Zeitbilder 5, Schulbuch

18. Muslime in Europa Fasse deine Erkenntnisse aus den bisherigen Informatio- nen zu Konflikten und Begegnungen zwischen der euro- päischen und der arabischen Welt zusammen (vgl. Kap. 3.2, 15.1 und 15.3.). Die Darstellung der Muslime in Europa Im 7. und 8. Jh. erschütterten die Eroberungskriege der arabischen Muslime die Welt rund ums Mittelmeer. In den folgenden Jahrhunderten des Mittelalters wurden der Islam und die Muslime von den Europäern sehr un- terschiedlich wahrgenommen. Erkenntnisse dazu ent- stammen den Chroniken, welche die Historiographen der damaligen Zeit verfassten. Dies waren in der Regel gelehrte Mönche. Zunächst negativ … Nachdem die arabischen Heere nach Siegen gegen Ostrom (Byzanz) das Heilige Land samt Jerusalem und die heiligen Stätten der Christenheit erobert (638) hat- ten, wurden sie von den christlichen Geschichtsschrei- bern u. a. als „unsägliches Volk der Sarazenen“ und als „Gotteslästerer“ bezeichnet. Gewalttätigkeiten der muslimischen Heerführer unter- einander, wie Meuchelmorde und Fehden, betonten die Chronisten besonders. Auch für das 8. Jh. vermittelten sie auf diese Weise ein sehr negatives Bild über die Mus- lime. Um die Mitte des 9. Jh. kam es zur Abfassung anti­ islamischer Schriften. In ihnen erschien Mohammed als Vorläufer des Antichrist („Antichristus diabolus“). Er wurde übelst verunglimpft (Rotter 2004, S. 302). … dann positiver … Doch im 10. und v. a. im 11. Jh. erfolgte weitgehend eine Veränderung der Sichtweise von Muslimen. In ihnen sah man damals keine Bedrohung mehr. Die Herrschaft des Kalifen von Córdoba über Spanien war zusammenge- brochen (1031) (vgl. S. 112). In Sizilien und Unteritalien drängten die Normannen ab ca. 1046 die Herrschaft der Sarazenen zurück. L Man schätzte die Handelsgüter, die aus den Län- dern der Ungläubigen auch die Märkte der Ost- und Nordsee erreichten. [...] Das Schachspiel [das aus Arabien kam; Anm. d. A.] erlebte im 11. Jh. seine ers- te Hochblüte. Es wurde auf deutschen Burgen mit aus Spanien, Sizilien oder dem Nahen Osten importierten kostbaren Figuren (aus Elfenbein, Bergkristall und Halbedelsteinen) gespielt. (Rotter, Mohammed in Bamberg, 2004, S. 302f.) … schließlich wieder negativ Doch am Ende des 11. Jh., mit dem Beginn der Kreuzzü- ge, setzte wieder ein gravierender Wandel ein. Der Auf- ruf von Papst Urban II. zum Ersten Kreuzzug (1095) ist ein Beispiel dafür. Er sprach vom „gottlosen Volk der Sarazenen“, welches „die Altäre mit Schmutz befleckt“ hat (vgl. S. 114). Ähnlich wurden die Muslime im 12. und 13. Jh., in den zwei Jahrhunderten der Kreuzzüge (vgl. S. 110), dargestellt. Als „Ungläubige“, als „wilde Barba- ren“, die „nach dem Blut der Christen dürsten und die heiligen Stätten entweihen“ (Papst Gregor VIII. 1187, zit. n. Th. Asbridge 2010, S. 400).  Innenansicht der Mezquita, der Hauptmoschee von Córdoba. Mit dem Bau wurde im Jahre 784 begonnen. Der berühmte Betsaal ist durch Hufeisen- bögen in Mittel- und Querschiffe aufgeteilt. Er wurde durch die Emire und Kalifen von Córdoba in mehreren Bauabschnitten immer wieder erweitert. Byzantinische Mosaikkünstler schmückten die Mezquita. Im Zuge der Reconquista wurde aus der Moschee 1236 eine römisch-katholische Kathedrale. 118 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=