Zeitbilder 5, Schulbuch

Die Umgestaltung der antiken Welt • Römer und Germanen lebten zunächst mehrere Jahrhunder- te in zwiespältiger Nachbarschaft: Es bestanden vielfältige Kontakte, z. B. Föderatenverträge, Handelsbeziehungen, doch ab der Mitte des 3. Jh. häuften sich kriegerische Einfäl- le der Germanen. • Der Hunnensturm über den Don (375 n. Chr.) löste die ger- manischen Völkerwanderungen aus. Sie dauerten etwa 200 Jahre und endeten mit dem Einfall der Langobarden in Ober­ italien (568 n. Chr.). • Im Zuge dieser Völkerwanderungszeit wurde im Jahr 476 der weströmische Kaiser Romulus Augustulus vom Germanen- fürsten Odoaker gestürzt. Dies wird als das Ende des Weströ- mischen Reiches angesehen. • Antike Errungenschaften wie Bildung, Gelehrsamkeit, die lateinische Sprache usw. wurden vor allem von der Kirche weitergeführt. Neben den romanischen Sprachen wurde das römische Recht Grundlage fast aller europäischen Rechts- ordnungen. Wichtige römische Verwaltungspraktiken (z. B. Gliederung des Reiches in Verwaltungsbezirke), wirtschaftli- che Einrichtungen (z. B. Großgrundbesitzungen) und Wirtschaftspraktiken (z. B. Salzgewinnung, Almwirtschaft, Weinbau) wurden von den Germanen übernommen. Die Bedeutung städtischer Kultur ging für mehrere Jahrhunderte verloren. Das Oströmische Reich • Das Oströmischen Reich überdauerte das Weströmische Reich um nahezu 1000 Jahre. In ihm war das orthodoxe Christentum von überragender Bedeutung. Von hier aus er- folgte die Missionierung im südslawischen und im russischen Raum. • Im Jahr 1453 wurde die Hauptstadt Konstantinopel als „letz- tes Bollwerk“ von den Osmanen erobert. Das Weltreich der Araber • Mohammed (gest. 632) war der erste religiöse und politische Führer des entstehenden islamisch-arabischen Weltreiches. In zwei Eroberungswellen (635–644 und 700–732) drangen die Araber bis zum Indus und zu den Pyrenäen vor. • Über die Einrichtung von wissenschaftlichen Schulen schu- fen sie Zentren der Gelehrsamkeit (z. B. in Bagdad, Damas- kus, Kairo und Córdoba). Sie übermittelten wichtige Erkennt- nisse der Antike an die Nachwelt. Dies bildete wichtige Grundlagen für die Entwicklung der neuzeitlichen abendlän- dischen Wissenschaften. Das Reich der Franken • Das Reich der Franken wurde zum mächtigsten Staat in Euro- pa. In der Folge des Bündnisses zwischen dem fränkischen König und der Kirche krönte der Papst König Karl zum Kaiser (800). Damit bestätigte der Papst dem fränkischen Herrscher die Vormachtstellung vor allen weltlichen Fürsten in Europa. Der wiederum ließ in den von ihm eroberten Gebieten missio- nieren. Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche • Die allmähliche Einführung der Dreifelderwirtschaft in der Karolingerzeit verbesserte die landwirtschaftlichen Erträge entscheidend. Mit der Reform der Münz-, Maß- und Gewichts- systeme sowie der Schrift bewirkte Kaiser Karl einen „Modernisierungsschub“ (Karolingische Renaissance). Das Entstehen der „Staatenwelt“ Europas • Im 10. Jh. begann sich jene europäische Staatenwelt zu for- mieren, die bis in die Gegenwart von Bedeutung ist: Neben den Nachfolgestaaten des fränkisch-karolingischen Rei- ches – Frankreich und „Heiliges Römisches Reich“ – ent- wickelten sich staatliche Gebilde der Ungarn, der Slawen (z. B. Polen und Böhmen) sowie der Normannen (Sizilien, Süditalien, England). • Die Kaiser – v. a. Otto I., II., III. – förderten den Aufbau der Kirchen in Böhmen, Polen und Ungarn. Damit banden sie diese Länder in den römisch-lateinischen Kulturkreis ein. Die feudale Ordnung Europas • Das Lehenswesen war mit der Lehenspyramide die „staat- stragende“ Einrichtung des Mittelalters (vgl. Grundbegriffe). • Die Grundherrschaft (vgl. Grundbegriffe) bildete die wirt- schaftliche Grundlage des Hochmittelalters. Sie bestimmte das Leben der Bäuerinnen und Bauern bis in das 19. Jh. • Die ständische Gesellschaftsordnung (vgl. Grundbegriffe) begann sich mit dem Durchbruch der Städte und mit dem Bürgertum als neuer Bevölkerungsgruppe aufzulösen. • Die Geldwirtschaft nahm ab dem 12. Jh. zu. • Die Verbesserung der Technik (u. a. Beetpflug, Dreifelderwirt- schaft, Kummet, Hufeisen) ermöglichte eine Steigerung der Ernteerträge und die Ernährung der wachsenden Bevölkerung. • Die Klöster im Mittelalter waren sowohl religiöse als auch kulturelle und wirtschaftliche Zentren. Sie waren auch Zen­ tren der Verwaltung. Kirche und Kaisertum • Einerseits förderten die Kaiser – v. a. im 10. Jh. – die Reform der Kirche und des Papsttums. Andererseits bedienten sie sich der Bischöfe und Äbte im Reich zur Umsetzung ihrer politischen Interessen („Reichskirchensystem“). • Der reformorientierte Papst Gregor VII. (1073–1085) wies die Einmischung des Kaisers Heinrich IV. (1056–1106) in Ange- legenheiten der Kirche zurück. Das führte zum Investitur- streit. Er endete mit dem Konkordat zu Worms (1122). • In einer erneuten Auseinandersetzung erhob Papst Inno- zenz III. den Anspruch der Kirche auf die Weltherrschaft. Dem widersetzte sich Kaiser Friedrich II. erfolgreich. • Auf seinen Tod (1250) folgte im Reich die Zeit des Interreg- nums. Dieses beendete der 1273 zum deutschen König gewählte Rudolf von Habsburg (1273–1291). • Die Kirche war im 12. Jh. in vielen Bereichen verweltlicht. Reformgruppen, wie die Katharer, lehnten die Amtskirche ab. Sie wurden als Ketzer im ersten Drittel des 13. Jh. grausam verfolgt und unterworfen (Albigenserkriege). Bettelorden (Franziskaner und Dominikaner) stärkten die Reformkraft der Kirche im späten Mittelalter. Basiswissen 126 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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