Zeitbilder 5, Schulbuch

Sie wollten Lehrer hören, Neuigkei- ten erfahren, Handschriften studie- ren, fremde Orte und Kunstwerke sehen. Unter den Bildungsreisenden waren viele Kleriker (Geistliche), vor allem Mönche. Sie verbanden auf ihren Reisen meist religiöse Anlie- gen mit Besuchen in Klöstern, wo sie ihren Wissensdurst stillen konnten. Zu den mittelalterlichen Reisefor- men gehörte auch das „Reisekönig- tum“, die seit der fränkischen Zeit bis ins Spätmittelalter übliche Form der Herrschaftsausübung. Das Heili- ge Römische Reich besaß keine Hauptstadt, sondern wurde von wechselnden Orten aus regiert. Auch politische Reisen spielten im Mittelalter eine Rolle. Im Gegensatz zu heute kannte man damals näm- lich noch keine ständigen diplomati- schen Vertretungen oder Botschaf- ten. Die Regierenden kommunizier- ten miteinander durch die Reisen ihrer Gesandten. Ein Gesandter war ein Bote, der eine Nachricht für sei- nen Herrn übermittelte oder in des- sen Namen politische Verhandlun- gen führte. Reisediplomatie, wie wir sie von modernen Außenministerin- nen und Außenministern kennen, gab es also schon im Mittelalter. Üblicherweise genossen Gesandte auf ihren Reisen besonderen Schutz, sie galten als immun und unverletz- lich. Man brachte sie gastlich unter  Das Gemälde zeigt die Ankunft und Übernachtung von Reisenden im Gasthaus. Wie der Blick in die Schlafkammer zeigt, mussten auch reiche Gäste mit anderen einen Raum, oft sogar ein Bett teilen. Im Allgemeinen schlief man nackt, die Kleidung wurde auf einer Bank abgelegt, sie wurde häufig nachts gestohlen. (Antoine de la Sale, “Hostel”, aus ‚Les Cent Nouvelles Nouvelles‘, 1462. Glasgow University Library, Schottland) Schildere, wie die Ankunft und Unterbringung von Reisenden auf dem Gemälde dargestellt werden. Vergleiche die heute in Mitteleuropa übliche Unterbringung in einem Gasthaus mit der auf dem Bild gezeigten. Querschnitt: Reisen im Mittelalter 133 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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