Zeitbilder 7/8, Arbeitsheft

2 Gedenk- und Erinnerungskulturen 2.3 Woran Denkmäler in Österreich erinnern I Gegenwart Die Erinnerungskultur eines Landes spiegelt sich deutlich sichtbar in seinen vielfältigen Denkmälern wider. Sie zeugen vom historischen Bewusstsein sowie dem historischen Gedächtnis seiner Menschen bzw. dem gesellschaft- lichen Mainstream in einer bestimmten Zeit. In vielen Orten erinnern noch heute Pestsäulen aus dem 17. Jh. an diese einst regelmäßig wiederkehrende tödliche Epidemie. Andere Denkmäler wieder erinnern an herausragende Kulturschaffende, an bedeutende Wissenschenschafterinnen und Wissenschafter, an einzelne Herrscherpersön- lichkeiten oder auch an bekannte Politikerinnen und Politiker. Denkmäler waren bzw. sind als identitätsstiftende „Gedächtnisorte“ in unserer Gesellschaft aber auch umstritten. Dafür sorgten in Österreich zum Beispiel die vielen Kriegerdenkmäler, die für die gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges „als Verteidiger der Heimat“ errichtet wurden und derer man vielfach als „Helden“ ge- dachte. Im Gegensatz dazu verweigerte man jenen Menschen, die gegen das Nazi-Regime Widerstand leisteten oder den Wehrdienst verweigerten bzw. aus der Deutschen Wehrmacht desertierten, lange Zeit jegliche Anerken- nung. Ein merkbares Umdenken setzte seit 1986 ein, nach der Wahl des ehemaligen Wehrmachtsoffiziers Kurt Waldheim zum österreichischen Bundespräsidenten (vgl. Zeitbilder 8, S. 27 bzw. Zeitbilder 7/8, S. 117). Es führte einige Jahre später auch zu einer neuen militärischen Gedenkkultur. M1 Im Jahr 1893 wurde auf dem Innsbrucker Bergisel das Andreas Hofer-Denkmal (Inschrift: „Für Gott, Kaiser und Vaterland“) in Anwesenheit von Kaiser Franz Josef I. feierlich enthüllt (Modell: Heinrich Natter, Südtirol; Guss: Turbain, Wien). ** Kaiser Franz Josef I. sagte anlässlich der Einweihung: „Durch die Errichtung des Denkmales (…) haben die Bewohner Tirols und Vorarl- bergs eine Dankesschuld entrichtet an das Andenken jenes Mannes, der, (…) ein Held im Siege wie im Tode, in all seinem Handeln keinem andern Gebote, als dem unbeugsamer Pflichterfüllung, keinen anderen Gefühlen als jenen treuester Liebe zu Kaiser und Vaterland gefolgt ist.“ (Justic, Josefine: 100 Jahre Andreas-Hofer-Denkmal auf dem Bergisel. In: Austria Forum; online auf: http://austria-forum.org ; 6.5.2015) Foto, 2015. © Alois Scheucher M2 Das 7m breite und 5,8m hohe Grabdenkmal wurde bereits 1900 vom steirischen Bildhauer Hans Brand­ stetter für Karl Ritter von Jaeger (gest. 1920) am St. Peter Ortsfriedhof in Graz errichtet. 1921 wurde es als Kriegerdenkmal übergeben. ** Kriegerdenkmal am St. Peter Ortsfriedhof, Foto, 2015. © Alois Scheucher 18 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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