Zeitbilder 7/8, Arbeitsheft

4 Lokale, regionale und globale Wahrnehmungen 4.2 Der globalisierte Tourismus | Gegenwart Massentourismus ist ein relativ junges Phänomen: Flugreisen sind so günstig geworden, dass die Mittelmeerländer und der Nahe Osten, aber auch Destinationen in Übersee für die meisten Menschen erreichbar sind. Durch das niedrigere Lohnniveau der Urlaubsländer wird der Aufenthalt noch einmal günstiger. Dementsprechend hoch sind die Touristenzahlen in diesen Ländern. Da dort meist Umweltschutzbestimmungen und Bauauflagen noch nicht so streng waren, wurden ganze Küstengebiete mit „Bettenburgen“ zugebaut, in den Restaurants haben Speisen, an die die Menschen von daheim gewöhnt sind, die einheimischen verdrängt, und die landestypische Kultur findet sich höchstens noch in „Folkloreshows“ der Hotels zur Abendunterhaltung der Gäste. Viele davon wollen sich auch gar nicht mit der Kultur und Gesellschaft ihres Gastgeberlandes auseinandersetzen und verlassen ihr „all inclusive Ferienressort“ nur zur An- und Abreise. Als Gegenmodell zum Massentourismus entstand in den 1980er-Jahren der „Sanfte“ bzw. „Nachhaltige“ Touris- mus. Träger dieser Bewegung sind Individualreisende und meist kleinere alternative Reiseveranstalter. Ziel ist es, durch umweltschonendes und sozial verträgliches Reisen nicht nur die Bedürfnisse von kulturell interessierten Touristinnen und Touristen zu erfüllen, sondern auch zu einer nachhaltigen Entwicklung der bereisten Region beizutragen. Grundlagen dafür sind Respekt vor der Lebensweise und den Traditionen der Menschen am Reise- zielort und ein schonender Umgang mit den dort vorhandenen Ressourcen. M1 Zwei Aufnahmen des alten Hafens von Nizza, die erste stammt aus dem Jahr 1896, die zweite aus 2014. ** Roger Viollet, Foto / picturedesk.com ** Karl Thomas, Foto /allOver/ picturedesk.com M2 Im März 2015 erschien auf der Homepage der Malle BZ (= Mallorca Bildzeitung) unter dem Titel „No more Ei- mersaufen“ eine Erklärung für das Eimerverbot am Ballermann: Seit heute Mittag 11 Uhr hängen vom Ballermann 4 bis zum Ballermann 6 der Playa de Palma diese Ei- mer-Verbots-Schilder, die vom Konsortium der Tou- rismusbehörde in Auftrag gegeben wurden. Aber bevor hier jetzt gleich wieder sämtliche Alarmglocken schellen und der Partytourismus totgesagt wird, bitte weiterlesen. Da die Saufgelage, auf spanisch „Bo- tellón“, an der Mauer und am Strand seit ca. 2 Jah- ren in katastrophale Eskalationen ausarten, will man dies ein bisschen einschränken. Der Lärm und der Müll, die bei diesen „Koma Sauf Treffen“ oder „Vorglüh Events“ entstehen, sind im- mens und werden zur Belastung der Anwohner und Behörden. Zeitweise müssen die Säuberungstrupps der Stadt Palma unter Polizeischutz ihre Arbeit tun, da sonst kein Durchkommen durch die Massen an „Wegelagerern“ und „Mauerbesetzern“ wäre. Auch die Reinigungsarbeiten im Strand, die von Traktoren mit sandfilternden Förderbändern im Schlepptau be- wältigt werden, gestalten sich von Jahr zu Jahr schwieriger. Da der Umbau bzw. die Restrukturie- rung der Playa de Palma auch in den Bereichen Lärmbelästigung und Umweltschutz wichtig ist, ging man nun diesen Schritt, um den Strand und die Promenade langsam zu befrieden. Nach wie vor kann man aber ohne jeden Streß seine „Alkration“ am Strand genießen und dies auch gerne aus den legen- dären blauen Eimern. Alleine die nächtlichen und eskalierenden Partys sollen unterbunden werden. Geht doch lieber in den Bierkönig, Megapark oder ins Paradies Beach, um zu feiern, denn dafür sind die Spaßbuden ja eigentlich auch da. (O.V.: Eimer-Verbot am Ballermann auf Mallorca. In: malleBZ - Die Ballermann Zentrale vom 28.7.2011; online auf: http://www.mallebz. net/ballermann-news/1609-eimer-verbot-am-ballermann-auf-mallor- ca.html; 27.2.2017; Korr.d.A.) 32 N ur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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