Meer führte. (ab etwa 2300 v. Chr.) sanken die einstmals selbstständigen Städte zu untergeordneten Verwaltungsein- heiten in einem zentral regierten Großreich ab. Die hellenistische Stadt Die alten griechischen Städte, wie Athen, Korinth oder Theben, waren langsam gewachsen. Ihre engen, winkeligen Gassen und ärmlichen Wohnhäuser ließen sie noch im 3. Jh. v. Chr. als wenig ansehnlich erscheinen. Demgegenüber waren die hellenistischen Städte geplant und künstlich angelegt, mit breiten und geraden Straßen. So beschrieb man etwa die Straßen der neuen Stadt Alexandria als gerade, teils bis zu 30 m breit und auf beiden Seiten von Kolonnaden gesäumt. Dahinter ragten mehrgeschossige Häuser, Tempel und andere Prachtbauten auf. Alexander hatte die „Dritte Koloni- sation“ durch die Anlage zahlrei- cher nach ihm benannter Siedlun- gen eingeleitet. Dort siedelte er die Veteranen seiner Feldzüge als neue Oberschicht an. Diese Politik setzten seine Nachfolger fort. Manche dieser Gründungen lagen an wichtigen Verkehrsknotenpunk- ten bzw. Häfen. Sie entwickelten sich rasch zu Zentren hellenistischer „Weltwirtschaft“ (Alexandria, Antio- chia, Seleukia). Mit der Ansiedlung von Griechen und Makedonen schufen die helle- nistischen Herrscher Stützpunkte für Militär und Verwaltung im eroberten Land. Diese Städte wurden gleich- sam zu Inseln griechischer Zivilisati- on im Orient. Griechisch wurde Amts- und Verkehrssprache. Die Griechen und Makedonen stellten in der Regel die Führungsschicht der neuen Städte. Doch die Mehrzahl der Einwohnerinnen und Einwohner waren Einheimische mit geringen Rechten. Eine neue Gruppe von risi- kofreudigen Unternehmern, Fern- händlern und Manufakturbesitzern entstand in diesen Städten. Diese stiegen zu großen Wirtschaft- szentren im östlichen Mittelmeer- raum auf. Der große Hafen Alex- andrias mit seinem berühmten Leuchtturm war aber nicht nur End- punkt des Orienthandels; er war auch wichtiger Umschlagplatz für den Export und den Weitertransport orientalischer Luxusartikel in den westlichen Mittelmeerraum. Der Reichtum dieser Städte zog Wis- senschafter und Künstler aus der gesamten griechischen Welt an. Da- durch stiegen hellenistische Städte wie Alexandria oder Pergamon zu geistigen Zentren der griechischen Welt auf. Sie lösten dabei alte Zent- ren griechischen Geistes, wie etwa Athen, ab. Römisches Municipium Der römische Statthalter herrschte zwar unumschränkt über eine Pro- vinz. Doch seine tatsächliche Herr- schaft übte er in der Regel bloß in der Form von Kontrollen aus. Die eigentlichen politischen Aufgaben und die Ordnung des Zusammenle- bens lagen bei den „Gemeinden“ selbst. Solche „Gemeinden“ waren – ähnlich wie die griechischen Poleis – bestimmte Territorien, die von ei- nem Zentralort aus verwaltet wur- den. Man bezeichnete sie als Civi- tas. Gestalteten solche Civitates ihre Politik ganz im Sinne Roms, so wur- de ihnen als Anerkennung eine be- vorrechtete Form der Selbstverwal- tung nach dem Vorbild Roms zuge- standen. Mit dieser Verleihung des römischen Rechtes wurde eine sol- che Gemeinde zum „Municipium“. Das begann bereits im 4. Jh. v. Chr. Der Schwerpunkt der Errichtung von Municipien – wie die Ausbrei- tung von Städten überhaupt – lag jedoch in der Kaiserzeit. Viele römi- sche Städte wuchsen aus Militärla- gern. Das Straßennetz in diesen Städten war klar gegliedert. Es wur- den öffentliche Gebäude errichtet für die Verwaltung, für Spiele (Zir- kus, Theater) und für kultische Zwecke (Tempel). Ähnliche Ent- wicklungen lassen sich für dieselbe Zeit in China feststellen. Auch dort wurde nach klaren Vorgaben ge- plant und gebaut. Von der Spätantike zum Mittelalter Die Menschen im frühen Mittelalter fanden die Stadt als Erbe der Antike vor. Da die Lebensweise der Germa- nen und Slawen aber nicht städtisch ausgerichtet war, wussten sie mit diesem Erbe zunächst nicht viel an- Längsschnitt: Die Stadt – Entwicklung und Perioden ihrer Blüte 137 Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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