Zeitbilder 7/8, Arbeitsheft

7 Kindheit und Jugend im Wandel 7.1 Die 68er: Proteste der Jungen | 1960er-Jahre Die Gesellschaften in den westlichen Industriestaaten machten in den 1960er-Jahren einen nachhaltigen Wandel durch. In den verschiedensten Bereichen des Alltags brachten immer mehr Jugendliche ihren Protest gegen die Generation ihrer Eltern bzw. gegen das Establishment zum Ausdruck. Das begann bei den Einstellungen und Wer- ten: Klassische Werte wie Disziplin oder Gehorsam erhielten am Beginn der 1960er-Jahre noch großen Zuspruch; am Ende des Jahrzehnts hatten sie an Bedeutung deutlich verloren. Nun wurden Werte wie Selbstentfaltung oder Ungebundenheit immer wichtiger. Politische Protestbewegungen gegen (atomare) Aufrüstung und gegen den Vi- etnamkrieg verstärkten sich seit Mitte der 1960er-Jahre. Die Proteste wurden vor allem über Texte der Rock- und Beat-Musik transportiert. In Österreich entwickelte sich die spezielle Szene des Austropop mit Künstlerinnen und Künstlern wie Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Marianne Mendt u. v. a. Umweltkritische Lieder brachten die „Worried Men Skiffle Group“ („Der Mensch is a Sau“) oder Arik Brauer („Sie hab‘n a Haus baut“) Anfang der 1970er Jahre. Ihre individuellen Freiheitsbedürfnisse äußerten die Jugendlichen überdies in der Mode und in einer veränderten Sexualmoral – dort oft mit dem Anspruch auf „freie Liebe“. Politischer Protest und Musik, aber auch Film und Mode bildeten die Grundlagen der jugendkulturellen Strömungen. Die politischen Proteste erreichten im Jahr 1968 einen Höhepunkt. Deshalb werden die Jugendlichen jenes Zeitraums zusammenfassend als „die 68er“ bezeichnet. M1 Kapitel im Zeitbilder-Schulbuch: „Die 1968er-Proteste“ Zeitbilder 7 S. 158 f. Zeitbilder 7/8 S. 248 f. M2 Der 20-jährige Gitarrist der Rock-Band „The Who“, Pete Townshend, schrieb im Jahr 1965 den Song „My Gene- ration“. Darin bringt er die Suche der Jugend nach ih- rem Platz in der Gesellschaft zum Ausdruck. Besonders die letzte Zeile der ersten Strophe erlangte „Kultsta- tus“. People try to put us d-down (Talkin´ ´bout my genera- tion) Just because we get araund (Talkin´ ´bout my genera- tion) Things they do look awful c-c-cold (Talkin´ ´bout my generation) I hope I die before I get old (Talkin´ ´bout my genera- tion) (…) 1 (Townshend, Pete: My Generation; veröffentl. im Nov. 1965; Text online auf: http://www.songtexte.com/songtext/the-who/my-genera- tion-bd6a9f6.html; 10.3.2017) M3 Wie sich die 68er eine bessere Welt vorstellten, das besingt sechs Jahre später John Lennon, Gitarrist und Sänger der Beatles, in seinem Pop-Klassiker „Imagine“. (…) Imagine there´s no countries It isn´t hard to do Nothing to kill or die for And no religion too Imagine all the people Living life in peace You may say I´m a dreamer But I´m not the only one I hope someday you´ll join us And the world will be as one (…) (Lennon, John: Imagine; veröffentl. im Sept. 1971; Text online auf: http://www.songtexte.com/songtext/john-lennon/imagi- ne-7bde0e90.html; 10.3.2017) 1 Die Ansätze des Stotterns im Text von „The Who“ symbolisieren die Unsicherheit der Jugend gegenüber der Erwachsenengesellschaft. Mit „old“ hatte der Songwriter nach eigenen Angaben damals „sehr reich“ gemeint. M4 Junge Leute am Piccadilly Circus in London 1968: ** Kleidungsstil und Haartracht der Jugendlichen drückten eine politi- sche Haltung aus: Damit wurden bisher gültige Wertvorstellungen der Eltern von den Jungen provozierend in Frage gestellt. Mädchen feilsch- ten um jeden Zentimeter beim Kürzen der Rocklänge, seit der Mini zum ersten Mal 1962 in Modezeitschriften abgebildet war. Burschen kämpften seit dem Durchbruch der Beatles (um 1963) um jeden Millimeter bei der Haarlänge. Und die Jeans kamen in Mode. Sie gal- ten als schlampig, weil sie keine Bügelfalten aufwiesen und die Nähte sichtbar blieben. Auch immer mehr Mädchen fanden das Tragen von Hosen bequemer; sie unterstrichen damit ihre Emanzipationsbestre- bungen. Gegen Ende der 1960er-Jahre hatten sich diese Stile etabliert und in den 1970-Jahren schließlich endgültig durchgesetzt. (Zusammengestellt nach: Memminger, Josef: „Das kommt gar nicht in Frage“. In: Geschichte lernen Nr. 133/2010, S. 18–25) © hwh089/Timeline Images /Süddeutsche Zeitung Photo 48 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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