Zeitbilder 5, Schulbuch

Spielfilme, die sich auf historische Personen oder Ereignisse beziehen, versuchen mit spezifischen Mitteln und Formen die Vergangenheit darzustellen. Sie zählen damit zu so genannten geschichtskulturellen Produkten. Es ist wichtig, diese Darstel- lungen kritisch zu hinterfragen und zu dekonstruieren. Dazu müssen die typischen Elemente eines Spielfilmes, der Entste- hungskontext, der Aufbau und die Perspektivität des Films, seine  Absichten und möglichen Bewertungen analysiert wer- den. Mit Hilfe dieser Analysen können Spielfilme dekonstruiert werden. Robin Hood – vom Räuber zum Nationalhelden Die Legende über einen Mann namens Robin Hood war in Eng- land bereits im 13. Jh. sehr verbreitet. Bis heute konnte aber nicht nachgewiesen werden, dass Robin Hood wirklich gelebt hat. Jahrhundertelang trugen Balladensänger Geschichten über ihn zur Unterhaltung vor. Jede Generation veränderte bzw. erwei- terte den Stoff, Personen und Schauplätze wechselten. Vor al- lem die Figur des Robin Hood wurde immer wieder umgedeutet. Der älteste schriftliche Hinweis auf Robin Hood stammt aus dem Ende des 14. Jh. Ausführlicher dargestellt wird Robin Hood in verschiedenen Balladen aus der Zeit zwischen 1450–1500. In ihnen erscheint Robin Hood als gefährlicher Bandit und Wegela- gerer, der ständig blutige Kämpfe mit gierigen Bischöfen und Äbten führt. Im 15. Jh. wurde er als enterbter Adeliger dargestellt. Die Rolle des Beschützers der Armen und Unterdrückten erhielt er erst ab dem 16. Jh. Der 1820 veröffentlichten Roman „Ivanhoe“ von Walter Scott sollte das Bild von Robin Hood, der darin nur kurz in Erscheinung tritt, für lange Zeit prägen: Die Geschichte thematisiert die Riva- litäten zwischen Angelsachsen und Normannen nach dem Sieg Wilhelms des Eroberers. Ein weiteres Element des Werkes sind die Spätfolgen der Kreuzzüge mit der Geiselnahme des engli- schen Königs Richard Löwenherz in Österreich. Robin Hood wird in Scotts Roman als angelsächsischer Anführer dargestellt. Da- mit wird er zum Patrioten, zum englischen „Nationalhelden“. Eine historische Grundlage für diese Rolle fehlt jedoch. In neueren Darstellungen erscheint Robin meist als Geächteter, als Sozialrebell und Vorkämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit. Unzählige Romane, Jugendbücher und Comics über diese legen- däre, populäre Figur erschienen im Laufe der Zeit und wurden weltweit verbreitet. „Robin Hood“ gehört auch zu den berühmtesten Stoffen der Film- geschichte: 1912 entstand der erste Stummfilm, Dutzende von Spielfilmen, Fernsehserien, Musicals, Zeichentrickfilme und filmi- sche Parodien über ihn wurden bis heute gedreht. Beschreibe das Filmplakat. Welche Informationen kann das Kinopublikum dem Plakat entnehmen? Erörtere, wel- che Wirkung auf Betrachterinnen und Betrachter mögli- cherweise beabsichtigt war. Vergleiche dieses Filmplakat mit dem auf der rechten Seite und analysiere die jeweili- gen Bildaussagen. Erläutere, welche (unterschiedliche) Wirkung diese beiden Plakate auf dich ausüben. 14. Robin Hood – vom Räuber zum Nationalhelden (Spielfilm)  Im Jahr 2010 erschien der amerikanische Spielfilm „Robin Hood“ unter der Regie von Ridley Scott mit Russell Crowe und Cate Blanchett in den Hauptrollen. Er erzählt eine fiktive Vorgeschichte zur eigentlichen Ro- bin-Hood-Legende. Reale und erfundene Personen und Ereignisse aus der Zeit um 1200 wurden in die Handlung integriert. (Filmplakat „Robin Hood“, Regie von Ridley Scott, 2010) Bei der Filmanalyse wird grundsätzlich zwischen Dokumentar- film und historischem Spielfilm unterschieden. Dokumentarfilme arbeiten vor allem mit originalen Filmauf- nahmen und versuchen historische Themen wirklichkeitsge- treu darzustellen. Historische Spielfilme wollen meist ein Massenpublikum an- sprechen, sie personalisieren und dramatisieren Geschichte. Sie geben die geschichtliche Wirklichkeit oft ungenau oder verfälscht wieder. Häufig lassen sie mehr Erkenntnisse über die Zeit der Entstehung des Films zu als über die Zeit der Filmhandlung. Durch die Bilder beeinflussen Filme das Geschichtsbewusst- sein aber stärker als andere historische Darstellungen. Eine kritische Analyse ist daher notwendig. Methode . 108 Kompetenztraining  Historische Methodenkompetenz Geschichtskulturelle Produkte als Orte des historischen Erzählens erkennen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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